Gestern sind Reinhard und ich mit der Sutje wieder auf den Kanaren angekommen.
Die letzten Tage und Wochen vor der Überfahrt gehörte es wie immer zum Standardprogramm, regelmässig die Wetterlage zu analysieren und einen guten Zeitpunkt für den Absprung entweder erstmal nach Madeira oder gleich zu den Kanaren zu finden.
Etwas bedrohlich war eine lange Zeit der Hurrican Danielle, der sich viele Tage lang westlich von den Azoren festgesetzt hat. Kommt der irgendwann zu den Azoren, oder zieht er irgendwann Richtung Nord-Osten ab? Wenn er kommt, ist man sicher im Hafen oder sucht lieber vorher das Weite?
Der Hafen von Ponta Delgada auf Sao Miguel, unserem Ausgangspunkt auf den Azoren, ist nicht sonderlich geschützt. Selbst bei wenig Wind ist immer Schwell im Hafen, der die Schiffe an ihren Festmachern reissen lässt. Man möchte also nicht wissen, was im Hafen los ist, wenn dort ein Tropensturm durchgeht.
Also haben Reinhard und ich am Tag von Petras Abreise nach Deutschland gleich die Leinen losgeworfen und sind nach Santa Maria gesegelt, deren Hafen etwas besser gegen Sturm und Schwell geschützt ist. Von dort wollten wir das Wettergeschehen weiter beobachten und auf ein gutes Wetterfenster warten.
Neben den üblichen Wettermodellen haben wir zusätzlich täglich das National Hurricane Center sowie das Ocean Prediction Center des US-Wetterdienstes NOAA befragt, wo nicht nur Computermodelle irgendwelche Daten ausspuken, sondern Meterologen die Lage analysieren und ihre Prognosen ableiten.
Das Abfahrtfenster kam dann schon zwei Tage später. Zwar prognostizierten die Wettermodelle in Spitzen Wind bis zu 25 Knoten (Windstärke 6) und Wellen mit bis zu 3 Metern Höhe, aber die meiste Zeit waren gute Segelbedingungen vorhergesagt.
So sind wir dann nach einem netten Abend zusammen mit Bernd von der SY Hullu Poro letzten Donnerstag Richtung Teneriffa ausgelaufen.
Genauso wie es das Wettermodell vorhergesagt hat, kam es dann auch. Wir hatten wunderschönes Segeln mit meist angenehmer Welle und überwiegend moderaten Winden, die uns schnell auf die Kanaren gebracht haben.
Reinhard mussten an den ersten zwei Tagen unter Verwendung von SuperPEP-Kaugummis gegen Reisekrankheit zwar noch etwas die Seebeine wachsen, aber dann hat sich bei uns beiden ein entspannter Trott aus Wache gehen, aufs Meer schauen, essen, dösen und schlafen eingestellt. Vereinzelt musste mal ein Segel gerefft oder ausgerefft werden, aber das war dann schon alles an Aktivität. Die ganze Zeit war keine einzige Wende oder Halse notwendig.
Während der Reise hat Petra regelmäßig die Webseiten des US-Wetterdienstes für uns studiert. Diese Seiten können wir auf See nicht dierkt aufrufen, da unser Satellitentelefon keinen Webzugriff erlaubt. Daher hat Petra uns mit Kurznachrichten per Satellit auf dem Laufenden gehalten.
In der vorletzten Nacht kam wie vorhergesagt der Wind mit Stärke 6, was aber mit entsprechend gerefften Segeln kein Problem war. Am vorletzten Tag kam auch wie vorhergesagt die 3-Meter-Welle, die aber völlig harmlos war, denn sie hat uns mit einer Periode von 10 Sekunden ganz sanft angehoben und wieder abgesenkt.
Nach weniger als fünf Tagen auf See war die Strecke von über 700 Meilen dann geschafft und wir haben im bekannten Hafen von Santa Cruz de Tenerife festgemacht.
Delfine und Wale haben sich auf See gar nicht gezeigt, dafür aber einige Schwärme fliegender Fische. Einer von ihnen hat sich nachts leider zu uns an Deck verirrt und ist dann dort verendet.
In Santa Cruz werden wir nur kurz bleiben, am Wochenende geht es weiter nach Gran Canaria, wo wir am Montag einen Termin mit einem Segelmacher haben. Danach geht es Anfang Oktober in die Werft, wo die Sutje fit gemacht werden soll für die Überfahrt zu den Kapverden und in die Karibik. Wir hoffen, dass die Arbeiten noch im Oktober abgeschlossen werden können, aber bei den Planungskünsten der meisten Werften weiss man nie so genau, wie lange es dauern wird.