Mittlerweile ist Petra seit knapp zwei Wochen in Deutschland und genießt dort Kälte, Nieselregen und blühenden Flieder.
Nach ihrer Abreise hatte ich noch ein paar schöne Tage auf Providencia, während der Wind für eine Weiterreise nach Guanaja/Honduras noch nicht gepasst hat. Auch hatte ich den markanten Split Hill, eine von drei möglichen Wanderungen auf der Insel noch nicht gemacht, was ich jetzt nachholen konnte.
Vor allem stand aber vor der Abreise auf dem Programm im Kopf durchzuspielen, wie bestimmte Abläufe beim Segeln auch alleine funktionieren, die man sonst immer zu zweit oder zu dritt gemacht hat. Die normalen Segelmanöver wie Setzen, Bergen oder Reffen der Segel gehen auch alleine problemlos, solange der Autopilot funktioniert und das Schiff auf Kurs hält. Aber da gibt es ja noch viel mehr, was beherrscht werden will.
Die erste Herausforderung würde für mich das Einholen des Ankers werden. Hier ist die Sutje nicht sonderlich schlau gebaut, da die Ankerkette durch ein Rohr unter die Vorschiffskoje fällt. Das Abteil unter der Koje hat zwar theoretisch genug Platz, um die Kette aufzunehmen. Allerdings bildet sie beim Einholen sehr steile Haufen, was nach ein paar Metern eingeholter Kette zu einer Verstopfung im Rohr führt. Deswegen war es bisher immer die Aufgabe eines Crewmitglieds, unten auf der Koje zu sitzen und diese Haufen regelmäßig umzuwerfen, damit neue Kette nachrutschen kann. Das konnte so nicht bleiben, denn gerade wenn der Anker nicht mehr hält, aber noch mit Kette im Wasser hängt, hat man alleine nicht unbedingt die Zeit, unter Deck nach vorne zu rennen und den Haufen zu beseitigen, denn das Schiff muss dann ja aktiv aus dem Ankerfeld gesteuert werden und das geht nur, wenn man oben ist.
Von Manfred vom Schwesterschiff Auriga habe ich schon den Bauplan bekommen, wie ich das während der Sommerpause in der Werft in Guatemala umbaue, aber in Providenica war erstmal nur ein Provisorium möglich. Das Rohr wurde gekürzt und das Brett unter der Koje entfernt, so dass die Kette erstmal viel Platz hat, sich auszubreiten.
Eine spannende Frage war auch, wie das mit dem Schlafen klappt. Auf Langstrecken waren wir ja bisher meist zu dritt unterwegs, so dass jeder acht Stunden Wache und sechzehn Stunden Frei- und Schlafzeit hatte. Meine nächste Reise sollte vier Tage dauern, also mussten Schlafpausen sein. Plan war, alle 25 Minuten den Wecker klingeln zu lassen, kurz nach dem Rechten zu schauen und dann die nächsten 25 Minuten zu schlafen. Zusätzlich waren alle möglichen Alarmsysteme aktiviert, die vor Schiffen, Regenschauern oder zunehmendem Wind gewarnt haben. Das Ganze hat auch erstaunlich gut funktioniert. Ich bin einigermaßen fit in Honduras auf Guanaja angekommen, ohne schlafmangelbedingte Fehlleistungen des Gehirns.
Auch sonst verlief die Reise sehr angenehm. Der Wind kam meist in passender Stärke aus passender Richtung. Einziger Spannungsfaktor war ein berüchtigtes Pirateriegebiet vor Nicaragua und Honduras. Die Karte zeigt berichtete Piratenüberfälle. Das Gebiet habe ich zwar weiträumig umfahren, aber man weiß ja nie, ob nicht doch einmal ein Piratenboot so weit rausfährt. Aber es ist alles gut gegangen, außer ein paar Frachtern hatte ich keinerlei Begegnungen auf See.
Nach vier Tagen bin ich dann bei Sonnenaufgang in Guanaja angekommen und konnte mal wieder richtig ausschlafen, bevor es die nächsten Tage an die Erkundung der Insel geht.
Ahoi Jan, ich hätte nicht gedacht, das du Sutje so vergleichsweise ohne Probleme Einhand Segeln kannst. Respekt ! Und die Piratenkarte – wusste gar, das es so etwas gibt – sieht ja beeindruckend abschreckend aus. Aber Sutje mit ihren 20 Tonnen kann ja notfalls einfach über so ein Piratenbotchen drüber Dampfern 🙂
Dann dir alles Gute und viel Erfolg in der Werft. Liebe Grüße Reinhard
Servus Jan, ich bin wie Reinhard baff, dass es eine Karte mit Piratenüberfällen gibt. Hab die Brille abgenommen um zu sehen, dass das wirklich Totenköpfe sind 🙂
Schön, dass Du die ersten Tage gut gemeistert hast – bestimmt ist da viel Adrenalin im Körper. Alles Gute Dir weiterhin und für Dich Petra, ebenso, und viel kühles Wetter. Sollten wir in Deutschland im April hinbekommen….liebe Grüße von uns
Wahnsinn, und Respekt Jan!
Viel Spaß beim Erkunden der Insel!