Die letzte Etappe

Heute habe ich auf der Insel Utila aus Honduras ausklariert und bin auf dem Weg nach Guatemala, wo ich die Sutje im Rio Dulce für die Hurrikansaison an Land stellen will.

Utila ist eine kleine flache Insel mit vielen bunten Shops und lauten Kneipen. Hier ist ein Treffpunkt der internationalen Backpacker-Gesellschaft, die ihre Tage mit Tauch- oder Schnorchelausflügen zu den vielen Riffs verbringen und abends die Gastronomie bevölkern. Auch gibt es hier, wie auf Guanaja und Roatán, eine beachtliche Expat-Community.

Auf den Straßen ist ein ständiges Gewusel aus Tuk Tuks, Motorrädern und Golfcart-ähnlichen Gefährten. Das Gewusel steigert sich nochmal, wenn mehrmals täglich die Schnellfähre vom Festland kommt und frische Touristen bringt. Ganz interessant für ein paar Tage, aber dann reicht es auch.

Auf jeden Fall war es ein heftiger Kontrast zu Caya Cochinos, einer kleinen Inselgruppe, die ich vorher angelaufen bin. Dort leben auf mehrere Inseln verteilt nur gut 100 Menschen. In der Ankerbucht lagen nur 3-4 andere Boote und außer am Wochenende kamen auch keine Tagestouristen vom Festland.

Trotzdem war die Versorgungslage sehr gut. Eines Abends kam ein junger Mann in seinem Lancha vorbei und fragte, ob er uns Lebensmittel vom Festland bringen soll, anderntags ein Fischer, der gerade einen schönen Gelbflossenthunfisch gefangen und zum Kauf angeboten hat. Hartmut und Rita von der SY Kirke, die auch dort vor Anker lagen, haben gleich zugeschlagen und abends gab es Thunfisch satt.

Und wandern konnten wir auch wieder. Von der Ankerbucht ging es über einen dicht bewaldeten Hügel in das kleine Dorf East End auf der anderen Seite der Insel. Auf dem Weg gab es einiges an Lebewesen zu bewundern. Die Iguanas hier waren besonders zahlreich, aber nichts besonderes im Vergleich zu den anderen Inseln. Speziell war aber die pinkfarbene Boa, die nur hier vorkommt. Leider nur pink kurz nach dem Häuten, sonst eher der Natur angepasst. Und eine Tarantel am Wegesrand sieht man auch nicht alle Tage.

Im kleinen Dorf angekommen, wurden wir gleich von einem Einwohner herzlich begrüßt. Es war der junge Mann, der die Lebensmittel vom Festland gebracht hat. Eigentlich war er gerade am Wäschewaschen, hat aber alles liegengelassen, um uns durch das Dorf zu führen. Hier gab es einen Kiosk, ein Restaurant (geschlossen), ein Hotel mit zwei Zimmern (geschlossen) und eine Schule, in der gerade der Unterricht im Freien stattfand. Und viele nette Einwohner, die uns neugierig beäugt haben. Viele Besucher scheinen sich nicht nach East End zu verirren.

Gerne wäre ich noch ein paar Tage auf Caya Cochinos geblieben, aber leider gibt es auch beim Segeln manchmal Terminzwänge. In den Rio Dulce, in dem meine Werft liegt, kann ich mit dem Tiefgang der Sutje nur bei Springhochwasser einlaufen, und das ist am 8. Mai. Und auch dann werde ich ohne Hilfe vermutlich auf einer Sandbank steckenbleiben. Die Hilfe ist aber schon organisiert. Es kommen zwei Boote, eines zieht mich über die Sandbank, das andere zieht von der Seite am Mast, um die Sutje schräg zu legen und damit den Tiefgang zu reduzieren. Wird bestimmt spannend.

4 Antworten auf „Die letzte Etappe“

  1. Hui Jan, das hört sich in der Tat nach einem richtigen Manöver an, was du da vor dir hast 👍 wir drücken dir den Daumen dafür. Und schöne weitere Tage!! Die Fotos der Tiere sind faszinierend, du warst nicht soo weit entfernt. Too close for comfort für mich in jedem Fall 😂😂😂
    Liebe Grüße von R2 & Alex

  2. Hallo Jan, es scheint immer abenteuerlicher bei dir zu werden. Die Boa sieht ja toll aus.
    Und dann willst du auch noch ein bisschen Fitzcarraldo spielen. Ich drücke auf jeden Fall die Daumen, das es Sutje über die Sandbank schafft ohne das zu viel Balast abwerfen musst . Gestern sind wir durch Vegesack geradelt. Sehr schöne Lage. Mach’s gut . Reinhard

  3. Mit Vogelspinnen und Schlangen kann man mich nicht erschrecken, aber in Schräglage über eine Sandbank? Uiih! Viel Glück!

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