Immer noch Mexiko

Lange ist nichts passiert auf dem Blog, denn sooo viel gab es auch nicht zu berichten. Wir sind immer noch auf Isla Mujeres und warten auf brauchbaren Wind, um nach Key West in Florida zu kommen. Der Wind lässt aber leider auf sich warten.

Die Fahrt von Puerto Aventuras nach Isla Mujeres verlief im wesentlichen ereignislos. Spannend war nur kurzzeitig die Querung der Fährroute zwischen der Insel Cozumel und dem Festland. Im Minutentakt sausten die Schnellfähren mit 30 Knoten Speed knapp vor oder hinter uns durch. Aber irgendwie hat es gepasst.

Cancun, das auf dem Festland vor Isla Mujeres liegt, kündigte sich schon lange vorher an. Zehn Kilometer vor dem eigentlichen Ort reiht sich eine Hotelburg an die andere. Schön ist anders. Die ganze Touristenecke hier ist erst Anfang der 70er Jahre entstanden. Vorher war Cancun ein verschlafenes Fischernest mit kaum Anbindung an die Aussenwelt. Ende der 60er hatte der damalige mexikanische Präsident die Idee, die Ecke mithilfe von Investoren zu entwickeln. Der Plan ist aufgegangen. Cancun hat heute fast eine Million Einwohner und etliche Millionen Touristen pro Jahr. Nur irgendeinen Charme mit einzuplanen, hat man leider völlig vergessen.

Nach unserer Ankunft in Isla Mujeres wollten wir erstmal das Einklarieren komplett abschließen. Uns selbst hatten wir ja schon für viel Geld in Puerto Aventuras angemeldet. Für das Schiff brauchten wir aber noch das temporäre Import-Permit TIP, das nach mehr als zehn Tagen Aufenthalt fällig wird. Das gibt es nur in Cancun.

Also am nächsten Morgen auf die Fähre, um gleich früh bei Banjercita zu sein, einer staatlichen Bank, die sich auch um sowas kümmert. Nach kurzer Wartezeit kamen wir auch schon dran zur Vorkontrolle der notwendigen Unterlagen. Sicherheitshalber hatte ich den gesamten Ordner mit allen Schiffspapieren und Kopien mitgebracht. Aber ein Papier hat denen dann doch gefehlt, die Tourist Card oder FFM. Das hätten wir eigentlich von der Immigration in Puerto Aventuras bekommen sollen. Die freundliche und englisch sprechende Dame von Banjercita meinte, dieses FFM könnten wir uns gleich nebenan bei der Immigration von Cancun besorgen. Also rüber ins Nachbargebäude, nur um von einer weniger freundlichen und nicht Englisch sprechenden Dame zu erfahren, dass sie uns das nicht ausstellen könne. Dafür müssten wir zurück nach Puerto Aventuras.

Dazu hatten wir natürlich keine Lust und sind erstmal wieder mit der Fähre zurück nach Isla Mujeres. Dort haben wir den Agenten angerufen, warum er uns für teures Geld nicht alle Dokumente gegeben hätte. Von ihm erfuhren wir, dass es das FFM eigentlich gar nicht mehr gibt. Das hat den Damen von Banjercita aber niemand gesagt. Er hatte aber einen Kumpel bei der Immigration in Puerto Aventuras, der uns noch vorhandene alte Formulare ausgefüllt hat. Am nächsten Tag wollte er uns einen Fahrer mit den Dokumenten schicken.

Wir also am nächsten Tag wieder auf die Fähre und rüber. Banjercita war zu und der Fahrer kam nicht – es war irgendein Feiertag. Im dritten Anlauf am folgenden Tag hat dann aber alles geklappt. Mittlerweile kannten wir nach sechs Fährfahrten für insgesamt 180 USD auch schon alle Bordmusiker. Das Lieblingslied der beiden im Bild kommt aus Deutschland – Wind of Change von den Scorpions. Sehr passend, da wir auf einen Change of Wind warten.

Nachdem wir endlich das Einklarieren komplett abgeschlossen hatten, konnte es nun auf die Reise ins Inland gehen. Wir hatten überlegt, mit dem Zug, dem Tren Maya zu fahren. Die Bahnlinie ist ganz neu gebaut und geht stundenlang schnurgerade durch den Dschungel. Leider sind aber auch die Bahnhöfe mitten im Dschungel und mindestens 30 Minuten mit dem Taxi von den Stadtzentren entfernt. Also haben wir lieber einen Mietwagen genommen.

Die größte Herausforderung beim Fahren war, nicht einzuschlafen. Auch die Straße, fast völlig ohne Verkehr und in perfektem Zustand, ging hunderte von Kilometern fast immer geradeaus. Nur ab und zu musste man kurz aufwachen, wenn eine Mautstation oder eine Polizeikontrolle kam.

Erstes Ziel war Merida, eine schöne alte Stadt aus der Kolonialzeit. Die Spanier kamen hier ziemlich früh während der Kolonialisierung an und fanden den Standort prima, weil dort so viele Maya-Gebäude standen. Die konnte man sehr einfach als Steinbrüche verwenden, um daraus Häuser und Kirchen zu bauen. In einigen Fassaden kann man noch heute Elemente von Maya-Tempeln sehen.

Der wirtschaftliche Erfolg der Siedler blieb erstmal aus. Man hatte eigentlich auf reiche Gold- oder Silbervorkommen wie in anderen Regionen gehofft, aber so etwas gab es hier nicht. Erst mit der Zeit fand man eine gute Verdienstmöglichkeit – die Herstellung von Sisal aus Agaven. Auch heute noch stellen die Maya Sisal her und fertigen daraus in Handarbeit Hüte oder Hängematten, die sie auf den Strassen von Merida verkaufen. Neben all den handgemachten Sachen gibt es aber auch haufenweise Touri-Ramsch – “Made in Mexico” dank chinesischer Fabriken in der Stadt.

In Merida ist immer irgend etwas los, das meiste davon für die Einheimischen. Jeden Sonntag wird die Innenstadt komplett für den Autoverkehr gesperrt und alles wird zur Fahrrad- und Fußgängerzone. Auf dem zentralen Platz werden etliche Taco-Buden aufgebaut, an denen sich die Bevölkerung trifft. Abends ist dann öffentliches Tanzen zur Live-Musik vor dem Rathaus.

Für die Touristen gibt es kulturelle Maya-Aufführungen wie z.B. Pok-ta-Tok. Bei diesem Ballspiel geht es darum, den Ball nur mit Hüften im Spiel zu halten und ihn durch einen hoch angebrachten Ring zu befördern. In den alten Maya-Stätten gab es dafür extra große Stadien.

Sehr beeindruckend war in Merida die Infrastruktur. In enger Taktung fahren topmoderne Elektrobusse durch die Stadt. Überall in der Innenstadt gibt es gratis und funktionierendes WiFi und auf allen Plätzen sind Steckdosen montiert, um Handy etc. zu laden.

Von Merida nur 1,5 Autostunden entfernt, wieder schnurgerade durch den Dschungel, liegt Celestun, ein kleiner Fischerort an einer Lagune, der für seine Flamingo-Kolonien bekannt ist. Eigentlich wollten wir dort eine Bootstour durch die Lagune machen, um uns die Flamingos und mit Glück auch ein paar Krokodile anzuschauen. Allerdings wollten die Veranstalter für eine einstündige Tour knackige 150 USD haben. Das war uns dann doch zu teuer und wir haben uns Lagune und Flamingos stattdessen vom Straßenrand aus angesehen.

Deutlich lohnender war der Ausflug zur Hacienda Mucuyche. Eigentlich wollten wir hier nur eine weitere, besonders beeindruckende Cenote besichtigen. Aber im Eintrittspreis enthalten war eine obligatorische Führung über die Hacienda, bevor es ins Wasser ging. Bis vor wenigen Jahrzehnten wurde auf der Hacienda noch Sisal produziert. So haben wir ungeplant noch eine interessante Portion Geschichte über das Leben der Arbeiter und die Herstellung von Sisal mitbekommen. Sehr spannend. Und die nach oben geschlossene Cenote mit Stalagtiten, um die man schwimmen konnte, war der Hit. Die Mexikaner nehmen gerne überall viel Eintrittsgeld von den Touristen, aber diesmal war es jeden Peso wert.

Von Merida ging es dann langsam wieder zurück Richtung Sutje. Einen Zwischenstopp haben wir in Chichen Itza gemacht, einer weiteren alten Maya-Stätte und UNESCO-Weltkulturerbe. Wir waren uns noch unschlüssig, ob wir unbedingt eine weitere Anlage anschauen müssen, aber alle, die wir fragten, meinten, dass wir dies unbedingt tun sollten. Hätten wir besser bleiben lassen. Die Ruinen waren ganz nett anzuschauen, aber wegen der hohen Besucherzahlen durfte man sie nicht betreten, sondern nur aus der Entfernung bewundern. Zwischen den Ruinen hunderte von Verkaufsständen, die alle denselben Kram verkaufen. Und dazu noch ein absurd hoher Eintrittspreis.

Jetzt sind wir seit einigen Wochen wieder auf der Sutje und warten, um gut und sicher nach Florida zu kommen. Aber der Wind mag nicht mitspielen. Zur Zeit ziehen in enger Folge Tiefdruckgebiete über Nordamerika und den Golf von Mexiko. Das gibt zwar im Vorfeld des Tiefs kurzzeitig Wind aus Süd oder Südost, was wir brauchen können, aber mit Durchzug geht der Wind schnell wieder auf Nord und bläst dann meist zu stark. Oder es hat fast keinen Wind und wir müssten 350 Meilen motoren – beides keine verlockende Aussicht.

Auf Isla Mujeres gibt es leider nicht viel zu sehen. Die Insel wird dominiert von amerikanischen Touristen, die morgens von Cancun mit der Fähre kommen und den Tag in Golfcarts mit Bierdose in der Hand über die Insel knattern. Und dann beschweren sie sich, dass man keinen Parkplatz für den Cart bekommt, weil alles voll geparkt ist. Immerhin gibt es einen kleinen Wanderweg an der schroffen Nordküste, wo die Golfcarts nicht hinkommen. Wenn mal wieder ein starker Norder bläst, ein schöner Weg.

Und so polieren wir in der Zwischenzeit Messing und warten auf passenden Wind.

Mexiko statt Kuba

Nachdem Matti wieder abgemustert hatte, haben wir am nächsten Tag in Belize ausklariert. Das verlief entgegen aller Erzählungen relativ reibungslos und so konnten wir uns am nächsten Tag aufmachen Richtung Norden. Mit einem letzten Zwischenstopp für die Nacht und einem letzten Schnorcheln am Außenriff von Belize haben wir uns gemeinsam mit drei anderen Schiffen von diesem Land verabschiedet.

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Gastbeitrag: Matti in Belize

Vorwort: Matti, der nach seinem Studium gerade mit Rucksack durch Mittelamerika reist, war vor Weihnachten schon ein paar Tage an Bord, um eigentlich mit uns zu segeln. Nach unserem Stopfbuchsenmalheur hatte er die Wartezeit auf das Ersatzteil genutzt, um die Bayinseln von Honduras zu besuchen und dort den Tauchschein zu machen. Kurz vor Silvester reiste er uns hinterher nach Placencia/Belize, wo er wieder angeheuert hat.

Ankunft in Placencia

Von Livingston ging es weiter nach Punta Gorda, wobei ich direkt vom Hostel abgeholt wurde. Das Hostel lag wunderschön am Wasser, und auch die Abwicklung mit der Immigration-Behörde in Guatemala und Belize verlief völlig problemlos. Danach nahm ich den nächsten Bus nach Magrove Creek Inn – endlich wieder in einem der bekannten gelben Schulbusse unterwegs! Sie sind zwar eng (am liebsten würde ich manchmal meine Beine abhacken), aber dafür mit ganz eigenem Charme.

Um von Mangrove Creek nach Placencia zu kommen, musste ich noch mit einem Schnellboot rüber. Alles lief reibungslos, und am Ziel angekommen, funkte ich die „Sutje“ an – Jan holte mich direkt ab. Ich hatte mich schnell auf dem Boot eingelebt, da ich es in Rio Dulce ja schon einmal besucht hatte.

Der erste Abend verlief entspannt: Ich traf mich mit den anderen Seglern, die neugierig waren, wer der neue Passagier auf der „Sutje“ war. Gemeinsam feierten wir ins neue Jahr – das Wetter spielte zum Glück mit!

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Endlich unterwegs

Seit 3 Tagen sind wir nun endlich wieder im Salzwasser und haben den Rio Dulce verlassen. Das ganze Projekt hat sich ziemlich lange hingezogen. Wir mussten zwei Wochen länger auf der Werft bleiben als geplant. Aber zunächst alles von vorne:

Nach unserer ersten Tour durch Guatemala hatten wir ja noch den Besuch der Maya-Pyramidentempel in Tikal auf dem Programm. Von Rio Dulce aus ging es dafür 5 Stunden mit dem vollgepackten Collectivo-Kleinbus Richtung Norden zur Insel Flores. Inklusive Klappsitze war mal wieder alles voll besetzt und so schleppte sich der schwach motorisierte Bus nur langsam über die Hügel. Geduld und Demut ist immer gefragt bei derartigen Überlandreisen.

Flores, eine hübsche kleine Stadt auf einer Insel im See, ist lokales Touristenzentrum und Ausgangspunkt für den Besuch von Tikal. Denn Tikal selbst ist Nationalpark und Weltkulturerbe und dort gibt es keine Unterkünfte. So muss man um dorthin zu kommen, dann am nächsten Tag nochmals 2 Stunden im Collectivo verbringen. Aber es lohnt sich. Beeindruckende Tempelbauten und Ruinen der Mayastadt gibt es mitten im dichten Wald zu besichtigen und zu erkunden. Wir haben eine mehrstündigen Führung über das weitläufige Gelände mitgemacht und viel über Götterkult, Lebensweise, technische Fähigkeiten und Niedergang der Maya- Stadt erfahren. Es gab auch genug Zeit, die Tempel und Ruinen selbst zu erklimmen und zu durchwandern.

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Heute fing der Tag gut an

Heute fing der Tag auf der Werft mal richtig gut an und diese positive Schwingung versuche ich gleich in Schreibenergie umzuwandeln. Ich bin nun schon seit 5. November wieder bei der Sutje in Guatemala. Jan ist zwei Wochen vorher rübergeflogen, um am Schiff zu arbeiten und eine Bestandsaufnahme zu machen. Dieses versetzte Anreisen kann ich nur jedem empfehlen. In den wenigen Wochen, die Jan in Deutschland war, ist natürlich wieder etwas kaputt gegangen. Irgendeins der vielen Gewitter während der Hurrican Saison ist dem Schiff zu nahe gekommen und hat Teile der Elektronik geschrottet. Wind, Tiefe und Geschwindigkeit ließen sich nicht mehr messen und entsprechende Ersatzteile wurden also benötigt. Die konnte ich in Bremen dann noch organisieren und mitbringen. Das hätte man sonst wieder in den USA bestellen müssen.

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Sutje 2.0

Seit über drei Monaten habe ich gemeinsam mit den Werftarbeitern am Schiff gewerkelt, weswegen es auch nichts spannendes zu berichten gab.

Jeden Morgen ging es mit dem Dinghy über den See zur Werft, abends wieder zurück.

Während die Arbeiter sich außen am Schiff mit viel Handarbeit und beeindruckend großer Sorgfalt beschäftigt haben, war ich unter Deck mit Sanierungs- und Umbaumassnahmen unterwegs.

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