Zunächst einmal herzlichen Dank für Eure Anteilnahme an der Situation mit unserem Herd. So schlimm ist es nicht, den REMOSKA Ofen haben wir noch. Aber der kann ja nur zum Einsatz kommen, wenn wir genug Strom haben und das ist hier bei dem wechselhaften Wetter nicht immer der Fall. Und er kocht ja nicht; also für Kaffee und Nudeln muss dann eben doch der kleine Gasherd herhalten. Wir haben aber 24 Kartuschen besorgt und halten noch ein paar Tage durch. Und unser Dieselherd ist bereits repariert und wieder an der Ostküste bei Dover in New Hampshire. Davon sind wir allerdingt noch weit entfernt.
Von Baltimore sind wir recht zügig nach New York gekommen. Man kann oben aus der Chesapeake Bay über einen Kanal in den Delaware River fahren. Das ist schon toll, wo man überall mit dem Segelboot und unserer Masthöhe durchkommt. Im Delaware gings mit ablaufend Wasser zügig wieder auf die offene See und wir sind dann in einem Rutsch über Nacht die ganze Küste von New Jersey entlang bis nach Staten Island in die äußere Bucht von New York gesegelt. Dort haben wir in einer sehr schönen geschützten Bucht von Great Kill eine Mooring im Richmond County Yacht Club bekommen. Hier ist man gefühlt sehr weit von New York entfernt und in der Natur: kein Lärm, viele Vögel, Seeschwalben und – sehr beeindruckend – Scherenschnäbler beim Fischen und rundherum gepflegte Eigenheimidylle. Aber Staten Island gehört zum Stadtgebiet von New York und ist sehr gut angebunden. Man ist mit dem Expresszug schnell in St. George im Norden von Staten Island und von dort geht die kostenlose Fähre direkt nach Manhattan. Auf ihr kommt man dann auch noch an der Freiheitsstatue vorbei, hat also einen touristischen Punkt schon mal abgehakt.



New York war klasse. Tagelang sind wir zu Fuß durch verschiedene Nachbarschaften gewandert und haben so von Downtown bis Harlem Manhattan erkundet. Die Stadt ist zu Fuß super zugänglich. Autoverkehr hält sich in Grenzen und es wird extrem defensiv gefahren. Man kommt mit der U-Bahn gut überall hin und muss sich nicht mal mit einem Tarifsystem auseinandersetzen. Handy vors Lesegerät halten und man ist drin und kann 2 Stunden fahren. Die Stadt hat viele gut ausgebaute Fahrradwege geschaffen und an vielen Stellen stehen E-Bikes in großer Anzahl zum Ausleihen. Und es gibt sehr, sehr viele Straßenbäume, die für ein gutes Mikroklima sorgen. So ist diese Metropole trotz ihrer Dichte recht entspannt.
Für Fußgänger besonders empfehlenswert ist auch eine stillgelegte und begrünte Hochbahntrasse entlang des Hudson von Greenwich Village nach Midtown, wo Touristen gute Fotomotive und Einheimische gemütliche Plätze für den Lunch vom Deli finden.
Nicht fehlen durfte auf unseren Wanderungen natürlich die Überquerung der Brooklyn Bridge, 1883 die erste Brückenverbindung zwischen Manhattan und Brooklyn. Hier kann man auf einer schönen Promenade ganz in Ruhe über den East River schlendern. Den Rückweg haben wir dann über die Manhattan Bridge genommen und das ist ein ganz anderes Erlebnis. Über die Stahlbrücke verlaufen 4 U-Bahn Spuren, gleich neben dem Fußweg. Der Lärm ist ohrenbetäubend, alles bebt und der Weg über die Brücke ist fast 2 km lang. Dafür ist man fast allein unterwegs und es gibt super Motive zum Fotografieren.
Ein Wiedersehen gab es mit der Cuauhtémoc, dem Schulschiff der mexikanischen Marine, das wir vor mehreren Jahren schon in Santa Cruz de Tenerife bewundern konnten und das so viel gute Laune und Lebensfreude verbreitet hat. So schön es damals war, so traurig sah es jetzt aus. Vor wenigen Wochen ist es wegen eines Maschinenausfalls in die Brooklyn Bridge getrieben und hat dabei Teile des Riggs verloren. Zwei der Seeleute kamen bei dem Unfall ums Leben, etliche wurden verletzt. Sehr traurig.


Nach ein paar Tagen auf Staten Island haben wir uns – mal wieder wegen der Tide sehr früh am Morgen bei Tagesbeginn – im Nebel an einen anderen Liegeplatz in Brooklyn Sheepshead Bay bei Coney Island verholt. Nebel gibt es hier übrigens oft und daher gibt es an den ausgetonnten Schifffahrtswegen auch sehr oft Tonnen mit akustischem Signal. Eine zentrale Glocke mit 4 außen angeordneten Klöppeln, die beim Schaukeln der Tonne abwechselnd gegen die Glocke schlagen. Das gibt eine ganz stimmungsvolle Atmosphäre und funktioniert sogar bei sehr ruhiger See.
Brooklyn war dann sogar noch spannender als Manhattan. In Sheepshead Bay leben fast ausschließlich Menschen russischer, weißrussischer und ukrainischer Herkunft und aus anderen Ländern im Osten Europas. Es wird überall slawisch gesprochen, die Atmosphäre ist herzlich robust und im Supermarkt trifft man schon mal auf eine Kassiererin, die kein Wort englisch kann. Es gibt jede Menge Kaviar und zu unserer großen Freude auch sehr viel eingelegten und marinierten Hering zu kaufen. Und der Hering (oder ähnliches) wird auch gleich neben unserem Boot im Hafenbecken gefangen.
Von Sheepshead Bay kann man zu Fuß nach Coney Island laufen. Wir waren am Sonntag morgen dort. Man hat von so einem Ort aus diversen Filmen ja irgendwie ein diffuses Bild aus heruntergekommenem Freizeitpark und grauer Tristesse. Das Gegenteil ist aber der Fall. Entlang des Brooklyn Beach führt eine sehr schöne, breite kilometerlange Promenade aus Holz. Der Strand ist feinsandig und sehr sauber und es gibt viele Rettungsschwimmer in kurzen Abständen. Sonntagnachmittag ist Salsa Tanzen angesagt und an unserem Besuchstag haben vor allem die Puerto Ricaner an ihrem „National Puerto Rican Day Parade“ für ausgesprochen ausgelassene Stimmung gesorgt.
Auch die Fahrgeschäfte in den Freizeitparks waren alle in gutem Zustand und sehr hübsch anzusehen und die ganze Stimmung in Coney Island hat uns sehr gut gefallen. Überall waren gut gelaunte Menschen und viele Familien mit Kindern unterwegs, die sich ausgelassen auf einen schönen Tag freuten.
In Brooklyn waren wir dann noch in verschiedenen weiteren Stadtteilen unterwegs. Es ist erstaunlich. Es leben dort Menschen aus allen möglichen Regionen der Welt dicht beieinander. Aber im Kleinen mischen sie sich nicht und leben absolut getrennt. Wir waren in einem chinesischen Viertel, in dem wir wirklich die einzigen nicht Asiaten waren. Dichtes Gewühl auf den Straßen und totale Verstopfung vor den Geschäften mit Fisch und Meeresfrüchten. Wir haben aber immerhin ein Restaurant mit englischer Übersetzung der Speisekarte gefunden und dort ausgesprochen gut gegessen. Von dort sind wir dann nur 10 Minuten gelaufen und waren in einem jüdisch orthodoxen Viertel. Man überquert eine Straße und die trennt die Viertel wie eine Wasserscheide voneinander. So macht man eine Weltreise durch die Kulturen auf kleinem Raum.
Am letzten Tag in New York haben wir uns in die innere Bucht verholt und eine Nacht direkt an der Freiheitsstatue geankert. Das war natürlich beeindruckend, vor allem im Dunkeln und dann hatten wir noch das Glück, den Erdbeermond über der Freiheitsstatue aufgehen zu sehen. Leider gibt es davon nur ein Handy Foto. Auf dem schwankenden Schiff geht das mit Kamera und Belichtung nicht gut.
Am nächsten Morgen gings es – mal wieder wegen der Tide ganz früh – weiter den East River hinauf unter der Brooklyn Bridge hindurch und nochmal an ganz Manhattan entlang in den Long Island Sound bis auf die kleine Insel Block Island. Hier liegen wir jetzt seit ein paar Tagen und genießen das Kontrastprogramm zu New York.