Endlich unterwegs

Seit 3 Tagen sind wir nun endlich wieder im Salzwasser und haben den Rio Dulce verlassen. Das ganze Projekt hat sich ziemlich lange hingezogen. Wir mussten zwei Wochen länger auf der Werft bleiben als geplant. Aber zunächst alles von vorne:

Nach unserer ersten Tour durch Guatemala hatten wir ja noch den Besuch der Maya-Pyramidentempel in Tikal auf dem Programm. Von Rio Dulce aus ging es dafür 5 Stunden mit dem vollgepackten Collectivo-Kleinbus Richtung Norden zur Insel Flores. Inklusive Klappsitze war mal wieder alles voll besetzt und so schleppte sich der schwach motorisierte Bus nur langsam über die Hügel. Geduld und Demut ist immer gefragt bei derartigen Überlandreisen.

Flores, eine hübsche kleine Stadt auf einer Insel im See, ist lokales Touristenzentrum und Ausgangspunkt für den Besuch von Tikal. Denn Tikal selbst ist Nationalpark und Weltkulturerbe und dort gibt es keine Unterkünfte. So muss man um dorthin zu kommen, dann am nächsten Tag nochmals 2 Stunden im Collectivo verbringen. Aber es lohnt sich. Beeindruckende Tempelbauten und Ruinen der Mayastadt gibt es mitten im dichten Wald zu besichtigen und zu erkunden. Wir haben eine mehrstündigen Führung über das weitläufige Gelände mitgemacht und viel über Götterkult, Lebensweise, technische Fähigkeiten und Niedergang der Maya- Stadt erfahren. Es gab auch genug Zeit, die Tempel und Ruinen selbst zu erklimmen und zu durchwandern.

Die Maya hatten in Tikal zwischen 900 v.Chr. und 800 nach Chr. eine große Metropole errichtet. Moderates Klima, keine Hurrikans und Kalkgestein bildeten dafür eine gute Voraussetzung. Im Laufe der Jahre etablierte sich eine Hierarchie, an deren Spitze die Priester standen und man errichtete immer mehr und größere Tempel, um die Götter wohlgesonnen zu stimmen und für gute Ernten zu bitten. Der Bauboom hat dann jedoch zu Abholzung im großen Stil geführt und am Ende zu einer Verschlechterung des Lokalklimas, so dass die Maya Tikal aufgegeben haben. Entdeckt wurde es dann erst wieder in den 50er Jahren von Leuten, die in der Gegend Gummi geerntet haben. Es war alles vom Dschungel überwuchert und nur die Spitzen der hohen Tempel ragten aus dem Blätterwald. So ist das auch immer noch für die meisten Gebäude. Wenig ist von der Natur freigelegt und zu besichtigen. Und das Wenige ist schon sehr beeindruckend.

Nach unserem Trip nach Tikal war dann geplant, zügig vom Trockenen auf der Werft ins Wasser zu kommen und loszufahren. Matti kam und quartierte sich bei uns ein. Wir bunkerten Proviant und planmässig wurden wir 2 Tage später gekrant. Aber wir hingen noch im Kran und das Schiff machte über die Antriebswelle Wasser und so haben wir die Krangurte gar nicht erst verlassen, sondern sind gleich wieder hochgehoben und an Land abgestellt worden. Leider war die Stopfbuchse undicht; ein uns schon bekanntes und unerfreuliches Thema. Auf der Werft hatten wir ein neues Wellenlager bekommen und das ganze war nicht richtig eingebaut worden. Mit der alten Stopfbuchse wollten wir dann keine Experimente machen und haben eine neue in den USA bestellt. Aber das dauert natürlich seine Zeit, bis die da ist.

Matti ist dann erstmal wieder ausgecheckt und nach Honduras gefahren und einen Tauchschein gemacht.

Das war natürlich alles doof, denn das Leben auf der Werft ist unerfreulich und mühsam. Man hat dann ja kein Klo auf dem Schiff und muss immer über die Leiter rauf und runter. Und dann ist es natürlich immer laut. Wir standen direkt am Kranbecken und der Travellift, der die Schiffe rein und raus hebt, war zu dieser Jahreszeit fleissig und lärmend in Bewegung. Und dann hat noch jemand den ganzen Werfthof gekärchert, gefühlt eigentlich immer bei uns in der Nähe. So hat das denn alles ein wenig an den Nerven gezehrt. Aber schliesslich kamen die bestellten Teile, Jan hat die Justierung der Welle und den Einbau der Stopfbuchse dann selbst vorgenommen und mit Spannung wurden wir kurz vor Weihnachten ein zweites Mal gekrant. Und alles war dicht.

So sind wir dann am 25. Dezember den Rio Dulce Richtung Karibisches Meer runtermotort. Eine spannende Fahrt, die Jan ja schon einmal Flussaufwärts gemacht hat, die für mich nun aber über den See und mit dem Canyon ein wirklich schöne Erfahrung war.

Nun sind wir in Belize angekommen und liegen in Placencia vor Anker und Matti hat gerade wieder auf der Sutje eingecheckt.

Heute fing der Tag gut an

Heute fing der Tag auf der Werft mal richtig gut an und diese positive Schwingung versuche ich gleich in Schreibenergie umzuwandeln. Ich bin nun schon seit 5. November wieder bei der Sutje in Guatemala. Jan ist zwei Wochen vorher rübergeflogen, um am Schiff zu arbeiten und eine Bestandsaufnahme zu machen. Dieses versetzte Anreisen kann ich nur jedem empfehlen. In den wenigen Wochen, die Jan in Deutschland war, ist natürlich wieder etwas kaputt gegangen. Irgendeins der vielen Gewitter während der Hurrican Saison ist dem Schiff zu nahe gekommen und hat Teile der Elektronik geschrottet. Wind, Tiefe und Geschwindigkeit ließen sich nicht mehr messen und entsprechende Ersatzteile wurden also benötigt. Die konnte ich in Bremen dann noch organisieren und mitbringen. Das hätte man sonst wieder in den USA bestellen müssen.

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Sutje 2.0

Seit über drei Monaten habe ich gemeinsam mit den Werftarbeitern am Schiff gewerkelt, weswegen es auch nichts spannendes zu berichten gab.

Jeden Morgen ging es mit dem Dinghy über den See zur Werft, abends wieder zurück.

Während die Arbeiter sich außen am Schiff mit viel Handarbeit und beeindruckend großer Sorgfalt beschäftigt haben, war ich unter Deck mit Sanierungs- und Umbaumassnahmen unterwegs.

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Fitzcarraldo am Rio Dulce

Erstmal vielen Dank an Reinhard für Deine Assoziation zu Fitzcarraldo. Wer den Film mit Klaus Kinski nicht kennt, findet hier eine Zusammenfassung.

So spektakulär wie im Film war es glücklicherweise aber nicht, über die Sandbank des Rio Dulce gezogen zu werden. Pünktlich zum Hochwasser kamen die beiden Schlepper, kräftige Boote, die für den Schleppbetrieb passend umgebaut waren. Die Leinenverbindungen waren schnell hergestellt und dann ging es ganz sacht ohne Rucken in den Leinen über die Sandbank. Der seitliche Schlepper hat die Sutje nicht mehr als 20° gekrängt, und wir hatten keine Grundberührung. Wahrscheinlich hätte ich mich auch ohne Hilfe mit eigener Maschine unter Vollgas über die Sandbank schieben können, aber so war es auf jeden Fall sicherer.

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Die letzte Etappe

Heute habe ich auf der Insel Utila aus Honduras ausklariert und bin auf dem Weg nach Guatemala, wo ich die Sutje im Rio Dulce für die Hurrikansaison an Land stellen will.

Utila ist eine kleine flache Insel mit vielen bunten Shops und lauten Kneipen. Hier ist ein Treffpunkt der internationalen Backpacker-Gesellschaft, die ihre Tage mit Tauch- oder Schnorchelausflügen zu den vielen Riffs verbringen und abends die Gastronomie bevölkern. Auch gibt es hier, wie auf Guanaja und Roatán, eine beachtliche Expat-Community.

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Schwaben in Honduras

Die Insel Guanaja gehört neben Roatan und Utila zu den Bay Islands im Golf von Honduras. Liest man sich die Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amts zu Honduras durch, kommt man zu dem Schluß, besser einen Bogen um Honduras zu machen. Seit mehr als einem Jahr besteht dort ein Ausnahmezustand zur Bekämpfung der Bandenkriminalität. Dazu kommt die allgemein hohe Kriminalität in Mittelamerika. Und das Thema Drogen ist auch hier präsent, da Honduras auf der Transportroute von Kolumbien in die USA liegt.

Auf Gunaja ist davon glücklicherweise überhaupt nichts zu spüren. Im Schiff muss man sich nachts nicht verbarrikadieren. Auch das Dinghy habe ich nie festgekettet, ohne dass es weggekommen ist.

Guanaja mit seinen gut 5000 Einwohnern besteht aus einer großen Hauptinsel, die nur in den Uferregionen besiedelt ist, vielen teils bewohnten, teils unbewohnten kleinen Inselchen sowie der „Dorf“insel Bonacca. Diese Insel ist komplett bebaut. Hier leben die meisten Bewohner und hier sind fast alle Geschäfte. Jeden Mittwoch kommt das Versorgungsboot vom Festland. So sind am Donnerstag die Regale im Supermarkt wieder voll und die Obst- und Gemüsehändler haben mehr als Kartoffeln und Kochbananen.

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