Weiter nordwärts

Ein paar Wochen später und Frido, unser Gecko, ist immer noch da. Sein Aktionsradius hat sich auf alle Innenräume erweitert und er ist fleißig unterwegs. Die Insektenpopulation auf der Sutje scheint ausreichend Nahrung zu bieten, denn Frido hat sich nun schon mehrfach gehäutet und der stuppige Babygecko hat sich zu einem schlanken Jäger entwickelt.

Frido in jungen Tagen
Frido heute

Wir sind in der Zwischenzeit gemeinsam mit Karin nochmal auf den Iles des Saintes südlich von Guadeloupe gewesen, weil dieses Lummerland der Karibik uns beim ersten Besuch so gut gefallen hat. Die Hauptinsel dieses Mini-Archipelagos, Terre-de-Haut, hatten wir ja schon gut erkundet und so sind wir mit Karin mit der Fähre nach Terre-de-Bas gefahren und haben auch dieses Eiland erwandert. Sehr verschlafen, aber mit erstaunlich gut ausgebauter Wanderinfrastruktur und abwechslungsreicher Landschaft für die paar KM².

Sehr eindrücklich war auch ein Wetterphänomen, das wir auf des Iles des Saintes – glückligerweise aus gebührendem Abstand – bewundern konnten. In weniger als einer Seemeile zog eine Windhose durch.

Nach ein paar Tagen gings dann weiter nach Malendure an die Westküste von Guadeloupe zu den Ilets Pigeon, zwei ganz kleine Inseln, die Teil des Cousteau marinen Schutzgebietes sind. Achterliche Winde sorgten für eine entspannte Überfahrt und wie sich das für ein Schutzgebiet gehört, wurden wir gleich beim Ankern schon von Schildkröten und Pelikanen flankiert. Die Ilets sind Ziel vieler Tagestouristen zum Schnorcheln und Paddeln und auch wir sind mit dem Dinghy vom Ankerplatz aus näher rangefahren, haben uns an einer der Moorings festgemacht und sich dort schnorcheln gegangen. Es gab auch viele Fische zu sehen, aber das Wasser war doch recht trüb und mir hat das Schnorcheln auf Dominica, nördlich von Portsmouth in der Toucari Bay und am Cabrits National Park noch viel besser gefallen.

Von Malendure aus ist Karin nach ein paar weiteren entspannten und kurzweiligen Tagen dir Rückreise per Bus quer über die Insel angetreten. Im Vorfeld völlig unklar, da keinerlei offizielle Information zur Verfügung steht und wir viel recherchiert und rumgefragt haben, war Fahrt dann aber völlig unproblematisch und wohl auch recht bequem und schnell. Man sollte sich auf Guadeloupe also vom Busfahren nicht abschrecken lassen nur, weil es keine Pläne gibt. Und bekiffte Jugendliche, die des Sonntags an Bushaltestellen abhängen sind eine bessere Auskunftsquelle als die Tourist Information.

Nach Karins Abmusterung haben wir uns in Malendure noch einmal im Wesentlichen mit Käse und Wein sowie Benzin für den Aussenborder verproviantiert. Das geht hier recht gut. Man kann mit dem Dinghy in einen kleinen Schutzhafen fahren und von dort aus bequem zum Supermarkt, zur Tankstelle und auch zum Waschsalon. Am Folgetag sind wir einen kurzen Schlag Richtung Norden nach Deshaies gesegelt, um dort auszuklarieren und haben dann den Absprung nach Antigua gemacht. Die Passage war seglerisch mal ein echtes Highlight. Super Halbwind und wenig Welle und so sind wir nach 6 Stunden bei gut 8 Knoten Fahrt auf Antigua in Freeman‘s Bay vor Anker gegangen.

Besuch in der Bucht von Deshaies

Auf Antigua ist man nun endgültig im Revier der Megayachten angekommen. War bisher mal die ein oder andere in einer Bucht vor Anker, so liegen sie hier in English Harbour und in Falmouth zu Hauf in den Marinas und den Buchten. An Land ist der Glitzer dann schnell vorbei. Klar, es gibt ein paar Bars und Restaurants und die hübsch restaurierte Anlage der Britischen Admiralität, Nelsons Dockyard, eine Verschmelzung von Freilichtmuseum und Touristshoppingplace. Der Rest ist dann aber die übliche zersiedelte karibische Schraddeligkeit. Nur noch viel teurer als die anderen Inseln.

Zwischen English Harbour und Falmouth Bay gibt es einen sehr schönen Trail über die Hügel entlang einiger alter Befestigunganlagen. Eine nette kleine Wandderrunde mit gutem Ausblick auf die beiden Buchten.

Berühmt bei Seglern ist das Barbeque auf Shirley Heights, da muss man hin. Gemeinsam mit Anke und Martin von der Jambo sind wir per Taxi bequem hochgefahren und haben die Pilgerströme bewundert, die sich bei der Hitze die Straße hochgequält haben. Uns hat das Bier auch so gut geschmeckt. Die Aussicht von dort oben ist spektakulär bei Sonnenuntergang und man versteht, weshalb diese Grillparty so beliebt ist. Nur unterhalten kann man sich schlecht, weil die Musik, wie ja überall in der Karibik, extrem laut ist.

In die Hauptstadt, St. John’s, sind wir mit dem Bus gefahren. Die Erwartung an städtebauliche Attraktivität war nicht hoch, aber St. John’s untertrifft dann auch das noch. Obwohl auf der Insel so viel Geld ist, erscheint die Stadt noch schraddeliger als alle, die wir in der Karibik bisher gesehen haben. Nur das Kreuzfahrtterminal ist hervorragend ausgebaut. Von der Pier, an der die Schiffe liegen, gelangen die Kreuzfahrer direkt in eine kleine, artifizielle Häuser- und Gartenwelt mit hübschen gewundenen Wegen, die ein in sich geschlossenen Konsumtempel bildet. Man weiss nicht so recht, ob das Ganze jetzt alt und restauriert oder neu in karibischem Stil aufgebaut ist. Jedenfalls muss der Kreuzfahrer sich schon etwas anstrengen, um den Weg raus in die angrenzende Wirklichkeit von St. John‘s zu finden und entsprechend wenige haben es geschafft. Nicht mal auf dem Markt, der ja sonst von Kreuzfahrern gerne besucht wird, waren welche zugegen.

Das war für uns natürlich gut, denn man wird dann auch weniger angequatscht und wir konnten die Stadt in Ruhe erkunden und haben ein super leckeres Mittag im Cafe Paradise gehabt. Da gab es Ochsenschwanz und das konnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen.

Entlang der Westküste von Antigua sind wir dann weiter Richtung Barbuda gesegelt. Auch das ist eine Tagespassage. Um 6 Uhr morgens ging es los, und wie erhofft haben wir Barbuda am frühen Nachmittag erreicht. Um hier sicher zu ankern, sollte man bei guten Lichtverhältnissen ankommen. Es gibt einige Riffs, die nicht genau karografiert sind und so ist ein Ausguck wichtig, wenn man da durchfährt. Dafür liegt man dann aber hier vor Princess Diana Beach auch wirklich vor einem karibischen Traumstrand.

Eine Antwort auf „Weiter nordwärts“

  1. Liebe Petra, lieber Jan,
    schöner Bericht und tolle Bilder. Hier in Berlin lässt der Frühling sein blaues Band noch auf der Rolle. Viele Grüße, Karin

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