Südstaatencharme

Auf unserem Weg Richtung Savannah haben wir noch zwei weitere Stopps vor Anker in der Natur eingelegt. In einem kleinen Seitenarm vom Waterway liegt Kilkenney, nicht viel mehr als ein paar Häuser mit Stegen, aber eines davon ein Restaurant mit guten Bewertungen. Was vom Ankerplatz im Fluss ganz einsam gelegen aussah, war dann erstaunlich gut besucht. Wir waren froh, dass wir eine Reservierung hatten. Scampi Creole und frittierte Flunder süß-sauer mit Ingwer waren in der Tat hervorragend.

Einen weiteren Stopp haben wir kurz vor Hells Gate eingelegt. Die Stelle liegt kurz vor Savannah und ist sehr flach und sehr eng und nur bei Hochwasser zu befahren. So wird man dann im Vorankommen durch die Gezeiten bestimmt.

Bei Savannnah sind wir für ein paar Tage in die Coffee Bluff Marina gegangen.

Kurz nach unserer Ankunft kamen auch schon Kathy und Keith, die extra aus Chicago angereist waren. Gemeinsam haben wir noch am gleich Tag das historische Zentrum von Savannah besucht und eine Hop on – Hop off Tour mit einem historisch gestalteten Trolley gemacht.

Die Stadt ist wunderschön und besticht durch eine ganz besondere Atmosphäre. Der Savannah River hat natürlich für den Wohlstand gesorgt und ist auch heute noch wirtschaftliche Lebensader. Was aber den einzigartigen Charme ausmacht ist die städtebauliche Konzeption von Savannah. Das historische Zentrum ist sehr großzügig gestaltet. Die Gründer haben 24 Squares angelegt, unbebaute Plätze mit heute wunderbaren alten Eichen und Brunnen oder Denkmälern, die das rechtwinklige Straßenmuster unterbrechen und so für Durchlüftung und auch langsamen Verkehrsfluss sorgen. Zwischen Bürgersteig und Straße gibt es oft noch einen Grünstreifen, der ebenfalls mit alten Lebenseichen bepflanzt ist. So hat man fast überall in der Stadt sehr angenehmen Schatten.

Und dann die Häuser! Wunderschöne, gepflegte Stadtvillen, die vom vergangenen und aktuellen Reichtum Savannahs zeugen. Es ist ein ganz besonderes Erlebnis, durch diese Stadt zu schlendern, in der sogar moderne Wohnhäuser aufwendig mit historischen Stilelementen versehen werden.

Am nächsten Tag haben wir eine Tour in die Umgebung von Savannah gemacht und uns Fort Pulaski auf Cockspur Island angeschaut. Es wurde Anfang des 19. Jahrhunderts zur Verteidigung gegen die Engländer geplant, aber als es nach fast 30 Jahren Bauzeit fertig war, gab es von Seiten der Engländer keine Gefahr mehr und es wurde nicht genutzt, sondern nur durch wenige Menschen instandgehalten.

Im Bürgerkrieg hat es dann kurzzeitig wieder eine militärische Bedeutung erlangt, als die Konföderierten dort Posten bezogen. Man fühlte sich dort sehr sicher und das Fort galt als nicht einnehmbar. Die Unionisten hatten jedoch eine neue Technologie in der Artillerie zur Verfügung, die ein viel zielgerichteteres Bombardement ermöglichte und so wurde Fort Pulaski von der Nachbarinsel aus in nur einem Tag aus so beschädigt, dass der Kommandeur kapitulierte. Er hatte Angst, dass das Munitionslager explodieren und all seine Männer in den Tod reißen könnte. So hat man sich dann ergeben und ist in Gefangenschaft der Nordstaaten gekommen.

Das Fort wurde dann wieder repariert und in den folgenden Jahren als Gefängnis genutzt. Mit viel Aufwand hat man noch ein neues unterirdisches Munitionslager gebaut. Aber das wurde nie mehr gebraucht. So war das Fort in den letzten zwei Jahrhunderten nur wenig im geplanten Sinne im Gebrauch und ist aus dem Grund hervorragend erhalten und bietet prima Anschauungsmaterial der wechselvollen Geschichte.

Mit Kathy und Keith haben wir uns am dritten Tag dann nochmal Savannah vom Wasser aus angeschaut und eine Hafenrundfahrt gemacht. Das war absolut super spannend. Die alten Speicherhäuser prägen noch heute das Stadtbild am Flussufer und auch hier lädt eine schöne Promenade zum flanieren ein.

Savannah hat nach New York und Los Angeles den drittgrößten Hafen der USA. Das Problem für diesen Hafen ist aktuell die Brücke über den Savannah River. Der gesamte Container-Hafen mit mehreren Terminals liegt von See aus hinter dieser Brücke und die ganz großen Containerschiffe können aufgrund von Höhenbeschränkung den Hafen derzeit nicht anlaufen. Jetzt will man natürlich konkurrenz- und zukunftsfähig bleiben, denn der Hafen ist auch heute noch der wesentliche Wirtschaftsfaktor der Stadt. Dafür muss man den Fluss ausbaggern, wie auch wir das von der Elbe kennen. Außerdem muss die Durchfahrtshöhe der Brücke erhöht werden, wie auch bei der Köhlbrandbrücke in Hamburg.

Langfristig wird man wohl eine neue Brücke bauen müssen aber kurzfristig hat man sich überlegt, die bestehende Brücke einfach ein wenig nach ober zu dehnen, indem man die Seile verkürzt, an denen die Fahrbahn hängt. Das soll funktionieren, weil die Brücke so gebaut ist, dass sie bei einem Hurrican mit hoher Amplitude schwingen kann. Sie ist also quasi locker und man kann sie jetzt wohl ein wenig mehr anziehen. Das soll dann die benötigten 8 Fuß mehr Durchfahrtshöhe geben. Ob sie dann noch genug Flexibilität für einen Hurrican hat, wird man sehen.

Kathy und Keith sind dann nach drei intensiven und schönen Tagen zu Ostern wieder nach Chicago gereist.

Wir haben uns dann auf die Abfahrt zu unserem nächsten Ziel Charleston in South Carolina vorbereitet. Kurzzeitig sah es so aus, dass wir unseren Aufenthalt in der Marina noch einmal verlängern müssten. Der Motor hatte sich entschieden, plötzlich sowohl Kühlwasser als auch Öl zu verlieren. Es mussten aber wohl nur ein paar Schrauben angezogen werden. So sind wir dann heute morgen planmäßig Richtung Norden gestartet und der Motor blieb dicht. Vermutlich ist er die viele Benutzung nicht gewohnt. Hier auf dem Waterway ist aufgrund der vielen Kurven und der Enge im Fahrwasser Segeln nicht wirklich möglich.

Im Süden der USA

Nach gut zwei Jahren in der Karibik haben wir uns nun wieder aufgemacht Richtung Norden. Wochenlang haben wir auf Isla Mujeres in Mexiko ausgeharrt und auf günstige Bedingungen gewartet, um Richtung Florida, USA zu segeln. Es waren ereignislose, heiße Tage, an denen wir immer wieder die Wetterlage beobachtet und abgeschätzt haben. Der in der Karibik vorherrschende Ostwind wurde ab und zu durch einen Nordwind abgelöst und es kamen immer wieder Tiefs aus den USA über den Golf von Mexiko. Zusammen mit dem aus Süden kommenden Yukatanstrom (der später zum Golfstrom wird) gibt das höchst unerfreuliche Bedingungen auf See, die wir gerne vermeiden wollten.

Wir brauchten, um gut Richtung Key West in Florida zu kommen einen Südostwind, der dann auch für mindestens zwei Tage mal anhielt. Ende der ersten Märzwoche war es dann soweit. 15 bis 20 Knoten Wind aus der richtigen Richtung und die Welle im Golfstrom nicht zu hoch und wir hatten dann eine angenehme Reise. Der Golfstrom hat ordentlich mitgeschoben und so waren wir nach zwei Tagen am Ziel.

In Key West haben wir uns ein paar Tage Marina gegönnt, um leichter einzuklarieren und uns erstmal zu orientieren. Die Einreise war dann viel einfacher als befürchtet. Über eine spezielle App der Grenzschützer haben wir unsere Ankunft angemeldet. Nach kurzer Wartezeit bekamen wir den Status „conditionally approved“ mit der Aufforderung, uns persönlich beim Immigration Office zu melden. Dort wurden nur, wie am Flughafen, Fingerabdrücke und Bilder genommen und schon waren wir einklariert. Und alle waren sehr freundlich. Von anderen Seglern hatten wir gehört, dass ihre Schiffe gründlichst nach verbotenen Lebensmitteln etc. durchstöbert wurden. Bei uns nicht. So hatten wir ganz umsonst studiert, was genau verboten ist und ganz umsonst alles verbotene noch in Mexiko oder auf See konsumiert.

Key West ist sehr schön und gepflegt und es hat mal wieder richtig Spaß gemacht, auf intakten Bürgersteigen an hübschen Häusern mit schönen Gärten im Schatten von Straßenbäumen stressfrei spazieren zu gehen. Nur die vielen Hühner, die überall in Key West frei rumlaufen, haben noch an die Karibik erinnert. Der Ort ist natürlich voll von Touristen, aber er hat seine Struktur nicht verloren. Es gibt keine großen Bettenburgen und man hat den Eindruck, dass auch eine einheimische Population dort noch ihren Wohnsitz hat. Aber natürlich gibt es viele Bars und Restaurants, in denen die amerikanische Rentnergeneration ihren Tag genießt und der amerikanischen Gitarrenrock der 70er Jahre dudelt.

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Mexiko statt Kuba

Nachdem Matti wieder abgemustert hatte, haben wir am nächsten Tag in Belize ausklariert. Das verlief entgegen aller Erzählungen relativ reibungslos und so konnten wir uns am nächsten Tag aufmachen Richtung Norden. Mit einem letzten Zwischenstopp für die Nacht und einem letzten Schnorcheln am Außenriff von Belize haben wir uns gemeinsam mit drei anderen Schiffen von diesem Land verabschiedet.

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Heute fing der Tag gut an

Heute fing der Tag auf der Werft mal richtig gut an und diese positive Schwingung versuche ich gleich in Schreibenergie umzuwandeln. Ich bin nun schon seit 5. November wieder bei der Sutje in Guatemala. Jan ist zwei Wochen vorher rübergeflogen, um am Schiff zu arbeiten und eine Bestandsaufnahme zu machen. Dieses versetzte Anreisen kann ich nur jedem empfehlen. In den wenigen Wochen, die Jan in Deutschland war, ist natürlich wieder etwas kaputt gegangen. Irgendeins der vielen Gewitter während der Hurrican Saison ist dem Schiff zu nahe gekommen und hat Teile der Elektronik geschrottet. Wind, Tiefe und Geschwindigkeit ließen sich nicht mehr messen und entsprechende Ersatzteile wurden also benötigt. Die konnte ich in Bremen dann noch organisieren und mitbringen. Das hätte man sonst wieder in den USA bestellen müssen.

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Doch wieder Kolumbien – aber diesmal ganz anders

So schwierig in Panama der Umgang mit den Behörden ist, so nett und pragmatisch sind die Leute, mit denen man sonst zu tun hat. Frank-Oliver, unser Mitsegler für die nächste Etappe war inzwischen aus Miami in Linton Bay angekommen und wir hofften, dass das angepeilte, geeignete Wetterfenster für die Reise nach Norden Richtung Caymans sich auch wie vorhergesagt einstellt.

Für die geplanten fünf Seetage wollten wir natürlich möglichst kurz vor Abfahrt noch ein paar frische Lebensmittel verproviantieren. Das ist nicht so einfach in der Gegend von Linton Bay. Die Supermärkte im nächsten Ort haben nur wenig und das ist großteils welk. In der Marina selbst gibt es aber einen kleinen, gut geführten Container-Laden mit Frischware. Aber der bekommt auch nur einmal die Woche Lieferung und wir wollten natürlich nichts Altes. Kein Problem, die Lieferung kam um 9 Uhr am Abend vor unserer Abfahrt und wir durften uns dann direkt aus den Kisten des Lieferanten bedienen und konnten am nächsten Morgen gleich früh los.

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Auf den Pfaden der internationalen Backpacker Community

Die gemeinsame Reise mit Tobi nach Minca in die Berge im Osten von Kolumbien hat uns von der Party Location Cartagena direkt zum internationalen Chill Out geführt. Im angenehm klimatisierten Überlandbus sind wir sechs Stunden durch die ziemlich vertrocknete Küstenregion von Nordkolumbien getuckert. Die Verkehrsdichte ist moderat, aber die vielen Speed Bumps sorgen trotzdem für eine recht geringe Durchschnittsgeschwindigkeit. Hier und da wird zudem kurz angehalten, um Verkäufer aufzunehmen, die ihre frisch frittierten Leckereien dann während der Fahrt im Bus anbieten. So kommt man recht entspannt und keinesfalls ausgehungert bequem von Cartegena nach Santa Marta im Norden an der Küste. Dort haben wir direkt am Busbahnhof ein Taxi nach Minca genommen.

Minca ist ein netter kleiner auf 600 Metern im Wald gelegener Ort, in dem sich in den letzten Jahren jede Menge Packpacker Infrastruktur entwickelt hat. Es gibt viele nette Hostels, AirBnB und kleine Hotels, die Restaurants decken die internationale Küche ab und abgerundet wird das Ganze durch jede Menge Cafés, Bars und Handwerkskunst. Gefühlt gibt es kein Haus in dem Ort, das nicht irgendwie an der Versorgung und Unterhaltung der Touristen beteiligt ist. Das Ganze ist organisch gewachsen und doch ausreichend strukturiert, um eine sehr angenehme Atmosphäre zu bieten.

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