Weihnachten auf den Kanaren

Vor drei Tagen haben wir Las Palmas, Gran Canaria verlassen und sind nach Santa Cruz de Tenerife gesegelt. Die 50 Seemeilen sind nur ein Tagestörn, aber da schwache Winde vorausgesagt waren und wir gerne auch bei wenig Wind segeln und nicht den Motor bemühen wollten, um noch bei Tageslicht anzukommen, sind wir früh um 5 Uhr aufgestanden und haben nach einem kurzen Frühstück abgelegt.

Auslaufen aus Las Palmas

Gran Canaria hat uns sehr gut gefallen und der Abschied fiel uns richtig schwer. Die letzten Tage dort waren noch von intensiven Wandererlebnissen mit Wasserfällen und steilen Barrancos geprägt.

Am letzten Abend haben wir uns noch einmal der vorweihnachtlichen Stimmung von Las Palmas hingegeben, aber dann sollte es doch weitergehen. Santa Cruz war ja schon gebucht.

Trotz der frühen Stunde sind wir noch von der Crew der Zuri per geschwenkter Taschenlampe verabschiedet worden. Das war sehr nett und hat fast ein bisschen Wehmut erzeugt. Wenn man mit einer anderen Crew immer mal wieder über längere Zeit gemeinsam im Hafen liegt und sich austauscht und trifft, ist es auch persönlich immer ein Abschied und man weiss ja nicht, ob man sich noch mal wieder trifft.

Die Überfahrt nach Santa Cruz verlief wesentlich schneller als gedacht. Es war viel mehr Wind als angesagt und zwischen den Inseln kommt noch der Düseneffekt hinzu, so dass wir bei bis zu 30 Knoten Südwind im ersten Reff und nur unter Kutter (also das kleine unserer beiden Vorsegel) mit bis zu 8 Knoten Richtung Teneriffa gerauscht sind. Jan fand das toll, ich hätte lieber 5 Knoten weniger Wind gehabt. Aber das Gute daran war, dass wir schon um 15 Uhr hier ankamen.

Kurz vor Teneriffa

Leider hatten wir auch auf dieser Überfahrt mal wieder ein wenig Verschleiss, was nicht so schön ist. In diesem Fall war es die Reffleine, die in der Öse im Achterliek fast durchgeschubbert wäre. Sie hat nun ja gehalten, aber es wäre nicht schön gewesen, wenn sie ganz durchgebrochen wäre.

Auch auf anderen Passagen, die jetzt nicht extrem stürmisch waren, hatten wir Bruch zu beklagen. So sind uns zwei Mal bei Vorwindtörns entlang der Portugiesischen Küste Mastrutscher im Grosssegel weggebrochen (Mastrutscher halten das Segel am Mast fest). Wir hatten Ersatz dabei und konnten die dann jeweils einnähen, aber Segel und Rutscher sind ja fast neu und somit ist das nicht nur ärgerlich, sondern auch schlecht für das Vertrauen ins Material. Aber wir bekommen jetzt einen komplett neuen Satz verstärkte Mastrutscher vom Segelmacher. Hoffentlich halten die dann besser.

Santa Cruz ist auf den ersten Eindruck vollkommen anders als Las Palmas. Santa Cruz hat zwar viel weniger Einwohner, aber die ganze Stadt ist grossräumiger angelegt und hat auffällig viele sehr repräsentative Bauten. Es wird hier sicher noch Einiges an spannender Architektur zu entdecken geben. Auch die Marina hier ist so ganz anders. Las Palmas war quirrlig, belebt und dominiert von Atlantiküberquerern. Das zieht natürlich viele Händler an, aber auch viele „Atlantik-Tramper“, die versuchen auf einem Segelschiff anzuheuern und ihre mehr oder weniger gut ausgebildeten Fähigkeiten anzubieten (Ich lerne gerade kochen – na, wenn das dann auch auf See funktioniert, ist ja schon mal gut). Hier ist es eher wieder ruhig und es gibt eine Menge Dauerlieger, die gar nicht bewohnt sind. Also ein ganz anderes Hafenflair – dafür hat der Ladekran Geschenke am Haken.

Am gleichen Tag mit uns eingelaufen ist die frisch renovierte Gorch Fock, die von Kiel kam und hier im neuen Jahr dann die ersten Auszubildenden erwartet. Sie liegt nicht weit von uns und wir hoffen, dass wir sie während unserer Zeit hier mal besichtigen können.

Gestern an Heiligabend haben wir dem Motor einen Ölwechsel gegönnt und danach den Gruss an Bord, eine Radiosendung vom NDR für die auf der Welt verstreuten Seeleute gehört. Das war vielleicht kein typisches Weihnachtsprogramm, aber doch sehr stimmungsvoll.

Dort gab es einen längeren Bericht über Seeleute von Kiribati, die in Hamburg Altona gestrandet sind, weil sie nicht nach Hause kommen. Kiribati ist nur über Fiji erreichbar, und die haben noch die Grenzen geschlossen. Ich wusste vorher nicht einmal, dass es auf Kiribati Seeleute gibt, die auf grosser Fahrt bis nach Hamburg kommen.

Heute gibt es bei uns grosses Weihnachtsessen. Auf Wunsch von Jan geschmorte Ochsenschwänze mit Rotkohl. Dazu spendiere ich einen von meinen im Glas eingeweckten Serviettenknödeln.

Die Serviettenknödel werden immer mal wieder gemacht, wenn alte Brotreste verwertet werden müssen. Dafür braucht es nicht einmal eine Serviette, was immer eine Sauerei ist. Man kann den Teig auch sehr schön in ein Glas füllen und mit einer Stunde Kochzeit einwecken. Sie halten sich auf jeden Fall mehrere Wochen ohne Kühlung. Älter sind sie bei mir noch nicht geworden.

5 Antworten auf „Weihnachten auf den Kanaren“

  1. Pee, da kann ich dich nur zu gut verstehen! Wäre ich an deiner Stelle gewesen. hätte auch ich lieber 5 Knoten weniger gehabt. Mindestens. Besser gleich 10…
    Aber schön, dass ihr wider Erwarten so schön durchgerauscht seid!

    Was für tolle Bilder und bewegende Erlebnisse – die Taschenlampenschwenker haben es mir am meisten angetan. Das ist echt rührend… vor allem, wenn ich mir überlege, wie schwer es mir fällt, mich so früh aus dem Bett zu schälen.
    Da bedaure ich umso mehr, dass ich all die vorangehenden Berichte komplett verbaselt habe. Danke, Anke, dass du mich aus meiner geistigen Dornröschen-Umnachtung erweckt hast und mich nochmal auf den Blog aufmerksam gemacht hast.
    Dieser Bericht macht direkt Lust auf mehr. Ich bin gespannt! Und zum Glück haben wir ja Weihnachtsferien. Passt perfekt als Ferienlektüre, vorm warmen Ofen.

    Pee und Jan, habt weiter so tolle Erlebnisse in Santa Cruz – und alles Gute inmitten all der Atlantik-Tramper, der Lampignon-Geschenke und beim Genuss von lecker aussehenden Servietten-Knödeln. Und überhaupt! Hoffentlich bleibt euer Material euch treu! Beste Grüße aus dem eisigen Norden!

  2. Moin ihr beiden,

    Es ist immer wieder schön von euch zu lesen. Ochsenschwanz mit Serviettenknödel und Rotkohl auf nem Segler – das hat doch was! Wir drücken euch die Daumen, dass das Material in Zukunft besser hält und wünschen euch noch schöne Tage auf Teneriffa!
    Lieben Grüße

    Sabine & Lasse

  3. Hallo ihr beiden Wandersleute. Das sind tolle Aufnahmen von Gran Canaria. Dann seid ihr ja wieder Höhen und Tiefen-geübt.
    Bezüglich der Windvorhersagen kann man dann zu der bisherigen Regel (plus/minus zwei Windstärken) ja dann noch eine drauflegen. Puuuh und die Reffleine, das wäre kein Spaß gewesen. Immerhin sieht der Kern noch einigermaßen aus. Und mmmh Ochsenschwänze im Remoska geschmort. Daran kann ich mich noch gut aus Cherbourg erinnern. Ich habe gestern einen Wildschweinragout geschmort. Kann also mithalten. Allerdings konnten wir nicht im Freien essen. Da seid ihr weit im Vorteil.
    Viel Freude und schöne Entdeckungen auf Teneriffa. Liebe Grüße auch von Ursel.

    Viele Grüße -Reinhard –

  4. Falls ihr mal ein Stück Wildschwein bekommt: in 2 cm große Würfel schneiden , salzen, pfeffern, mit Ziebeln und etwas Speck (ich habe die Schwarte genommen) scharf anbraten, dann Tomatenmark einrühren und mit Portwein ablöschen. Mit 1/4 Rotwein und 1/2 Wildfond auffüllen , Lorbeerblätter und ein paar Wacholderbeeren dazu und zwei Stunden schmoren. 20 Minuten vor Schluß 500 Gramm Pilze dazu. Am Schluss mit Crème fraîche , Salz und Chilli abschmecken. Mmmmmmmh !

    1. Klingt lecker. Hier scheint es keine Wildschweine zu geben. Vielleicht finden wir beim Metzger aber mal ein schwarzes kanarisches Schwein (alte Haustierrasse), mit dem wir das Rezept probieren würden.

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