Unsere Tage auf Gran Canaria

Seit fast zwei Wochen liegen wir nun schon in der Marina von Las Palmas. Entgegen unserer Erwartung ist es hier viel ruhiger als in der Marina Rubicon auf Lanzarote. Die Marina hier liegt zwar direkt an einer viel befahrenen Autobahn, von der man aber wegen der vorherrschenden Windrichtung fast nichts hört. Und sonst ist hier kein Rambazamba wie in Rubicon, wo jeden Abend das immer gleiche Potpourri der all time favourites wie Sting, Cat Stevens und Dolly Parton, mal mehr mal weniger gut live interpretiert gespielt wurde.

Las Palmas ist einfach eine normale, quirrlige Stadt, die sehr bunt und vielfältig daherkommt. Hier gibt es sehr schöne, lange Promenaden und spannende Strassenzüge zu erkunden. Die Stadt zieht sich bunt gewürfelt von der Küste die Hügel hoch und der Tourismus ist nicht prägend. Das macht auch mal wieder Spass.

Für uns ist das Klima hier auch sehr angenehm, da nicht zu heiss. Es stauen sich immer mal wieder ein paar Wolken aus dem Norden kommend an den Bergen von Gran Canaria und bescheren Las Palmas einen angenehmen Halbschatten.
Über die Marina hier gibt es unterschiedliche Meinungen. Manche finden, die Duschen seien zu kalt, anderen gefällt die Lage nicht, aber wir finden das alles sehr akzeptabel und mit 12,50 €/Tag liegen wir hier sehr preiswert. Zum Vergleich – es gibt Marinas, die verlangen über 80 €/Tag.
Dafür muss man hier das Parken mit einkalkulieren, wenn man einen Mietwagen hat. Las Palmas hat eine sehr restriktive Parkraumbewirtschaftung. Anwohner zahlen 1/10 von dem, was wir für einen Stellplatz für den Mietwagen zahlen. Das ist verständlich und vernünftig bei den hiesigen Platzverhältnissen, aber eben einzukalkulieren – man zahlt für Autostellplatz mehr als für den Liegeplatz.

Die Marina mit ihren Freizeitbooten ist nur ein kleiner Teil vom Hafen von Las Palmas. Hier ist reger Frachtverkehr und es liegen auch jederzeit eine ganze Anzahl Frachtschiffe vor dem Hafen und der Stadt auf Reede, was ganz nett zum Gucken ist. So kennt man das von uns ja nicht, weil die Reede von Hamburg oder Bremerhaven viel zu weit draussen ist, um die Schiffe von Land aus sehen zu können.

Reede von Las Palmas

Ein Teil des Hafens bildet im Prinzip auch einen weiteren Stadtteil von Las Palmas – hier liegen immer gleich mehrere grosse Kreuzfahrer, die wie eine eigene Hochhaussiedlung aussehen. Wenn man Pech hat und in der zweiten Reihe liegt, hat man dann auch noch Schattenwurf auf dem Balkon der Aussenkabine! Passend dazu liegen am Nachbarkai Schiffe, die ähnlich aussehen, in denen aber in den Stockwerken keine Menschen, sondern Rinder transportiert werden. Die Kanaren müssen natürlich viele Lebensmittel einführen, auch Rind- und Schweinefleisch. Uns war aber doch nicht so bewusst, dass die Tiere lebend hier ankommen. Erstaunlich war auch bei einem dieser Tierfrachter, dass er aus Libyen kam, bevor er Las Palmas anlief. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Libyen ein Rinderexportland ist. Da fragt man sich schon, welche Wege die „Nahrungmittel“ so nehmen.

Kleine und grosse Kreuzfahrer
Tiertransporter

Den Mietwagen haben wir natürlich, um Gran Canaria von allen Ecken her gut kennenzulernen und täglich zu bewandern. Das Bergland ist superschön und grün und je nach Wetterlage suchen wir uns Touren vor oder hinter dem Hauptkamm aus. Einen detaillierten Wanderführer wollen wir an dieser Stelle nicht schreiben – nur soviel: Gran Canaria ist eine tolle Wanderinsel mit vielen spannenden Touren. Auch die Anfahrten sind spannend, meist braucht man mit dem Auto eine Stunde oder mehr über enge, kurvige und abenteuerliche Bergstrassen.

An einem sehr bewölkten Tag haben wir uns auch die Dünen von Maspalomas im Süden der Insel angeschaut und durchwandert.


Bei der Gelegenheit sind wir auch weiter in den Süden nach Puerto Rico gefahren, um dort neue Schuhe für Jan zu kaufen. Das letzte Paar „Landschuhe“ war leider auseinandergefallen und musste ersetzt werden, natürlich durch das immergleiche Modell von Timberlands. Wenn man Puerto Rico gesehen hat, weiss man, warum Gran Canaria seinen Ruf als Massentourismus-Insel hat. Die Talhänge sind auf mehr als Hundert Höhenmeter mit übereinandergestapelten Hotel- und Appartmentanlagen zugebaut, im Tal reihen sich die Shopping Malls aneinander. Gut für uns, wir haben die gewünschten Timberlands bekommen, aber einen Urlaub wollten wir da nicht verbringen.

Neben all den Freizeitaktivitäten sind wir natürlich immer auch mit dem Schiff und dem Alltag beschäftigt. Man entwickelt mit der Zeit ganz spezielle Tätigkeitsmuster. So sind wir beispielsweise viel häufiger im Baumarkt als das in Deutschland der Fall war – obwohl wir auch da gerne im Baumarkt waren. Hier ist es aber ein absolutes Muss, immer mal wieder einen Baumarkt komplett abzulaufen und zu schauen, was man so brauchen kann. Das gleiche gilt für die Wochenangebote vom Lidl!! Da findet sich immer sowas wie eine LED-Lichtleiste mit Bewegungsmelder, die man in einen dunklen Schrank einbauen kann oder Ähnliches. Und auch sonst, ich muss es ja zugeben, hab ich meine Aversion gegen Discounter abgebaut. Bei Lidl findet man so tolle Dinge wie Fleischsalat oder Weisswürste, die man sonst hier eben nicht bekommt und die auch mal nett sind. Dazu dann ein paar selbstgebackene Laugenbrezeln – oder eher Knoten, irgendwie sind beim Gehen die Hohlräume zugewachsen. Das ist dann auch mal fein.

Auch am Schiff ist immer wieder etwas zu tun. Da die Duschen im Hafen nicht sonderlich warm sind (also nur ganz knapp über kalt), haben wir neulich im Schiff geduscht, dank Boiler mit sehr angenehmer Temperatur. Da das Duschwasser unterhalb des Wasserspiegels in der Duschtasse landet, muss es von da per Elektropumpe aussenbords befördert werden. Leider hat genau das nicht funktioniert, was dann ein mehrstündiges Überarbeitungs- und Reinigungsprojekt nach sich gezogen hat.

In Sachen Nachhaltigkeit war ich dann auch noch ein wenig aktiv und habe meinen ca. 10 Jahre alten Lieblings-Hoodie, der zugegeben schon ein wenig abgerissen war, mit neuen Bündchen und Bändseln ausgestattet. Über 30 Jahre nicht mehr gestrickt und es ging einfach so, ohne YouTube Video. Auch erstaunlich, wie Fahrradfahren.

5 Antworten auf „Unsere Tage auf Gran Canaria“

  1. Hi Pee, hi Jan,
    ein schöner, ausgewogener Bericht. Macht neugierig auf das andere Gran Canaria und wir nehmen Teil an den schönen und nicht so spannenden Dingen, die euch beim Segeln begleiten. Ich habe aus euren Berichten gelernt, dass ein Segelboot ein Haus ohne Grundstück ist, wo es auch immer etwas zu tun gibt.
    Freue mich, euch bald mal wieder zu sehen.
    Gruß
    Heino
    PS: hoffentlich löse ich die Aufgabe richtig

  2. Holà auf die Kanaren, ich war mal Fahrradfahren auf Gran Canaria, sogar auf den Pico de las Nieves, man glaubt es ja kaum, aber der ist fast 2000 m hoch. Leider war da Nebel und entsprechende Kälte. Aber insofern kann ich mir vorstellen, dass man da auch schön wandern kann, die haben ja auch noch mehr Hügelchen.
    Ab Samstag grüße ich dann von Fuerte und wünsche Euch noch eine schöne Zeit. Wenn man in dem November- und inzwischen Dezembergrau in Deutschland keine Sonne sieht, kann man echt neidisch werden… Und Weißwurst auf Gran Canaria…? Und Petra, Lidl…? Aber Du hast es ja erklärt und als Seefahrer weiß man eben manche Dinge an Land wieder mehr zu schätzen.
    Hasta luego! Angela

    1. Hut ab, wir haben größten Respekt vor den Radfahrern hier. Die Straßen sind teils so steil, dass wir mit unserem Mietwagen im zweiten Gang die Berge hochschleichen.

  3. Hallo Petra, Hallo Jan, ein schöner Bericht wieder. Habt ihr denn auch schon Weihnachtsstimmung in irgend einer Form an Bord oder im Hafen ? Oder wird das dieses Jahr geskipt ? Die Landschaft sieht toll aus. Wie oben schon beschrieben – wenn man hier seit 4 Wochen in der grauen Suppe ist, macht das richtig sehnsüchtig. Geniesst weiter eure Zeit und du deinen Lieblingshoody (hübsche Bündchen – wie früher ). Liebe Grüße aus Vor-Mordor.

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