Wir sind in Póvoa de Varzim im Norden von Portugal – und das schon seit einer Woche – und das sicher auch noch bis Mittwoch. Es ist nämlich kein Wind. Ab und zu mal für ein paar Stunden eine leichte Brise, aber das wars dann auch schon. Am Anfang ist Jan immer noch gleich hibbelig geworden: Oh, jetzt könnte man mal segeln. Aber das kann man ja immer nur für kurze Zeit und dann müsste man wieder Motor anwerfen, denn der nächste schöne Ort mit Hafen ist weit entfernt und Ankermöglichkeiten gibt es kaum. Und unter Motor sind wir ja schon von Spanien hierher gekommen, denn der angesagte Wind kam nicht. Inzwischen ist auch alles gut und nicht jeder segelbare Wind läst uns diskutieren, ob wir auslaufen sollen oder nicht. Wir haben ja das Glück Zeit zu haben und vielleicht ist es auch gut, dass die Winde uns ein wenig ausbremsen, denn sonst wären wir schon sicher weitergesegelt und hätten uns die Gegend nicht so intensiv angeschaut.
Hier ist es nämlich auch sehr schön und das gundsätzliche Projekt ist ja, sich mithilfe des Segelboots die Welt zu erschliessen und nicht das Segelboot an der Welt vorbeizusegeln.
Póvoa de Varzim liegt nördlich von Porto und ist über ein Metro gut angebunden, so dass man in 50 Minuten in der Innenstadt vor Porto ist.
Den Besuch in Porto haben wir letzten Samstag dann nach unserer Ankunft am Freitag auch gleich gemacht und keine Frage – Porto ist schön und es ist wunderbar, die engen Strassen auf- und abzusteigen und die bunte und verwinkelte Stadt auf sich wirken zu lassen.
Ab von den zwei Flaniermeilen am Douro, die dann eben auch voll von Restaurants, Portoverkostungen und entsprechend vielen Touristen sind, ist das dann aber auch echt Arbeit bei den steilen Hängen. Dafür gibt es wunderbare Ausblicke und Tolles zu entdecken. Wir haben auf der Suche nach einem Restaurant ab vom Schuss das Café da Tita entdeckt, in dem ein älteres Paar seine Gäste auf gefühlt 20 Quadratmetern extrem liebevoll und ganz köstlich mit echter Hausmannskost bewirtet.
Von Póvoa aus lässt sich auch der Norden von Portugal gut erkunden. Mit einem Mietwagen waren wir im Nationalpark Peneda-Gerês und haben dort ein ganz, ganz schönes Wandergebiet entdeckt. Schöne Granitblöcke laden zum Bouldern ein und weil die Gegend recht feucht ist, blüht auch jetzt im Herbst noch die Heide und der Stechginster. Die Wege sind gut markiert und man kann sich hier sicher gut eine Woche rumtreiben. Uns hat es immerhin zwei Mal für eine Tagestour gelockt.
Póvoa selber ist ein sehr netter unaufgeregter Ort mit portugiesischem Tourismus und Station des portugiesischen Jakobswegs. Letzterer ist hier übrigens sehr schön ausgebaut und führt direkt an der Küste entlang durch die Dünen auf einer Holzwandelbahn. Der Tourismus hat dem Ort am Wasser zwar einige Hochhäuser beschert, aber ansonsten hat er sich eine ganz normale Struktur erhalten, mit super Markthalle und allem, was man so braucht. Recht nett ist auch die Promenade, an der sich natürlich etliche Cafés und Strandbars aufreihen und wo man die angrenzende Strasse gleich für den Autoverkehr gesperrt hat – zumindest jetzt in der Saison. Und dann braucht es dort natürlich Musik und Unterhaltung und das ist wirklich gut organisiert. Alles wird zentral über gleichmässig verteilte Lautsprecher mit einem Musikprogramm beschallt. Das ist super, wenn man da längsfährt mit dem Fahrrad, kommt wenigstens nicht aus jeder Ecke was anderes, sondern man wird ganz gepflegt unterhalten.
Der Norden von Portugal ist noch recht kleinstrukturiert agrarisch geprägt und wirkt nicht übermässig wohlhabend. Bauern verkaufen allerorts ihre Eigenproduktion, also derzeit im wesentlichen Kartoffeln und Zwieben in grossen Säcken, aber man setzt sich auch mit einigen wenigen Melonen an den Strassenrand und bietet seine Produkte an. Und das Ganze aus unserer Sicht dann doch für einen extrem geringen Preis. Arbeit kann hier allgemein kein hoher Kostentreiber sein, denn beispielsweise sind alles Strassen ausser den Durchgangsstrassen mit schönem zeitgemässem Kopfsteinpflaster belegt. Für uns auf den Faltfahrrädern war das nach 50 Kilometern dann aber doch recht anstrengend.
Die Gegend hat wie viele Randregionen in Europa dann aber doch auch viel von der EU profitiert, die hier einiges fördert, zum Beispiel den Ausbau des Wanderwegenetzes im Nationalpark.
Neben dem Erkunden der Gegend und dem Sammeln all diesen Eindrücken haben wir uns dann natürlich auch mit Wartung, Reparatur und Pflege des Schiffs beschäftigt. Edelstahl polieren, Sonnensegel ausbessern und Roststellen am Rumpf beseitigen haben uns das Gefühl vermittelt, dass es neben Freizeit auch Pflichten gibt, die erledigt werden wollen.
Liebe Petra & Jan, lieben Dank für den schönen Bericht! Ich finde so schön dass Ihr die Möglichkeit habt vor allem abseits der Hauptpfade zu sein, Euch denen aber nicht verschließt. Und welch gute Sachen sich dann auftun, das ist dann ein schönes Geschenk. Granit ist in der Natur ohnehin viel schöner.
Ich hab Tignale gestern mit Olivia auch wandertechnisch erschlossen. Der Weg ( ok nennen wir ihn so) war wild und ursprünglich, der Ausblick auf den See die Belohnung und das Essen im rifugio eine Wohltat. Freue mich wieder von Euch zu lesen. LG
Hallo Ihr Beiden, das hört sich alles so gut an, besser als jeder Reiseführer und macht echt Lust auf Entdeckungsreisen. Petra, das Bild mit den Arbeiten am Watermaker 👍👌. Was auch immer Du da gemacht hast…
Aber wirklich schön, dass Ihr das jetzt auch so entspannt seht und keinen Segelzwang entwickelt habt. Bin schon sehr gespannt auf die nächsten Berichte, das ist wie ein Fortsetzungsroman oder wie eine Fernsehserie, nur sehr viel schööööner.
Viele liebe Grüße
Angela
Euch weiterhin viel Spaß beim Entschleunigen 😉
Moin ihr Beiden!
Ihr macht das so was von richtig … toll!!!
Und das was muss ich auch noch los werden. Wer immer auch bei euch den Blog schreibt (Petra?): du hast eine sehr schöne Schreibe. Weckt bei uns so viel Erinnerungen an unsre Mini-Törn Zeit und wir können eure Erlebnisse und Emotionen förmlich schmecken und miterleben! Danke dafür!
Die Küste von Portugal sind wir 2017 mit dem Camper abgeklappert,… wunderschön wenn man den Bakalao weglässt. Den fanden wir Bäh (vielleicht haben wir aber auch nicht das richtige Restaurant gefunden).
Wir freuen uns auf den nächsten Blog.
Moin Lüder,
wir kommen gerade vom Bakalhau-Essen – sehr lecker, aber ein intensives Geschmackserlebnis.