Petra und Reinhard berichteten, dass unsere Überfahrt vom Kontinent auf die Kanaren nicht nur ein reines Vergnügen war. Offshore Segeln kann aber auch anders sein, diesmal hatten wir auf der Fahrt von Lanzarote nach Gran Canaria eine sehr angenehme Reise.
Die Abfahrtzeit am Mittwoch auf Lanzarote hatten wir so auf den Mittag gelegt, dass wir Donnerstag mit dem ersten Tageslicht in Las Palmas einlaufen wollten. Der Wind sollte gemäß Vorhersage erst schwach sein und später mit 15 – 20 Knoten (4 – 5 Bft) von hinten blasen, also perfekte Bedingungen.
Der Wind kam dann auch fast wie erwartet, nur etwas stärker. Um nicht zu früh anzukommen, haben wir die Segel gerefft, sind aber immer noch mit über 7 Knoten durch die Nacht gesaust.
Die Welle hat es diesmal sehr gut mit uns gemeint. Sie war mit max. 2 Metern nicht sonderlich hoch, kam nur aus einer einzigen Richtung und hatte eine große Wellenlänge. Wir wurden also bei weitem nicht so durchgeschüttelt wie bei der Fahrt von Portugal auf die Kanaren.
Sehr gut war auch, dass Petra vor Abfahrt fast alle Quellen von Scheppern und Klappern in den Schränken durch Einsatz von Handtüchern und Kissen ausschliessen konnte. Während bei der letzten Fahrt unter Deck ein ohrenbetäubender Lärm herrschte, konnte man jetzt einzelne verbliebene Störenfriede identifizieren und gezielt ausschalten – es war paradiesisch ruhig, nur das Rauschen des Wassers an der Bordwand war zu hören.
Über Funk kamen die ganze Nacht Meldungen der Küstenwache über mehrere manövrierunfähige Flüchtlingsboote südlich von Fuerteventura mit der Bitte, Ausschau zu halten und bei Sichtung die Küstenwache zu informieren. Im Ärmelkanal hatten wir schon ähnliche Funksprüche gehört, aber das schockierende hier auf dem Kanaren ist, dass die manövrierunfähigen Boote bei den herrschenden Nordostwinden auf den Atlantik rausgetrieben werden und keine Chance haben, wenn sie nicht von irgendwelchen Schiffen gesichtet werden.
Abgesehen von den Funkmeldungen war die Fahrt duch die mondlose Nacht traumhaft schön – oben leuchteten die Sterne, unten hatten wir kräftiges Meeresleuchten. Nach 2/3 der Strecke kam dazu ein stetig stärker werdendes Leuchten von vorne. Nicht die ausnahmsweise im Westen aufgehende Sonne, sondern der Lichtschein von Gran Canaria. Unglaublich, dass man Lichtverschmutzung auf mehr als 50 km Entfernung sehen kann.
Weil wir so gut vorangekommen sind, waren wir dann um 05:00 lange vor dem Morgengrauen in Las Palmas. Eigentlich hätten wir auf dem Weg dahin viel mehr reffen müssen, aber es lief einfach zu schön, um die Bremse einzulegen. Einlaufen im Dunklen war auch kein Problem, der Hafen war gut beleuchtet.
Etwas Stress hat nur ein niederländischer Segler in der Einfahrt verursacht, der zwar mit AIS, aber ohne Beleuchtung unterwegs war. Wir konnten ihn also auf unseren Bildschirmen sehen, aber nicht in Realität. Irgendwann, als wir nach Plotter nur noch 200 Meter entfernt waren, haben wir ihn dann auch endlich ausgemacht, da seine Segel die Lichter der Stadt verdeckten.
Obwohl uns nach Öffnung des Hafenbüros gleich mitgeteilt wurde, dass der Hafen eigentlich komplett voll sei, konnten wir trotzdem einen Liegeplatz bis zum 21.12. ergattern. Ab dann haben wir eine Zusage für den nächsten Hafenplatz auf Teneriffa.
Auf einem kurzen ersten Stadtrundgang bekamen wir die ersten Eindrücke von Las Palmas – nach der Tiefenentspannung von Lanzarote ist es hier zwar groß, laut und hektisch, aber auch mit sehr schönen und vor allem sehr farbenfrohen Ecken.
Besonders beeindruckend ist die Ladenzeile am Hafen – ein Schiffsausrüster reiht sich an den anderen. Man merkt, dass für derartige Dinge hier die letzte Einkaufsmöglichkeit für die nächsten 3000 Seemeilen auf dem Weg in die Karibik ist.
Liebe Petra und Jan,
Lieben Dank für euren schönen und wie immer interessanten Beitrag. Ich als Landei hab mich gefragt was genau ein Meeresleuchten ist. Das hört sich mystisch und extrem cool an.
Habt viel Spaß Beim Insel hopping und bis bald. Liebe Grüße aus Riva
Meeresleuchten sieht wirklich sehr mystisch aus. Tatsächlich sind es aber „nur“ Kleinstlebewesen, die durch die Schiffsbewegungen angeregt anfangen zu leuchten.
Leider lässt sich das in Fotos nicht festhalten.
Es ist sehr schön, sich mit euch in die Ferne zu träumen. Wie habt ihr es denn angestellt, trotz vollen Hafens einen Liegeplatz für 2 Wochen zu bekommen? Wie ist eigentlich die eure weitere Planung? Habt ihr ein Zeitfenster für den langen Schlag über den Teich? Seht ihr euch zuvor weitere Inseln der Kanaren an, die man sonst nicht so oft besucht (La Gomera, El Hiero, La Palma mit Vulkanspektakel)? Wollt ihr noch auf die Kapverden? Oder lasst ihr euch weiter treiben und hofft auf gnädige Hafenmeister 😉
Warum wir nun einen Platz bekommen haben, wissen wir auch nicht so genau. Vielleicht hat es gereicht, freundlich zu sein, und der Autorität Hafenmeister keine Widerworte entgegenzusetzen. Einem anderen Segler, der etwas vor uns da war, wurde auch gesagt, dass sie keinen Platz hätten. Er fing an zu argumentieren, dass doch so viel Platz im Hafen sei. Das mochte der Hafenmeister gar nicht und wurde sehr laut …
Zur weiteren Planung ist ein Blogbeitrag in Vorbereitung.
Ich freue mich schon auf eure Pläne. Was wäre eigentlich die Alternative gewesen, wenn der Hafenmeister nicht gnädig gewesen wäre? Zwei Wochen non-stop Rund-Gran-Canaria?
Wir hätten auf jeden Fall vor Las Palmas ankern können. Die Marina liegt am Rand des großen Handelshafens und in einer Ecke neben der Marina ist das Ankern erlaubt. Allerdings ist der Ankerplatz nicht bei jedem Wind geschützt. Wenn der Wind aus Ost bis Süd kommt, wird es da ganz schön schaukelig. Leider gibt es auf den Kanaren allgemein wenige gute Ankerplätze, die bei jedem Wind zuverlässig schützen.