La Isla Bonita

Ganz zurecht wird La Palma auch La Isla Bonita genannt. Sie bildet einen Querschnitt aller Landschaftsformen der Kanarischen Inseln und das alles auch noch in sehr ausgeprägter Form. Jetzt, im Frühling und nach ausreichend Regenfällen sind die sanft ansteigenden Hänge der Ostküste mit ihren malerisch bunten Häusern und Finkas opulent bewachsen. Die Gärten in voller Blüte und überall Avocado und Mispelbäume. Wo keine ordnende Hand eingreift, überwuchern Winden, Wicken und die alles dominierende Kapuziner Kresse Feld, Mauer und Straße.

Ein wunderbarer Anblick und beim Durchwandern kann man vor allem immer mal wieder eine von den leckeren Mispeln naschen. Gerne nehme ich auch immer ein paar Büschel Fenchelkraut mit, was hier so verbreitet ist wie bei uns Brennnesseln. Das wandert dann abends gleich frisch in einen Salat mit Orangen und roten Zwiebeln. Diesen Klassiker aus Italien haben wir hier schon oft und vielfach abgewandelt (plus Gartengurke, Avocado, lokaler geräucherter Frischkäse,…) gegessen, weil ich einfach an dem vielen Fenchel nicht vorbeikomme.

Fenchelkraut

Ein lokaler Klassiker wiederum, über den wir noch gar nicht berichtet haben, sind die sagenhaft leckeren Papa negra. Das sind ursprüngliche, kleine, knubbelige Kartoffeln, die hier auf den Kanarischen Inseln angebaut werden und die oft als Tapas mit rotem und grünem Mojo serviert werden. Gekocht werden die Kartoffeln mit sehr viel Salz, wobei man das Wasser möglichst ganz verkochen lässt oder die Kartoffeln nach dem Abgießen noch dämpft. Ziel ist eine Salzkruste auf den Kartoffeln zu erzeugen. Sehr lecker. Die Papa negra sind unglaublich intensiv und fast cremig, eine echte Delikatesse und im Einkauf auch entsprechend hochpreisig. Kilopreise wie bei uns beim Spargel sind durchaus üblich.

Orangen Fenchel Salat, Papa negra mit Mojo und Pulpo mit Pimenton de la Vera

So, jetzt hab ich das irgendwie geschafft, bei meinem Lieblingsthema hängezubleiben und muss da irgendwie die Kurve kriegen. Also zurück zur Isla Bonita: La Palma besteht im nördlichen Teil aus einer Art riesigem aufgebohrtem Backenzahn. Die Wände dieses Zahns sind bis zu 2500 Meter hoch, vom Meer aus steigt das Land zügig an, durchbrochen von tiefen Barrancos. Nebel- und Kiefernwald beherrschen die Hänge. Um den Norden mit  dem Auto zu Umfahren, braucht man fast einen ganzen Tag, weil die Straße in zahlreichen Windungen durch die Barrancos mäandert.   

Caldera im Panorama
Wolkenwasserfall in die Caldera

Nach innen hin fallen die Wände dann steil ab und bilden einen Krater von mehreren Kilometer Durchmesser, die Caldera de Taburiente. Auf nur 500 Meter Höhe, umgeben von den mächtigen Felswänden, kann man hier eine der schönsten Wanderungen der Insel durch ein Bachtal machen.

Der südliche Teil der Insel besteht aus einer 2000 Meter hohen Kette von Vulkanen, der Cumbre Vieja, zu der sich jetzt ja auch der jüngst entstandene Vulkan gesellt hat. Er raucht immer noch drohend vor sich hin und die ganze Kette ist wegen giftiger Gase noch gesperrt.

Wir haben immerhin eine Wanderung durch neue Aschelandschaft machen können. Das ist so anstrengend wie Sanddünen hoch und runter. Die Anpassung der Kanarischen Kiefer an die hiesigen Verhältnisse war auch hier wieder gut zu sehen. Durch die Hitze des Vulkanausbruchs waren alle Nadeln versengt, aber das neue Grün kam jetzt schon wieder mit aller Kraft hervor.

Neben dem Wandern haben wir auf La Palma auch noch einen Tauchkurs gemacht. Wir haben an Bord einen sogenannten Freediver, einen Kompressor mit Schwimmring, der ausreichend Druckluft erzeugt, so dass man über einen 10 Meter langen Schlauch mit einem Atemregler unter Wasser atmen kann. Wir haben das, um unter Wasser was am Schiff machen zu können, beispielsweise eine Leine zu lösen, die sich in der Schraube verfangen hat, oder auch die Schraube von Seepocken zu befreien.

Nun muss man aber damit umgehen können und das ganze ist ja auch nicht ganz ungefährlich, wenn man doch mal einige Meter runtertaucht, um einen Anker zu befreien, der sich festgekeilt hat. Da haben wir jetzt zumindest die Grundlagen gelernt und wissen, wie man mit Tarierweste, Gewichten und Atemregler umgeht. Das haben wir dann nach Abschluss auch gleich mal angewendet und bei der Zeezot hier im Hafen das Unterwasserschiff inspiziert und die Schraube saubergemacht.

Die Marina von Santa Cruz ist übrigens schon speziell. Sobald draußen ein wenig Welle steht, schwappt die auch um die Mole herum in den Hafen und verursacht einen enormen Schwell. Das führt aber leider nicht einfach zu Schaukeln im Hafen, sondern führt zu einem richtigen Tanz. Das Boot nimmt ganz plötzlich Geschwindigkeit auf, man denkt, man sitzt im gerade abfahrenden Zug. Dann kann es nach kurzer Strecke nicht weiter, weil es ja an den Leinen festgebunden ist, ruckt das rein und bäumt sich auf, um dann umgekehrt wieder Fahrt aufzunehmen. Es haut einen schier von den Füssen.

Sowas kommt auch in anderen Häfen vor, aber hier ist es wirklich sehr extrem. Die haben sogar schon ein Hubtor, um die Einfahrt zu schließen, aber das hilft nur bedingt, weil die Mauer der Marina auf Stelzen steht und der Schwell einfach unten durchläuft. So hatten wir hier manche unruhige Nacht. Natürlich gibt es Ruckdämpfer, die das Reissen in den Leinen abdämpfen sollen, aber die haben auch ihre Grenzen. Unsere neuen Ruckdämpfer haben es jedenfalls nicht überstanden. Die dicken Metallspiralen waren nach zwei Tagen einfach so zusammengedrückt, dass sie keine Wirkung mehr hatten.

Ein anderes Markenzeichen der Marina ist die Präsenz der Volcan de Tamburiente. Diese Höllenmaschine der Westkanaren macht ihrem Namen alle Ehre. Die Fähre wummert sich bei Ankunft unüberhörbar in den Hafen und übernachtet auch hier. Hört sich jetzt nicht so aufregend an, aber sie schaltet ihre Motoren in der Regel nicht ab und daher wummert es auch Nachts. Aber man gewöhnt sich daran. Viel schlimmer ist, wenn sie am Wochenende doch mal abgeschaltet wird und dann wieder hochfährt. Anschließend ist Boot putzen angesagt, denn den öligen Ruß, der sich dann auf Deck niedergeschlagen hat, will man nicht im Schiff verteilen. Da sind die neuen Schnellfähren doch umweltfreundlicher, auch wenn sie martialisch aussehen.

Wir haben uns hier trotzdem sehr wohl gefühlt. Santa Cruz ist ein sehr schöner Ort mit viel Ambiente, groß genug, um mehrere Tage winklige Gässchen mit schönen Plätzen zu entdecken und trotzdem beschaulich und fast ohne Autoverkehr. Eine schöne Stadt auf einer schönen Insel.

So langsam machen wir uns jetzt fertig für die Weiterfahrt. Sobald die Windbedingungen gut sind, wollen wir uns aufmachen nach Madeira. Entweder segeln wir dann erst wieder auf die östlichen Kanaren, um einen besseren Absprungpunkt für Madeira zu bekommen oder, wenn die Windrichtung passt, direkt von hier.

Nach fast 6 Monaten auf den Kanaren fällt uns der Abschied schwer, aber wir freuen uns auch auf etwas Neues.

6 Antworten auf „La Isla Bonita“

  1. Moin, Moin ihr Beiden, ein sehr würdiger Abschlussbericht für die Kanaren.
    Petra macht ja einen sehr unerschrockenen Eindruck an der Schiffsschraube ? Ist das eigentlich auch eine Koopmanns ?
    Was ist denn das für orange-roter Bach oder Pfad bei den Wanderbildern ? Gefärbtes Wasser ?
    Dann drücke ich nochmals die Daumen für eine schöne Überfahrt nach Madeira.
    Liebe Grüße aus der Normandie.

    1. Moin Reinhard, die Zeezot ist auch eine Koopmans, an der Petra so mutig werkelt. Der orange Bach kommt von eisenhaltigem Wasser.
      Schöne Zeit in der Normandie

  2. Liebe Petra und Jan, was für ein schöner Bericht von La Palma. Es ist schön, nochmal den Hafen zu sehen und die Monster Fähre. Dafür liegt der Hafen optimal, um die Stadt zu erkunden. Wir haben Dich noch eine ganze Weile die Fahne schwenken sehen, als wir wegfuhren, ich hätte wetten können, dass es die GSI Flagge war?!? Und die Natur hat sich in den 2 Wochen seit unserer Abreise nochmal prächtig entwickelt, da waren wirklich schöne Fotos zu sehen.
    Es ist top, wie patent und auch unabhängig Ihr Euch für die kommende Zeit durch den Tauchlehrgang macht! Reinhart und Ich wünschen Euch eine schöne Überfahrt und freuen uns schon jetzt wieder von Euch zu lesen. Macht es gut 🙂

    1. Liebe Alex, ja, das hast Du richtig gesehen. Ich hab schnell die GSI Flagge an unserem Flaggstock befestigt, um Euch zum Abschied zu winken.

  3. Hallo Petra,
    wie immer ein sehr eindrücklicher Bericht! Danke dafür!
    Lächeln musste ich, da man merkte, wie Du den Bogen weg vom Kochen biegen musstest 🙂
    Ich wünsche Euch eine gute Überfahrt; weiterhin schöne Erfahrungen!
    Liebe Grüße aus München

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