A Coruña ist eine sehr quirrlige Stadt mit einer sehr charakteristischen Fassadengestaltung. So gibt es fast gar keine Balkone. Um aber Licht in die Wohnungen zu bekommen, sind die Häuserfronten meist komplett mit einer Art Wintergartenvorbau verkleidet. Das sieht zunächst wie eine eigenartige Verbretterung aus, wenn man die Stadt das erste Mal sieht. Aus der Nähe betrachtet sind diese Fassaden dann aber ganz wunderbar gestaltet und verziert und geben dem Stadtbild trotz der Enge eine helle Leichtigkeit. Architektonisch wird das Ganze dann auch in den Neubauten weitergeführt, so dass A Coruña städtebaulich überaus reizvoll ist und man gut durch die Stadt schlendern kann und immer wieder neue spannende Eindrücke bekommt.
Die Marina, in der wir lagen, liegt direkt an einer sehr schönen Promenade im Zentrum der Stadt. Sowas ist ja immer schön, kann aber auch recht laut sein. Nicht so in A Coruña. Die Stadt hat es geschafft, das Zentrum nahezu komplett vom Autoverkehr freizuhalten. Am Ende jeder Zufahrtsstrasse werden die Autos von einem ausgedehneten Tunnelsystem verschluckt. Dort geht es dann unterirdisch weiter mit Parkplätzen, Abzweigungen und vielen Ausgängen in das Zentrum. So haben die Verkehrsplaner viel Platz und eine tolle Promenade für die Menschen geschaffen, und mit dicken Autos kann man da auch nicht langguren und posen.
Innerstädtisch hat man dann die Verkehrstrennung soweit getrieben, dass sogar die Jogger eine eigene Lane zugewiesen bekommen. Ausserhalb vom Zentrum muss man als Fahrradfahrer dann allerdings wieder um sein Leben fürchten, wie Jan auf dem Weg zum Baumarkt erfahren musste. So hat doch alles Gute seine Grenzen.
Im Baumarkt war Jan wegen eines Kohlefilter. Das Leitungswasser in Spanien ist stark gechlort und das wollten wir nicht so gerne im Tank haben, weil wir ausschliesslich unser Tankwasser trinken und kein Flaschenwasser kaufen. Unsere Erfahrung mit dem Filter beim Nachtanken war dann auch ausserordentlich positiv. Unser Tankwasser schmeckt immer noch gut.
A Coruña ist auch eine super Stadt zum Essengehen. Es gibt extrem viele kleine Restaurants mit viel Fisch und anderen Meerestieren. Wir haben das erste Mal Percebes gegessen. Das sind Entenmuschel – keine Muscheln sondern am Felsen festsitzende Krebse wie auch Seepocken. Man isst den Haltemuskel im Stiel und der ist in der Tat sehr lecker.
Mit dem Torre de Hércules, einem Leuchtturm, den die Römer gebaut haben hat A Coruña ein schönes Wahrzeichen und das älteste aktive Sichtzeichen der Seeschifffahr. Ansonsten gibt es in der Stadt überall viel Skulpturenkunst zu entdecken.
Direkt am Torre auf den Klippen haben die Stadtplaner von A Coruña dann noch eine schöne öffentliche Sportanlage mit Fussballfeldern und Sportplätzen spendiert. Auch einen kleinen hübschen neun Loch Golf Kurzplatz haben sie dort untergebracht, auf dem wir für 11,59 Euro 18 Loch gespielt haben. Der Platz war von den Einheimischen auch gut besucht, aber auffälligerweise waren ausschliesslich Männer unterwegs.
Das Hinterland von A Coruña haben wir nur auf dem Weg nach Santiago de la Compostela kurz kennengelernt. Vom Formfaktor her ist es eigentlich ganz nett und hügelig aber es wird arg durch umfangreiche Eukalyptusplantagen dominiert. Diese schraddeligen Bäume mit abfallender Rinde in Reih und Glied als Monokultur sind einfach nicht schön. Aber offentlichtlich wirtschaftlich.
Santiago selber ist ähnlich wie Mont-Saint-Michel. Überlaufen mit vielen Andenkenläden und vollkommen überteuerten Tapas – Faktor 5 zu A Coruña.
Ahoi ihr Beiden, das sind ja nochmal tolle Fotos der Fassaden. Und Jan macht eine sehr gute Figur als Golfer. Gute weitere Fahrt wünsche ich euch. – Reinhard –
Das mit der guten Figur sieht bestenfalls so aus – die Bälle flogen wieder einmal gar nicht 🙁