Aus der Bordküche: Kohl – das Superfood der Langfahrtsegler

Zur Abwechslung heute mal wieder etwas aus der Bordküche. Ich weiß ja nicht, ob das alle so sehen wie wir, aber wir finden Kohl eine prima Sache.

Wir sind im Moment ja noch lange nicht in einer Gegend, in der die Verproviantierungslage schwierig ist und wir haben ja auch noch keine Seepassage von mehr als fünf Tagen hinter uns. Insofern haben wir meist eine recht gute Versorgung mit frischem Obst und Gemüse. Aber auf den Azoren und auch auf den Kanaren ist es abseits von den großen Zentren mit üppigen Märkten und guter Gemüseabteilung im Supermarkt häufig schon stark eingeschränkt. Man kann sich nicht vorher überlegen, was man gerne kochen will, sondern man muss das verarbeiten, was eben gerade da ist.

Und was es immer gibt ist Kohl. Sehr zu Jans Leidwesen gibt es zwar leider keinen Rosenkohl, außer bereits gelb und schon halb vergoren in Plastik aus Holland oder in tiefgefroren, was auch nicht so toll ist. Aber es hat viel Weißkohl, Rotkohl, Spitzkohl, Blumenkohl, Wirsing und vor allem in Portugal diverse lokale Kohlsorten, die man unbedingt mal probieren sollte, wenn man die Möglichkeit dazu hat.

Glücklicherweise essen wir beide sehr gerne Kohl, was die Sache dann schon mal vereinfacht. Und dann ist Kohl ungemein gesund und vielfältig. Man kann Variationen von Krautsalat machen, indische Curries, asiatische Wok-Gerichte aber vor allem kann man Kohl gut schmoren und einkochen. Und mit dem Einkochen kann man dann natürlich leckere Vorräte anlegen.

Das haben wir so gemacht mit einer Kohlvariante, die wir auf Madeira entdeckt haben. Das Gewächs sieht aus wie eine Mischung aus Raps und Ur-Kohl und ist sicher auch entsprechend ursprünglich. Blüten und Blätter kann man nach kurzer Garzeit auch mit Pasta und Schafskäse oder so essen, aber am besten man schmort den Kohl in Kleingeschnitten über längere Zeit wie Grünkohl. Das Ergebnis sieht so ähnlich aus und schmeckt auch so. Zum Lagern fülle ich den fertigen Kohl dann einfach in Gläser, die ich noch einmal im kochenden Wasserbad für 20 Minuten erhitze und dann zu deckele.

Passende kräftige Würste für den „Grünkohl“ findet man in Portugal auch problemlos. Und dann haben wir hier auf den Azoren auch noch etwas entdeckt, was man sonst eher selten bekommt, es sei denn man beschwatzt den lokalen Metzger zu einer Sonderproduktion: geräucherte Schweinebacke!! Damit waren wir als Sylter natürlich im Grünkohlhimmel angekommen. Und auch wenn wir das auf Sylt traditionell im stürmischen, kalten Winter und vor allem im Februar zu Biikebrennen essen, es geht auf den Azoren bei 30 Grad genauso gut.

Ein etwas ausgefallenes Experiment hab ich dann noch mit Rotkohl gemacht. Nachdem Lasagne-Rezepte mit Wirsing oder Palmkohl heutzutage schon üblich sind, wollte ich doch gerne mal wissen, ob auch der Rotkohl mit seiner besonderen geschmacklichen Ausrichtung als Lasagne geht. Aber man isst ja auch Kohl mit Spätzle, also muss das grundsätzlich mal passen.

Dazu hab ich den Rotkohl klassisch geschmort, also mit Zwiebeln, den üblichen Gewürzen und mangels Apfel mit Apfelgelee. Der Bechamelsauce hab ich reichlich geriebene Walnüsse hinzugefügt und als Käse Roquefort verwendet. Kohl und Bechamel mit Roquefort dann abwechselnd zwischen die Pasta-Lagen geschichtet. Das Experiment war durchaus lecker. Beim nächsten Mal würde ich etwas weniger Kohl einschlichten und etwas mutiger mit dem Roquefort sein.

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