Von Bjufort nach Bohfort

Auf unserem weiteren Weg auf dem Intra Coastal Waterway (ICW) nach Norden haben wir schon wieder so viele Eindrücke gesammelt. Wir kommen recht langsam voran. Das liegt zum einen an den vielen Brücken, unter denen wir durch müssen und den vielen flachen Passagen, über die wir drüber müssen. Die Reise will minutiös und gewissenhaft geplant und auf den Tidenhub abgestimmt sein. Und  manchmal kommen wir dann auch einfach nicht mehr weiter und müssen vor Anker oder über Nacht auf den richtigen Wasserstand warten. Aber mit guter Vorbereitung sind wir bisher super und zum Erstaunen einheimischer Segler ohne Grundberührung durchgekommen.

Bei Savannah mussten wir noch Richtung Norden die Einfahrt zum Hafen kreuzen. Auch das ist hier gut gemanaged. Das riesige Containerschiff, das gerade den Savannah River hinauffuhr, hat sogar über Funk angekündigt, wann genau es den ICW kreuzt und so fühlt man sich als kleiner Sportschiffer auch bei Kontakt mit der Grossschifffahrt immer sicher.

Spannend wurde es noch einmal an einer Brückenbaustelle, wo wir uns an Schwimmkränen, Schleppern und Barges durchdrängeln mussten, aber auch das hat irgendwie geklappt.

Auf dem Weg nach Norden haben wir zwei Nächte vor Pinkney Island geankert. Die Insel ist ein unbewohntes Naturreservat, das mithilfe von Spenden und vielen engagierten Freiwilligen gepflegt und renaturiert wird. Alligatoren, Schildkröten und viele Vögel bekommt man beim Wandern zu sehen. Einzige Herausforderung für uns war nur die Überquerung der Strasse, die über Pinkney Island Richtung Hilton Head führt. Hilton Head ist im Prinzip ein riesiger Megagolfplatz. Und über die  4-spurige Zubringerstrasse fahren täglich zigtausende von Autos. Unser Anlieger für das Dinghy war südlich der Strasse und die Wanderwege nördlich. Und natürlich gibt es in den USA kein Konzept, wie man als Fussgänger dieses Strasse überqueren soll, denn jeder sonst kommt ja mit dem Auto. Aber wir haben es hin und zurück mit einem gewagten kurzen Sprint geschafft und konnten Pinkney erkunden.

Einen weiteren Stop auf dem Waterway haben wir bei Beaufort (sprich Bjufort) eingelegt. Auch so ein netter kleiner Südstaatenort, den man herrlich im Schatten der großen ausladenden Bäume durchbummeln kann. Beeindruckend auch ein gigantischer Militärfriedhof. Diese nationalen Friedhöfe gibt es seit dem Bürgerkrieg, weil man damals so viele Gefallene hatte, dass man ihrer anders nicht Herr werden konnte.
In Beaufort mussten wir für die Weiterfahrt dann eine Drehbrücke durchqueren, die ausserhalb der Hauptverkehrszeiten auf Anfrage jede Stunde einmal öffnet.

Eine Nacht haben wir in einem kleinen Seitenarm des ICW geankert, wo man frische Shrimps kaufen können sollte. Leider hatten sie nur gefrorene in grossen Blöcken, also nichts für uns mit unserem kleinen Kühlschrank. Aber die Atmosphäre war toll, man hat auf das Erscheinen von Forrest Gump gewartet.

Und dann hatten wir kurz vor Charleston noch eine echte Herausforderung und mussten einen schmalen künstlichen Kanal zwischen zwei Flüssen passieren, in dem ein enormer Strom steht. Da sind wir dann trotz Schleichfahrt mit 10 Knoten durchgeschossen. Das war das reinste Wildwasser und wir waren froh, dass uns gerade kein grösseres Boot entgegenkam. Problem ist, dass kurz nach dieser Rauschefahrt dann eine weitere Brücke kommt, unter der wir nicht durchpassen. Die musste also rechtzeitig angefunkt werden, damit sie dann auch aufgeklappt ist, wenn man dort ankommt. Aber das ging alles gut und die Brückenwärterin war super nett und hat uns wirklich genau zum richtigen Zeitpunkt geöffnet, so dass wir in dem schwierigen Gewässer nicht auch noch Kreise fahren mussten.

Und dann kamen wir in die Bucht von Charleston und es war Sonntag Nachmittag und so voll wie die Kieler Förde an einem guten Segeltag. Regattaboote, Ausflugsboote, Sportfischer und Fähren, alles auf einmal und dann noch Anlegen in der Marina mit Wind und Strom. Mithilfe einer engagierten und zupackenden Marinera hat aber alles super geklappt und jetzt sind wir seit drei Tagen in Charleston und geniessen die Stadt.

Die ist wie auch Savannah extrem schön und auch historisch bedingt sehr reich, aber dann doch so ganz anders. Wirklich grosse repräsentative Gebäude gibt es entlang des Ufers und der großen Straßen. Dahinter werden die Häuser dann schmaler und kleiner, die Straßen werden zu Gassen mit alten calvinistisch wirkenden Backsteingebäuden. Auch hier gibt es wieder viele schattenspendende Bäume und neben der gepflegten historischen Architektur besticht Charleston durch wunderschön gestaltete und gepflegte Gärten. Ein Traum zum Lustwandeln und Staunen.

Gleich soll es jetzt wieder raus auf die offene See gehen und dann wollen wir 200 Meilen weiter nach Norden Richtung Beaufort (sprich Bohfort) in North Carolina segeln.

3 Antworten auf „Von Bjufort nach Bohfort“

  1. Spannend mal wieder … tolle Eindrücke. Danke!
    Kommt gut in „Bohfort“ an!

    Alles Liebe
    Liddelsista
    (dieses Mal von der sonnigen Flensburger Förde, traumhaft!)

  2. Komme erst heute dazu Euren schönen Bericht zu lesen! Seid Ihr schon angekommen, oder wieder weiter?
    Wir machen gerade Mallorca unsicher, aber zu Fuße. Wir wünschen Euch eine weiterhin schöne Zeit und werden am 6.6. winken, wenn wir über euch hinwegfliegen. Liebe Grüße Alex

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