Cape Cod

Dieser Name steht für mich schon lange für einen Sehnsuchtsort. Nicht nur der Name löst positive Assoziationen aus, wenn man wie ich sehr gerne Kabeljau isst. Auch beim Blick auf die Landkarte produziert das Kopfkino Bilder von langen Sandstränden und Dünenlandschaft. Der Besuch so eines Sehnsuchtsortes kann dann ja sehr enttäuschend sein, aber das war bei Cape Cod gar nicht so.

Der Ort Provincetown, vor dem wir vor Anker lagen, ist ein beliebtes Urlaubsziel der LGBTQ+ Community. Entsprechend bunt, gut gelaunt und liberal ist die Stimmung. Entlang der Hauptstraße reihen sich jede Menge Cafés, Bars, Restaurants und Shops. Die vielen Fußgänger dominieren das Verkehrsgeschehen und Fahrradfahrer und Autos müssen sich dem Tempo anpassen. Im Prinzip eine de facto Fußgängerzone.

Dem Geschäftsumsatz scheint nicht zu schaden. Auffällig ist die vollständige Abwesenheit von Ketten. Es gibt kein Starbucks, keinen Dunkin Donuts – nichts dergleichen und auch keine Klamottenketten, geschweige denn Flagship Stores. Viele der kleinen Geschäfte sind anscheinend in Familienhand. Auch große Hotelanlagen oder gar Hochhäuser findet man nicht. Wirklich nett.

Mit dem Fahrrad haben wir den nördlichen Teil von Cape Cod dann erkundet. Ein sehr schöner Fahrradweg schlängelt sich durch die Province Lands, eine Kiefernlandschaft nördlich von Provincetown. Es geht viele kleine, aber teils steile Hügel hoch und runter, und wir waren dankbar für die gute Gangschaltung unserer Mieträder.

Über einen Steindamm gelangt man von Provincetown aus quer über die Bucht direkt auf den Dünenhaken, der die Ankerbucht im Süden abschließt. Das ist bequem, denn es spart sehr viele Meilen im weichen Sand an schrägem Flutsaum. Es ist erstaunlich, dass diese Wanderung trotzdem nur von recht wenigen Menschen gemacht wird. Auf dem Damm kommen einem ab und zu ein paar entgegen. Auf dem Haken ist man dann fast allein.

Das absolute Naturhighlight waren aber die ausgedehnten Wanderdünen. Man darf beliebig darin rumlaufen, wird nur gewarnt vor Dehydrierung und Verlust der Orientierung. Wir hatten mit beidem kein Problem und hatten eine tolle Zeit in dieser fantastischen und menschenleeren Landschaft.

In Provincetown haben wir auch den 4 Juli, den Unabhängigkeitstag verbracht und uns die Parade angeschaut. Das war eine fröhlich patriotische Show mit viel Pride Atmosphäre.

Und abends aus der Plicht gab es auch immer etwas zu sehen, denn da liefen diverse Traditionssegler mit Passagieren aus und haben die Bucht abgesegelt.

Ich bin von meinem Sehnsuchtsort nicht enttäuscht worden.

Gestern sind wir bei super Segelwind nach Boston gesegelt und können hier nach zwei Wochen mal wieder richtig duschen. Das war auch mal wieder schön. Interessant auch, in eine andere Landschaftsform zu kommen – von Sand zu Fels.

Der Süden von Neuengland

Zunächst gibt es Gutes von unserem Dieselherd zu berichten. Er hat seine Reise an die Westküste und zurück überstanden, ist repariert, wieder eingebaut und läuft einwandfrei. Wir können jetzt seit drei Tagen wieder problemlos auch auf See kochen.

Die letzten Wochen haben wir zwischen Block Island und Cape Cod, wo wir seit gestern liegen, mit kurzen Tagestörns in der Inselwelt von Rhode Island und Massachusetts verbracht. Schon Block Island war eine echte Erholung nach den vielen Eindrücken in New York. Die Insel hat 1000 Einwohner, eine noch tragbare Anzahl an Zweitwohnungen und nicht zu viele Tagestouristen, die durch die wenigen Geschäfte im kleinen Fährort New Shoreham bummeln. Sind die Tagestouristen weg, wird der Bürgersteig dann auch hochgeklappt. Es hat entsprechend wenig Autoverkehr und man kommt mit dem Fahrrad sehr gut über die Insel. Wohlfühllandschaft zwischen Heckenrosen und Brombeeren mit Kliffs, Stränden und ein paar Dünen und es gibt ein für die Größe der Insel umfassendes Wanderwegenetz von 18 Kilometern.

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New York, New York

Zunächst einmal herzlichen Dank für Eure Anteilnahme an der Situation mit unserem Herd. So schlimm ist es nicht, den REMOSKA Ofen haben wir noch. Aber der kann ja nur zum Einsatz kommen, wenn wir genug Strom haben und das ist hier bei dem wechselhaften Wetter nicht immer der Fall. Und er kocht ja nicht; also für Kaffee und Nudeln muss dann eben doch der kleine Gasherd herhalten. Wir haben aber 24 Kartuschen besorgt und halten noch ein paar Tage durch. Und unser Dieselherd ist bereits repariert und wieder an der Ostküste bei Dover in New Hampshire. Davon sind wir allerdingt noch weit entfernt.

Von Baltimore sind wir recht zügig nach New York gekommen. Man kann oben aus der Chesapeake Bay über einen Kanal in den Delaware River fahren. Das ist schon toll, wo man überall mit dem Segelboot und unserer Masthöhe durchkommt. Im Delaware gings mit ablaufend Wasser zügig wieder auf die offene See und wir sind dann in einem Rutsch über Nacht die ganze Küste von New Jersey entlang bis nach Staten Island in die äußere Bucht von New York gesegelt. Dort haben wir in einer sehr schönen geschützten Bucht von Great Kill eine Mooring im Richmond County Yacht Club bekommen. Hier ist man gefühlt sehr weit von New York entfernt und in der Natur: kein Lärm, viele Vögel, Seeschwalben und – sehr beeindruckend – Scherenschnäbler beim Fischen und rundherum gepflegte Eigenheimidylle. Aber Staten Island gehört zum Stadtgebiet von New York und ist sehr gut angebunden. Man ist mit dem Expresszug schnell in St. George im Norden von Staten Island und von dort geht die kostenlose Fähre direkt nach Manhattan. Auf ihr kommt man dann auch noch an der Freiheitsstatue vorbei, hat also einen touristischen Punkt schon mal abgehakt.

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Day Sailing in der Chesapeake Bay

Unsere Fahrt von Charleston nach Beaufort in North Carolina verlief zunächst recht zügig, am zweiten Tag dann aber eher schleppend.  Der Wind nahm stark ab und kam dann auch noch ungünstig direkt von hinten. Um schneller voranzukommen, haben wir unseren Parasailor gehisst. Leider ist es nicht so, dass man das Segel einfach hochziehen kann. Vorbereitend müssen alle Schoten ausgetauscht werden, neue, viel längere Schoten installiert werden und dann muss das ganze Segel auch noch aus dem Schiff an Deck gewuchtet und mit den neuen Schoten korrekt verknüpft werden. Dabei kann man viele Fehler machen und muss alles doppelt überprüfen. Wenn die 150qm Segel einmal falsch oben sind, hat man leicht ein echtes Problem. Der Umbau dauert zu zweit fast eine Stunde.

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Von Bjufort nach Bohfort

Auf unserem weiteren Weg auf dem Intra Coastal Waterway (ICW) nach Norden haben wir schon wieder so viele Eindrücke gesammelt. Wir kommen recht langsam voran. Das liegt zum einen an den vielen Brücken, unter denen wir durch müssen und den vielen flachen Passagen, über die wir drüber müssen. Die Reise will minutiös und gewissenhaft geplant und auf den Tidenhub abgestimmt sein. Und  manchmal kommen wir dann auch einfach nicht mehr weiter und müssen vor Anker oder über Nacht auf den richtigen Wasserstand warten. Aber mit guter Vorbereitung sind wir bisher super und zum Erstaunen einheimischer Segler ohne Grundberührung durchgekommen.

Bei Savannah mussten wir noch Richtung Norden die Einfahrt zum Hafen kreuzen. Auch das ist hier gut gemanaged. Das riesige Containerschiff, das gerade den Savannah River hinauffuhr, hat sogar über Funk angekündigt, wann genau es den ICW kreuzt und so fühlt man sich als kleiner Sportschiffer auch bei Kontakt mit der Grossschifffahrt immer sicher.

Spannend wurde es noch einmal an einer Brückenbaustelle, wo wir uns an Schwimmkränen, Schleppern und Barges durchdrängeln mussten, aber auch das hat irgendwie geklappt.

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Südstaatencharme

Auf unserem Weg Richtung Savannah haben wir noch zwei weitere Stopps vor Anker in der Natur eingelegt. In einem kleinen Seitenarm vom Waterway liegt Kilkenney, nicht viel mehr als ein paar Häuser mit Stegen, aber eines davon ein Restaurant mit guten Bewertungen. Was vom Ankerplatz im Fluss ganz einsam gelegen aussah, war dann erstaunlich gut besucht. Wir waren froh, dass wir eine Reservierung hatten. Scampi Creole und frittierte Flunder süß-sauer mit Ingwer waren in der Tat hervorragend.

Einen weiteren Stopp haben wir kurz vor Hells Gate eingelegt. Die Stelle liegt kurz vor Savannah und ist sehr flach und sehr eng und nur bei Hochwasser zu befahren. So wird man dann im Vorankommen durch die Gezeiten bestimmt.

Bei Savannnah sind wir für ein paar Tage in die Coffee Bluff Marina gegangen.

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