Seit gut einer Woche haben wir die Atlantiküberquerung hinter uns. Am 29.12. fiel der Anker um 23:00 vor Saint Anne, einem kleinen Dorf auf Martinique. Da wir dringend in ein ruhiges Bett mussten, gab es nur einen kurzen Ankunftsdrink und dann fielen die Augen zu. Am nächsten Morgen wachten wir früh auf und waren nicht wirklich ausgeschlafen. Die Überfahrt steckte uns ganz schön in den Knochen.
So sind wir dann bald ankerauf gegangen und haben uns in die Marina von Le Marin verholt. Hier stand erstmal Schiffspflege auf dem Programm. Von aussen war es gar nicht so schlimm, da die Salzschichten aufgrund der vielen Squalls fast weg waren. Aber innen gab es einiges zu tun.
Danach konnten wir die nähere Umgebung evaluieren. Die Marina mit ihren verschiedenen Servicebetrieben war sehr beeindruckend. Es gab fast alles zu kaufen, was man sich an Ausrüstung und Ersatzteilen vorstellen konnte, und Techniker für alles mögliche.
Gleich neben der Marina war ein großer Supermarkt, der nach dem Betreten dann aber nicht so beeindruckend war. Zum einen waren kurz vor Silvester viele Regale geplündert, zum anderen war das Produktportfolio doch recht eingeschränkt. So war z.B. das Käseangebot sehr übersichtlich- zwar französisch geprägt, aber nur fabrikseitens abgepackt und jeder Dorfladen in Frankreich hätte ein besseres Angebot gehabt. Aber immerhin, es gab Brie und Camembert, wenn auch zu ziemlich hohen Preisen. Und es gab Croissants und Baguette zum Frühstück.
Von anderen Seglern wussten wir schon, dass das Angebot auf den anderen Inseln noch eingeschränkter und noch teurer wird. Daher haben wir in mehreren Gängen erstmal das wichtigste gebunkert.
Auch sonst hat uns Le Marin nicht so vom Hocker gehauen. Irgendwie ist alles etwas unstrukturiert, unordentlich, verfallen. Im Vergleich dazu waren die Kapverden signifikant organisierter.
Lange hat es uns in Le Marin ohnehin nicht gehalten. Wir wollten doch unseren neuen Aussenborder auf St. Lucia abholen, den wir schon von den Kapverden aus bestellt hatten. Da man in der Karibik meistens vor Anker liegt, ist ein funktionierender Aussenborder essentiell, um vom Boot zu kommen und unser alter Motor ist so gut wie hinüber. So haben wir nach wenigen Tagen schon wieder auf Martinique ausklariert und die 25 sm nach Rodney Bay in Angriff genommen. Schön, mal wieder so kurze Reisen zu haben, wo man morgens losfährt und mittags ankommt. Das hatten wir schon lange nicht mehr.
Am nächsten Morgen wurde dann prompt der Aussenborder an den Steg geliefert und wir haben gleich einen ersten Ausflug mit dem Schlauchboot nach Pigeon Island gemacht, einer ganz netten Halbinsel mit alten Befestigungsanlagen aus dem 18. Jahrhundert. Immerhin konnte man hier mal 30 Minuten und 70 Höhenmeter laufen und hatte einen tollen Blick auf Rodney Bay.
Natürlich stand auch die Evaluierung der Lebensmittelversorgung auf der Agenda. Da wir vorgewarnt waren, haben uns die Preisschilder nicht umgehauen, aber 500g Nudeln für fünf bis zehn Euro je nach Marke sind schon eine Ansage. Wie gut, dass wir noch Vorräte haben.
Heute war ein Besuch von Castries, der Hauptstadt von St. Lucia auf dem Programm. Die Anreise verlief problemlos. Hier haben sie wie auf den Kapverden Kleinbusse, die in hoher Taktung und für einen sehr geringen Fahrpreis die Fahrgäste einsammeln. Castries selbst war sehr lebendig, hatte einen guten Markt und leckeres Street Food, aber nach drei Stunden haben wir alles wichtige gesehen und sind mit dem Bus zurückgefahren.
Ein paar Tage werden wir noch auf St. Lucia bleiben, dann geht es erstmal wieder zurück nach Martinique, um Ende des Monats Schwägerin Sabine in Empfang zu nehmen, die zwei Wochen bei uns verbringen will.
Bis Sabine ankommt, haben wir uns hoffentlich an die Karibik gewöhnt. Noch fremdeln wir etwas. Es gibt bei weitem nicht so viele Wanderungen wir auf den Azoren, Kanaren, Kapverden und man ist in seinem Aktionsradius schon etwas eingeschränkt. Auch die Sicherheit ist eher ein Thema als bei unseren bisherigen Zielen. Bestimmte Strassen sollte man nach Einbruch der Dunkelheit meiden. Auch sind nicht alle Ankerbuchten unbedingt sicher vor nächtlichen Besuchen.
Aber nachdem so viele Segler von der Karibik schwärmen, ist es wohl nur eine der Frage der Zeit, bis wir hier auch mental ankommen. Am Easy Living vor Anker mit Baden, Schnorcheln und Beach Bars müssen wir noch arbeiten.
Ein frohes neues Jahr in die Karibik! Das hört sich zwar noch nicht nach Dolce Vita auf Martinique an aber vielleicht kommt es noch. Mit Karibik verbindet man ja doch eher das, was Petra am Schluss schreibt, was euch vielleicht noch erreichen wird. Immerhin seid ihr heil und gesund dort angekommen und könnt euch wieder ein Stück Welt erschließen lasst es euch gut gehen und bleibt gesund! Viele liebe Grüße, Angela.
Frohes neues Jahr auch noch aus Hofolding an Euch beide von uns und wie schön dass Ihr uns an Euren auch gemischten Gefühlen teilhaben lasst. Ich kann’s total nachvollziehen, allerdings ging’s mir auf den Kapverden auch schon so 🙈
Ich wünsche Euch ein schönes mentales ankommen, vielleicht hilft Bob Marley mit einem leckeren Rum Punch 🍹 dabei? Ganz liebe Grüße aus München, wo es Nächste Woche kälter werden soll. Womöglich sogar Winter ❄️
Reinhart & Alex