Noch vor Sonnenaufgang sind wir aus der Marina von San Sebastian de La Gomera ausgelaufen. Zu dieser frühen Stunde war schon der halbe Hafen in Betrieb, das heisst alle Thunfischfangboote. Wahrscheinlich hatten auch die auf ein bisschen weniger Wind gewartet, um mal wieder rauszufahren und auf Bluefin-Jagd zu gehen.
Die Morgenstimmung auf See war wunderbar – Teneriffa als Silhouette im Sonnenaufgang und die Barrancos von La Gormera zogen langsam an uns vorbei. Unter Motor sind wir dann am Vormittag die ganze Südküste entlanggetuckert und haben viele Stellen der Insel, die wir von Land ja gut kennen, noch einmal von See aus betrachten können.
Und dann kamen Delfine. Viele und sie blieben lange bei uns und im Morgenlicht bei ruhiger Wasseroberfläche war das vom Bug der Sutje aus ein fast unrealistischer Anblick. So schön kann diese Welt auch einfach mal sein.
Kaum hatten die Delfine uns verlassen, sind wir an einer Gruppe von Pilotwalen vorbeigekommen, die sich wie zur Entspannung im Wasser tummelten. Die dicken Köpfe der Männchen konnte man sehr gut erkennen.
Und dann kamen wir noch an weniger sympathieträchtigen aber sehr hübschen, bizarren Wesen vorbei. Eine ganze Menge Portugiesischer Galeeren trieb auf der immer noch vollkommen ruhigen Wasseroberfläche an uns vorbei. Die kristallklare Blase auf dem intensiven blauen Kranz mit den Fangfäden ist schon sehr schön anzuschauen, wenn man sie aus sicherer Position vom Schiffsdeck aus betrachtet.
Bald kamen wir aus der Abdeckung von La Gomera raus und der Nordwind setzte ein. Das geht hier immer alles sehr plötzlich und man muss gut vorausschauen auf das Wasser, um rechtzeitig für alles parat zu sein. Es war ja nur wenig Wind angesagt, aber da wir durch die Beschleunigungszone zwischen La Gomera und El Hierro mussten, war der Wind hier etwa doppelt so stark wie angesagt. Wir hatten 15 bis 20 Knoten mit Einfallwinkel zwischen 90 und 120 Grad. Jeder Segler weiss, das ist pures Fun Segeln. Im ersten Reff sind wir so zügig mit 7 bis 8 Knoten Richtung El Hierro unterwegs gewesen. Delfine haben uns dann auch nochmal besucht und ihre Künste gezeigt und gegen 16 Uhr haben wir nach einem wunderbaren Segeltag im Puerto de La Estaca festgemacht.
Der Hafen hier ist so ganz anders als alle anderen auf den Kanaren. Er ist leer und es gibt keinen Ort direkt am Hafen. Hier ist nur ein Fährterminal, der aber den ganzen Tag offen hat, obwohl die Fähre nach Teneriffa nur einmal um 14 Uhr ausläuft und um 20 Uhr wiederkommt. Dazwischen passiert nichts. Aber die Bar im Fährterminal hat den ganzen Tag geöffnet, hat guten Kaffee und auch gutes Essen und die Angestellten von Mietwagenfirma und Fährgesellschaft sorgen gemeinsam mit der Policia Portuaria und ein paar Handwerkern für einen soliden Grundumsatz. Vielleicht ist ja zu anderen Jahreszeiten hier mehr los, im Moment wirkt es aber ein bisschen wie ein Fährort in Dänemark im Winter, nur eben ein bisschen wärmer.