Gastbeitrag: Matti in Belize

Vorwort: Matti, der nach seinem Studium gerade mit Rucksack durch Mittelamerika reist, war vor Weihnachten schon ein paar Tage an Bord, um eigentlich mit uns zu segeln. Nach unserem Stopfbuchsenmalheur hatte er die Wartezeit auf das Ersatzteil genutzt, um die Bayinseln von Honduras zu besuchen und dort den Tauchschein zu machen. Kurz vor Silvester reiste er uns hinterher nach Placencia/Belize, wo er wieder angeheuert hat.

Ankunft in Placencia

Von Livingston ging es weiter nach Punta Gorda, wobei ich direkt vom Hostel abgeholt wurde. Das Hostel lag wunderschön am Wasser, und auch die Abwicklung mit der Immigration-Behörde in Guatemala und Belize verlief völlig problemlos. Danach nahm ich den nächsten Bus nach Magrove Creek Inn – endlich wieder in einem der bekannten gelben Schulbusse unterwegs! Sie sind zwar eng (am liebsten würde ich manchmal meine Beine abhacken), aber dafür mit ganz eigenem Charme.

Um von Mangrove Creek nach Placencia zu kommen, musste ich noch mit einem Schnellboot rüber. Alles lief reibungslos, und am Ziel angekommen, funkte ich die „Sutje“ an – Jan holte mich direkt ab. Ich hatte mich schnell auf dem Boot eingelebt, da ich es in Rio Dulce ja schon einmal besucht hatte.

Der erste Abend verlief entspannt: Ich traf mich mit den anderen Seglern, die neugierig waren, wer der neue Passagier auf der „Sutje“ war. Gemeinsam feierten wir ins neue Jahr – das Wetter spielte zum Glück mit!

Die erste Woche begann allerdings mit viel Regen und Wind, nur ab und zu blitzte die Sonne durch. Die Bedingungen hielten uns eine Weile in Placencia fest, doch in der zweiten Woche wurde das Wetter endlich besser. Endlich konnten wir lossegeln oder mit dem Motor zu verschiedenen Inseln fahren.

Pelicane Cay

Angekommen auf der Insel, hieß es erstmal, die SUP-Boards startklar zu machen und eine Runde um die Insel zu paddeln. Dabei stießen wir auf einige Riffe, die teilweise fast an die Oberfläche ragten – nicht ganz ungefährlich. Während wir um die Mangroveninsel paddelten, genossen wir die Sicht auf die Unterwasserwelt und die Natur um uns herum.

Am nächsten Tag stand Schnorcheln auf dem Programm. Wir entdeckten einige bunte Fische und konnten die faszinierende Unterwasserlandschaft bewundern. Abends ging es dann in ein Restaurant, das selbstgefangenen Fisch servierte. Zugegeben, es war nicht gerade günstig, aber das Essen war hervorragend zubereitet und jeden Cent wert! Absolute Empfehlung – dazu passt perfekt ein kalter Rumpunsch 🍹

Auf dem Rückweg fuhren wir mit dem Dinghy unter einem klaren Sternenhimmel zurück. Ein magischer Moment, um die Ruhe und die Schönheit des Abends einfach nur zu genießen.

Dazu kam noch das Segeln! Wir mussten kreuzen, was bedeutet, dass wir immer wieder die Richtung wechseln mussten, um gegen den Wind voranzukommen. Es war etwas anspruchsvoll, aber definitiv spannend.

South Water Cay

Eine Insel mit exklusiven Beachresorts, bei denen die Übernachtungen oft mehrere Hundert Euro kosten – das muss man nicht unbedingt haben. Dennoch haben wir die Gelegenheit genutzt, die Insel zu besuchen, ein wenig herumzuschlendern und die Umgebung zu genießen. Besonders faszinierend war es, auf einigen der Stege große Fische zu beobachten – und Jan hat sogar einen Hai erspäht! Den habe ich leider verpasst, zu faszinierend von den anderen Fischen 🐠🐟

Natürlich haben wir auch geschnorchelt. Die Unterwasserlandschaft des Riffs war beeindruckend, auch wenn keine außergewöhnlichen oder seltenen Organismen zu sehen waren.

Crawl Cay

Ein weiteres Highlight war ein nicht allzu altes Wrack, das wir erkundet haben. Natürlich waren die nützlichen Teile längst verschwunden, aber das Wrack hatte sich inzwischen in ein künstliches Riff verwandelt, das verschiedenen Organismen eine Heimat bot. Winzige Fische schwammen in Scharen umher, während auf der anderen Seite des Wracks größere Fische entspannt „chillten“. Im Inneren entdeckten wir sogar einige umherkrabbelnde Krebse 🦀

Natürlich konnte ich es mir nicht nehmen lassen, direkt vom Wrack ins Wasser zu springen – eine tolle Alternative zu einem klassischen Klippensprung!

Einige Fotos, die wir gemacht haben, zeigen bestimmte Pflanzen – genauer gesagt Sargassum –, die eigentlich gar nicht hierhergehören. Sie sind invasiv und breiten sich in der Region (Karibik) zunehmend aus. Ursprünglich stammen diese Algen aus dem Atlantik, ich meine Sargassosee. Doch durch die Verschmutzung der Meere mit etwa Nährstoffen sowie durch die steigenden Wassertemperaturen infolge des Klimawandels haben sie sich wahrscheinlich massiv vermehrt.

Besonders auffällig ist die enorme Menge an Plastik, die sich in den Sargassum-Ansammlungen sammelt. Die Plastikteile werden von Meeresströmungen und Winde in solche Gebiete transportiert. Diese schwimmenden Inseln aus Algen und Müll begegneten uns immer wieder und machten die Problematik des Plastikmülls und des Sargassums im Meer nur umso deutlicher.

Rendezvous Cay

Schon vor der Ankunft bei der Insel begann das Adrenalin zu steigen. Die Wassertiefe schrumpfte plötzlich auf nur noch 2,5 Meter, und unsere Herzen machte einen kleinen Sprung – das war knapper, als uns lieb war!

Dann stand das Ankern an. Ich beobachtete gespannt, doch der Anker wollte einfach nicht halten. Also wechselten wir zur anderen Seite der Insel. Aber auch dort wollte es einfach nicht funktionieren. Schließlich kehrten wir zur ersten Stelle zurück, doch vorher prüften wir noch an einer kritischen Stelle die Tiefe mit dem Dinghy. 5 bis 6 Meter – es war machbar! Mit einem Ruck hielt der Anker endlich, und ein gemeinsames Aufatmen ging durch die Crew.

Nach dieser kleinen Nervenprobe war erstmal Erholung angesagt. Also ging es auf die Insel! Beim Schnorcheln entdeckten wir die Schönheit der Unterwasserwelt, und schon auf dem Weg dorthin, mit dem Dinghy, wurden wir von majestätischen Rochen begleitet. Im Wasser begegneten uns dann auch noch riesige Barrakudas!

Auf dem Rückweg segelten wir Schmetterling. Die Segel fingen den Wind perfekt ein, und wir glitten sanft über das Wasser, während die Sonne uns wärmte. Naja ehrlich gesagt war sie gnadenlos heiß und der Schatten war unser bester Freund.

Nach zwei Wochen auf der Sutje hieß es dann packen und was neues erkunden! Es war ein ungewohntes Gefühl, nach so vielen Tagen, an denen wir ständig zusammen waren, Abschied zu nehmen.

Sutje – Leben

Ich habe viel Zeit mit Lesen verbracht und gleich die ersten Bücher von Game of Thrones verschlungen – richtig fesselnd! Und dazu kam unglaublich viel selbstgemachtes Essen. Verschiedene Dips, frische Brote, neue Gerichte – alles so lecker und abwechslungsreich. Ein großes Lob an Petra für all die Köstlichkeiten! Das Schnippeln habe ich meistens übernommen. Das sanfte Schaukeln des Bootes störte nicht im Geringsten, es fühlte sich fast wie eine beruhigende Begleitung an. Etwa wie das sanfte Wiegen eines Babys – beruhigend und angenehm.

Dazu kam noch das Üben der wichtigsten Knoten und das gespannte Zuhören, um zu verstehen, was was ist und wofür es gebraucht wird. Sei es die verschiedenen Bildschirme, die Taue oder auch die unterschiedlichen Segelarten – es war faszinierend zu lernen, warum wir bestimmte Dinge verwenden. Ich fand es wirklich toll, all das zu lernen, und das verdanke ich vor allem den beiden, die es großartig erklärt haben.

Der Umgang mit dem Frischwasser wurde mir deutlich bewusster und wie viel man generell im Alltag benötigt, während es auf dem Boot gesehen wird, dass nicht viel Frischwasser verwendet wird. Etwas ist mir durch das Camping mit dem Wohnmobil oder mit meinem kleinen Camper bewusst, jedoch öffnete dies wieder meine Augen auf das Wasserkonsum was ohne Schwierigkeiten reduzierbar ist.

Bezüglich der Kommunikation mit den CIs (Anm.: Matti ist gehörlos und hat Cochlea-Implantate) war es nicht einfach vorne am Bug beim Ausschauhalten nach Riffen was zu verstehen , daher haben wir einiges ausprobiert. Sei es Walkie Talkie oder mit Bluetooth Headsets. Nicht so leicht mit dem Wind.
Alternativ einfach schreien. Risiko? Heisere Stimme. Ob das Wert ist? Sicherlich wollen wir ja dass wir alle einschließlich des Bootes heile bleiben. Schließlich ragen immer wieder mal solche Riffe bestehend aus Korallen empor, die den Booten und der Crew Angst einjagen.
Das Schlafen erwies sich in meiner Zeit kein Problem. War zum Teil wie das Schaukeln als Baby. Nur wird es sehr warm irgendwann und AC hat man ja natürlich nicht. Also im Schatten oder draußen den Wind nutzen. Innen ist es einfach etwas wärmer als draußen. Immer schön angenehm wenn der Wind hereinweht.
Vorne zu chillen, und die warme Windbriese genießen während wir entspannt dahinsegeln und dabei den Moment genießen und hin und wieder was lesen.
Segeln kann schon Spaß machen, auf jeden Fall blieb ich seefest und steuerte hin und wieder mal das Segelboot, mal fiel es leichter und mal schwieriger.
Das 24/7 Aufeinanderhocken kann für den einen oder anderen schwierig sein – Jedoch empfand ich dass wir sehr gut miteinander harmonieren und kommunizieren konnten.
Die Weiterreiseplanung sorgte dafür ein komisches Gefühl, bei dem ich irgendwie noch bleiben wollte aber eben auch weiter erkundigen wollte.
Ein wunderschönes Segelboot muss man dazu anmerken mit einem tollen Blauton außen, welches aus der Menge heraussticht, leichter zu finden und weniger langweilig als die anderen Boote 😉

2 Antworten auf „Gastbeitrag: Matti in Belize“

  1. Hi Pee und Jan,

    Danke für den wieder mal interessanten Bericht.
    Hoffe weiterhin auf für euch perfektes Segelwetter.
    Liebe Grüße von der kalten Nordsee.
    Sabine
    Ps:Bin schon bissel traurig, dass ich dieses Jahr nicht kommen kann.

  2. Servus Zusammen, wieder mal ein toller Beitrag, welcher das tatsächliche Segelleben beschreibt.
    Alles Gute dir, Matti bei der Weiterreise und viele Grüsse aus Mallorca wünschen Klaudi und Beckyy mit Paul (unser treuer Begleiter, welcher mittlerweile fast 180.000 km auf der Uhr hat und überhaupt gar keine Mucken macht und das beste überhaupt ist, was uns je passiert ist) 🥳

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