Diese Kanareninsel ist sicher die ruhigste und ursprünglichste. Landschaftlich findet man hier aber auf kleiner Fläche die größte Vielfalt. Lavafelder, Wüste, den schönsten Kiefernwald der Kanaren, Nebelwald und eine Hochebene, die einen denken läßt, man sei in den Dales in Nordengland unterwegs. Ungefähr so ungemütlich kann es bei Nebel und Sprühregen da oben dann aber auch sein. Dafür hat man die schönsten Blumenwiesen und fühlt sich beim Anblick von Weiderindern fast ein wenig wie zuhause.
Valverde, der Hauptort der Insel, liegt auf ca. 500 Metern und auch hier war es immer windig und kalt in der Zeit, die wir auf der Insel verbracht haben. Man hatte so gar nicht das Gefühl, man müsse sich auf den üblichen Café con Leche in eine Bar setzen und die Szenerie betrachten. Es gab da auch nicht so viel zu betrachten. Alle Menschen haben zugesehen, dass sie möglichst schnell wieder reinkamen, wenn sie mal draussen waren. Der Ort ist eher ein wenig spröde und pragmatisch.
Anders hingegen La Restinga, ein kleiner Touristen- und Tauchhotspot im Süden von El Hierro und auch La Fontera, in der Tiefebene im Norden gelegen. La Restinga hat einen kleinen Hafen und ist durch die Südlage gut vor den ganzen Wolken geschützt, die über den Atlantik kommen, dann aber an der Nordflanke der Insel hängenbleiben und sich dort abregnen. La Fontera, mit kleinem Zentrum und zerstreuter Ansiedlung von grossen und kleinen Fincas ist umgeben von einer 1000 Meter hohen Steilwand. Das wirkt sehr imposant.
In La Fontera war gefühlt auch am meisten los. Der lokale Markt ist größer als der von Valverde, was aber vielleicht auch der dort ansässigen deutschen Gemeinschaft zuzurechnen ist. Neben lokalen Produkten gibt es Roggenbrot und vegane Brotaufstriche der Marke Zwergenwiese. Auch sonst ist der Einfluss der paar Deutschen auf El Hierro deutlicher zu spüren als auf den anderen Inseln. Auch La Gomera hat im Supermarkt ja schon ein Regal mit deutschen Produkten, aber da fällt sowas wie Hefe und Tomatenmark auf. Auf El Hierro war es dann schon Schweinskopfsülze! Die haben wir natürlich auch gleich gekauft und eingelagert.
Strände im engeren Sinne hat El Hierro nicht. Es gibt ein paar steinige Badebuchten. Aber ganz großartig sind die vielen Badestellen, die an allen möglichen Ecken der Insel durch teils aufwendige Infrastruktur erschlossen sind. Hier gibt es manchmal abgemauerte kleine Buchten und manchmal einfach nur Badeleitern. Oft mit schönen beschatteten Grillplätzen. Ganz toll. Manche Investition geht dann aber auch daneben, wie ein kleines Erlebnisbad in La Fontera. Hübsch, aber ungenutzt und dem Lauf der Zeit preisgegeben.
Wir haben wie auch auf den anderen Kanaren die Insel an verschiedenen Ecken erwandert und auch hier sehr schöne Touren gemacht. Im Detail könnt Ihr das auf der Wanderseite sehen.
Am besten hat uns eine technisch nicht so anspruchsvolle, dafür landschaftlich aber um so abwechslungsreichere Wanderung von Valverde entlang der Ruta del Agua gefallen – auch weil wir auf der Wanderung Interessantes über die Wasserversorgung auf der Insel gelernt haben:
El Hierro hat gar keine Quellen, was der ursprünglichen Bevölkerung das Leben recht schwer gemacht hat. Die einzige verläßliche „Quelle“ für Wasser war ein einziger Baum, ein Stinklorbeer – der aber bei der Bevölkerung Arbol Santo (heiliger Baum) hiess. Der stand an einer Stelle, an der die Wolken aufsteigen, und hat dort die Feuchtigkeit aus dem Nebel aufgefangen. Durch die spezielle Form der Blätter ist das kondensierte Wasser Richtung Stamm abgeflossen und konnte in darunterliegenden Zisternen aufgefangen werden. Irgendwann ist der Baum einem Sturm zum Opfer gefallen und die lokale Bevölkerung hat den Spanischen König um Ersatz gebeten, denn es gab nur dieses eine Exemplar. Angeblich haben die Spanier das nicht ganz ernst genommen und es sind dann wohl viele Menschen verdurstet.
Im Lauf der Zeit hat man natürlich Wasserrückhaltebecken gebaut und das Problem anders gelöst, mittlerweile auch per Wasserentsalzung. Aber Mitte des 20. Jahrhunderts ist an gleicher Stelle wieder so ein Stinklorbeer gepflanzt worden und man kann dort ganz eindrücklich seine Wirkweise im Nebel erfahren.
Eine andere Erkenntnis haben wir zufällig bei einer Autorundfahrt gewonnen – den Nullmeridian von El Hierro. Ganz im Südwesten der Insel steht das südwestlichste Gebäude von Europa, der Leuchtturm Faro de Orchilla. Ganz in der Nähe ist mit einer Steinsäule der Nullmeridian von El Hierro markiert. Dieser wurde erst 1913 verbindlich abgelöst durch den heutigen Nullmeridian in Greenwich.
Mittlerweile sind wir wieder zurückgesegelt nach La Gomera. Wir wollen ja noch nach La Palma, aber von El Hierro muss man da meist aufkreuzen, also gegen den vorherrschenden Nordwind segeln. Da haben wir uns überlegt, wenn man schon im Zickzack segeln muss, dann kann man dabei auch einen Zwischenstopp auf La Gomera machen. Hier ist auch wieder mehr Leben im Hafen und das ist auch schön.
Was,für wunderbare Bilder! Wir haben die letzten beiden Berichte erst jetzt gelesen, denn trotz Booster hat Corona uns erwischt und für gut 2 Wochen ausgeknockt. So langsam kehren die Lebensgeister zurück, leider schmeckt noch alles ganz komisch, in unseren Beruf schwierig ….
Wunderbar die Delfine, die euch begleitet haben, das war bestimmt ein herrliches Erlebnis. Wir freuen uns auf weitere Berichte, viele liebe Grüße Doro und Norbert
Da kann ich mich nur anschließen! Tolle Bilder! Großartige Impressionen!
Nur an einer Stelle musste ich mal kurz im Text innehalten, als ich mich fragte, von welchen mir unbekannten Indern gerade die Rede ist, als ihr von den Weiderindern schriebt… 😳😂🎉😉.
Viele Grüße und weiter so tolle Erlebnisse,
little sista.
Hi Ihr 2,
Wieder ein toller. Reicht u prima Bilder….Danke!
Jan, ich hoffe Du hast dieses Mal einen besseren Liegeplatz in San Sebastián bekommen o musstet Ihr wieder zwischen 2 „Thunfischjäger“?
Genießt weiterhin eure Zeit.
Beste Grüße von eurer Heimatinsel
Diesmal sind wir etwas entfernt von den Thunfischern, keine nervenden Klimaanlagen neben uns 😀