… so ist es nun an der zweiten Alexandra ( genannt Alex) und dem zweiten Reinhart ( mit hartem d) an Bord, einen kleinen Beitrag von unseren Stunden an Bord der Sutje zu verfassen.
Einen Tag nach dem GSI Tagen – Petra, Jan und ich haben zusammen für die GSI gearbeitet- reisten wir mit den Grüßen aller Kollegen und Kolleginnen im Gepäck auf die Kanaren. Der Transport vom Flughafen auf Teneriffa zur Fähre nach Los Cristianos war schnell erledigt, die Fähre brachte uns in einer knappen Stunde nach San Sebastián auf La Gomera. Petra und Jan holten uns ab, so dass der Weg mit dem Seesack und der vollen Tasche machbar wurde. Wir malten uns doch tatsächlich aus, dass wir den Rückweg mit evtl nur einer Tasche bestreiten würden können, aber dazu später.
Na, und endlich konnten wir die Sutje in Augenschein nehmen: ein wunderschönes schokoladenbraunes Stahlboot, das gemächlich im Hafen von San Sebastián lag. Der schmale Tritt auf der Scheuerleiste hinauf war für mich anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, wie im übrigen auch sämtliche Bewegungen an und unter Deck. Aber man lernt- jeden Tag ein wenig, und mit jedem Tag werden die Bewegungsabläufe etwas geschmeidiger ☺️.
La Gomera war für mich eine Art Sehnsuchtsort so nach dem Motto „da möchte ich wohl mal gerne hin“ und nach einigen Tagen wusste ich auch warum. Eine landschaftlich umwerfende Insel, mit je nach Lage, Windeinfall und individuellem Mikroklima in jeder Hinsicht sehenswerter Fleck Erde. Die Barrancos ( tiefe Spalten, die sich gen Meer ziehen) sind atemberaubend und in Teilen durchaus vergleichbar mit berühmten Schwestern und Brüdern wie dem Grand Canyon. Und überhaupt, es ist ein Wahnsinn, wie im Prinzip ein Großteil dieses unwegigen Geländes dann auch noch terrassiert wurde, in unendlich mühsamer Handarbeit, um früher sogar Weizen anzubauen.
Mit dem angemieteten Wagen sind wir dann kreuz und quer über die Insel und haben einige schöne Wanderungen unternommen.
Frage: Sollen wir für die Wanderung eine Jacke mitnehmen? Jan: Auf jeden Fall! Kann 6 Grad kalt sein. Reinhart: Wie sind denn die Temperaturen so generell? Jan: Es hat irgendwas zwischen 6 und 25 Grad. Und genauso war’s dann auch.
Reinharts Fazit: die „nasse“ war klasse. Die führte uns von La Laja hinauf in üppiger Vegetation zum Roque de Agando. Wir waren wirklich pitschnass bis auf die Büx geworden und Petra, Reinhart und ich nicht unfroh, dass Jan sich anbot, zum Auto zurückzulaufen und uns am Roque oben einzusammeln.
Auch bei Sonnenschein oder zumindest trockenem Wetter kann man aber schöne Touren machen, so machten wir einen Tages von dem Örtchen Imada aus eine Rundtour. Der führte uns vorbei an Opuntien, die gerade blühte. Na und wo es Opuntien gibt, da ist auch die Opuntienspinne nicht weit. Sie macht sich ein Baldachinnetz und fängt so ihre Beute. Dank Petra haben wir auch einiges über Flora und Fauna erfahren.
Auf dem Alto de Garajonay hatten wir nach nur kurzem Aufstieg einen wunderbaren Fernblick über die Insel, hinüber nach Teneriffa und sogar der Teide zeigte sich immer mal wieder während der Tage auf La Gomera.
Kulinarisch wurden wir köstlich umsorgt und es fehlt einem wirklich an nichts auf der Sutje möchte man sagen. Das ist natürlich nicht ganz richtig, denn der zur Verfügung stehende Platz definiert die Möglichkeiten. Aber wir hatten nicht einmal das Gefühl, ach das wäre jetzt toll und jenes vermisst man jetzt. Wenn man wirklich Lust hat auf einen Drink mit Eiswürfeln, so ist die nächste Bar ja auch nicht weit. Und auch davon machten wir Gebrauch. Für mich (Alex) waren es ein paar First’s: erstes Mal Kaninchen, erstes Mal Ochsenschwänze, erstes Mal Almogrothe.
Und wie sagte Petra: „Reinhart und ich an der Pfanne, das harmoniert“.
Und dann gibts die Minuten auf dem Schiff, wo jeder liest, sich dem Nichtstun widmet und alles ganz gemächlich vor sich hin fließt. Und mitten in dieser Stille sehe ich einen flip flop im Hafenbecken schwimmen und sage etwas so belangloses mehr zu mir selbst als zu den anderen wie: „Guck da ist ein flip flop im Wasser“ und Petra und Jan springen hinter ihren Laptops auf. Der richtige Flip Flop hätte uns nämlich eine Party in La Palma eingebracht, so hatte der Eigentümer den Finderlohn ausgelobt. Auch ein Hafengang am letzten Tag in San Sebastián war nicht erfolgreich.
Das mit dem Segeln auf den Kanaren ist so eine Sache: theoretisch kann man ja los wann und wie man möchte. Aber das Segelrevier hat es in sich und so studierte Jan täglich die Winde und Windrichtungen um einen guten Tag abzupassen, der die Überfahrt nach La Palma machbar werden liess und möglichst angenehm. In unserem Fall lauerten wir auf einen Wind aus nördlicher Richtung mit einer Ostkomponente. Und den sollten wir bekommen, einen Tag später als ursprünglich angedacht. Am 6.4.22 starteten wir um 7 Uhr morgens – als wir ausliefen, war es noch restdunkel, die Sonne ging kurze Zeit später hinter dem Teide auf.
Der Wind kam dann doch mehr aus nördlicher Richtung so dass wir einen ersten langen Schlag in Richtung Teneriffa segelten, um dann mit dem zweiten Schlag an der Nordspitze von La Gomera vorbei direkten Kurs auf La Palma nehmen konnten. Was dazu führte, dass wir frustrierenderweise auch nach 3 Stunden Segeln noch den Hafen von San Sebastián sahen.
Petra hatte in einem früheren Beitrag ja schon einmal das Prinzip mit den Winddüsen erklärt, jetzt hatten wir Anschauungsunterricht. Zwischen La Gomera und Teneriffa pfiff der Wind nur so durch und die Wende hat sich Reinhart dann erst mal durch den Kopf gehen lassen. Die Wellen machten es mir für Stunden unmöglich unter Deck zu gehen. Wie gut dass ich vor dem Ablegen noch mal Vorratspieseln war. Nachdem wir die Inseln hinter uns gelassen hatten, hab ich mich zweimal todesmutig nach unten getraut. Während Petra oder Jan unter Deck locker flockig schliefen, Sandwiches machten oder den Kurs studierten.
Die Sutje machte ihre Sache gut, mit gerefften Segeln ( Reff 2) waren wir die längste Zeit unterwegs. Der Vorschlag auszureffen kam dann (untypischerweise sagt sie) von Petra und wir waren flott unterwegs. Man beobachtet dann das Schiff und die Segel und passt geringfügig an… und wartet… ein paar Minütchen… und sieht ob die Dame das goutiert. Bei wirklich herrlichem Wetter haben wir ein 1a Anlegemanöver hingelegt und sind in Santa Cruz auf La Palma angekommen.
Auf den ersten Blick mehr Häuser, mehr Verkehr, nicht so zersiedelt, aber definitiv mit Charme!
Am Abend waren wir alle früh in der Koje.
Die 3 Tage auf La Palma waren nicht weniger schön, eben anders schön. Wir hatten auch wieder einen Leihwagen angemietet. Während Jan sich zum Flughafen aufmachte um das Auto abzuholen, war die Mannschaft mit Saubermachen beschäftigt . Es galt das Salz abzuwaschen. Ich habe ja mein „Kristall“ Tuch von Prowin immer am Mann und als ich damit die Scheiben der Sutje trockenrieb war Petra restlos begeistert! So überlasse ich es den beiden gerne, und fragte mich gleichzeitig ob die Firma Prowin nicht ein Riesen Marktpotential an sich vorbeisegeln lässt?
Zurück zum 7.4.: Jan kam zurück mit dem Mietwagen und so zog es uns zuerst an die Stelle wo der Vulkan im November/ Dezember 2021 ausgebrochen war. Der Anblick einer 3-5m hohen erkalteten Lavamasse war beeindruckend. Welche Urgewalten sind da am Werk? Eine der Hauptverbindungsstrassen bei Tajuta wurde über ein paar Kilometer auch verschüttet, dort begannen gerade mit einem kleineren Bagger die Aufräumarbeiten.
Der Rother Wanderführer hielt dann noch eine schöne Wanderung für uns bereit: wir fuhren in den Nationalpark Caldera de Taburiente und unternahmen eine kurzweilige Wanderung zum Mirador de Los Roques und zum Mirador de La Cumbrecita.
Nach dem wahrhaft aufregenden Segeltag am Vortag war das dann auch das richtige Rahmenprogramm befanden wir. Abends gingen wir dann in ein tolles uriges Restaurant in Gehentfernung vom Boot und ließen uns Wein und Tapas ordentlich schmecken.
Tags drauf sind wir nach Süden gefahren: vorbei am Vulkan de San Antonio parkten wir und wollten zum Volcan Teneguia. Leider sahen wir höchst unerfreuliche Einbahnstraßen Schilder, die uns erfolgreich am weitergehen hinderten. Es hat so dermaßen krass gewindet, dass wir überzeugt waren, es hat schon seine nachvollziehbare Bewandtnis mit dem Verbotsschild. Nach einer kurzen Lagebesprechung weil Planänderung ist Jan zum Auto zurück und wir durch die Lavafelder auf einem wunderschön angelegten Wanderweg hinunter Richtung Salinen. Der Wanderweg kreuzt die Straßen und da kam Jan. Voller Staunen, wie man das zeitlich so genial Takten kann, stiegen wir ein und fuhren runter an den Leuchtturm und den Strand. An der playa der faro entdeckten wir im Schatten eine schöne Bank mit Tisch und machten Brotzeit. Das Restaurant an dem Salinen bot uns leckersten Café con leche. Gut möglich, dass Jan und Petra dort nochmal einkehren werden, es gibt nämlich Kalbsnase dort, und das könnte man ja mal probieren.
Nach diversen steinigen Sammlungen in den letzten Tagen hab ich erst mal Salz eingekauft. Wollen wir doch mal sehen, ob ich die Tasche wieder voll bekomme. Eine zweite Wanderung auf dem Rückweg sollte dann zum Montana del Azufre führen. Der letzte Teil war dann aber nicht gut begehbar und so hatten wir an dem Tag viel Bewegung und keinen Gipfel erklommen.
Den letzten Tag verbringen wir gemütlich an Bord, werden nochmal wandern und zusammen packeln. Es waren wunderbare Tage, wir haben uns mächtig gefreut, erholt, gelacht und ausgetauscht. Danke an Petra und Jan für die freundliche Aufnahme und diese schöne Zeit zusammen!
Hallo Alex und Reinhart, ein wirklich schöner Beitrag. Schön zu lesen und interessante Fotos. Und ich habe eine schönes neues Wort mit dem Vorratspieseln gelernt. Das wünsche ich mir manchmal bezogen auf das Schlafen, da funktioniert das aber leider nicht.
Ich hoffe ihr seid gut zu Hause angekommen und der Münchner Alltag verdrängt diese Tour nicht zu schnell.
Viele Grüße Reinhard
Lieber Reinhard, ich habe erst gerade eben Deinen Kommentar entdeckt…ich danke Dir! Es waren wirklich sehr schöne Tage mit Petra und Jan auf diesem wunderschönen Segelboot, und sie halten noch vor. 2 Tage hab ich mich außerdem am Schreibtisch festhalten müssen 🙂
Viele Grüße in den Norden von uns beiden