Sutje 2.0

Seit über drei Monaten habe ich gemeinsam mit den Werftarbeitern am Schiff gewerkelt, weswegen es auch nichts spannendes zu berichten gab.

Jeden Morgen ging es mit dem Dinghy über den See zur Werft, abends wieder zurück.

Während die Arbeiter sich außen am Schiff mit viel Handarbeit und beeindruckend großer Sorgfalt beschäftigt haben, war ich unter Deck mit Sanierungs- und Umbaumassnahmen unterwegs.

Daneben war auch die Werkzeugausgabe eine wichtige Tätigkeit. Irgendwie hatten die Arbeiter nie die passenden Werkzeuge dabei. Also morgens Zehnerschlüssel, Inbusschlüssel, Akkuschrauber, Engländer etc. pp. rauskramen und abends wieder einsammeln.

Die ersten Monate ging es ziemlich schmutzig zu. Zuerst wurden Unterwasserschiff und Deck gesandstrahlt. Obwohl alles sehr sorgfältig abgeklebt wurde, kam der Sand doch in jede Ritze und auch unter Deck. Und nach dem Sand kam der Schleifstaub von den verschiedenen aufgebrachten und glattgeschliffenen Farbschichten.

Das schlimmste dreckmässig war überstanden, als Sutje Ende Juli in die Lackierhalle gebracht wurde – mit stehendem Mast. Solch eine Halle habe ich sonst noch nirgends gesehen.

In der Halle wurde über Sutje noch einmal ein Plastikdach gespannt, um zu verhindern, dass Vogeldreck oder ähnliches das frische Lackierergebnis versaut.

Passend zur sonstigen unglaublichen Gründlichkeit bei der Arbeit wurde auch sehr transparant gearbeitet. Auf anderen Werften passiert es wohl immer mal wieder, dass die Angestellten nicht die bestellte Menge von Farbschichten aufbringen, sondern sich Arbeit sparen, ein paar Schichten weglassen und die überschüssige Farbe unter der Hand verkaufen. Hier kann das nicht passieren, da jede der Schichten eine unterschiedliche Farbe hat. So kann man genau nachzählen, wieviele Schichten nun aufgebracht wurden.

Anfang Juli hatte ich meinen Flug nach Deutschland für Ende August gebucht, in der Hoffnung, dass die Arbeiten dann abgeschlossen sind. Es hat tatsächlich funktioniert. Letzten Samstag bin ich aus Rio Dulce abgereist, am Tag davor wurde das Schiff fertig. Das Ergebnis ist beeindruckend.

Nur die Farbe des Unterwasserschiffs wird sich noch ändern. Kurz vor dem Zuwasserlassen werden zwei Schichten schwarzes Antifouling (Bewuchsschutz) aufgebracht.

Mitte Oktober geht es wieder für mich zurück nach Guatemala. Einige Dinge stehen noch auf der To Do Liste, unter anderem der Einbau eines neuen Watermakers (eine Anlage, die aus Salzwasser Trinkwasser macht). Das will ich erledigen, bevor Petra Anfang November nachgereist kommt. Dann wollen wir erst ein paar Wochen das Land bereisen, bevor es mit der Sutje weitergeht Richtung Belize und Kuba.

Im Oktober habe ich wieder den schon bekannten Bungalow gemietet. Mit Buster, dem Mastiff, der mir einen Biss verpasst hatte, habe ich mich einigermassen angefreundet. Wenn ich abends von der Arbeit nach Hause kam, wurde ich regelmäßig freudig von ihm begrüsst – und vehement aufgefordert ihn zu knuddeln, was aufgrund seines etwas schmierigen und nicht sehr wohlriechenden Fells nicht gerade angenehm war. Aber besser, als noch einen Biss zu riskieren.

Fitzcarraldo am Rio Dulce

Erstmal vielen Dank an Reinhard für Deine Assoziation zu Fitzcarraldo. Wer den Film mit Klaus Kinski nicht kennt, findet hier eine Zusammenfassung.

So spektakulär wie im Film war es glücklicherweise aber nicht, über die Sandbank des Rio Dulce gezogen zu werden. Pünktlich zum Hochwasser kamen die beiden Schlepper, kräftige Boote, die für den Schleppbetrieb passend umgebaut waren. Die Leinenverbindungen waren schnell hergestellt und dann ging es ganz sacht ohne Rucken in den Leinen über die Sandbank. Der seitliche Schlepper hat die Sutje nicht mehr als 20° gekrängt, und wir hatten keine Grundberührung. Wahrscheinlich hätte ich mich auch ohne Hilfe mit eigener Maschine unter Vollgas über die Sandbank schieben können, aber so war es auf jeden Fall sicherer.

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Die letzte Etappe

Heute habe ich auf der Insel Utila aus Honduras ausklariert und bin auf dem Weg nach Guatemala, wo ich die Sutje im Rio Dulce für die Hurrikansaison an Land stellen will.

Utila ist eine kleine flache Insel mit vielen bunten Shops und lauten Kneipen. Hier ist ein Treffpunkt der internationalen Backpacker-Gesellschaft, die ihre Tage mit Tauch- oder Schnorchelausflügen zu den vielen Riffs verbringen und abends die Gastronomie bevölkern. Auch gibt es hier, wie auf Guanaja und Roatán, eine beachtliche Expat-Community.

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Schwaben in Honduras

Die Insel Guanaja gehört neben Roatan und Utila zu den Bay Islands im Golf von Honduras. Liest man sich die Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amts zu Honduras durch, kommt man zu dem Schluß, besser einen Bogen um Honduras zu machen. Seit mehr als einem Jahr besteht dort ein Ausnahmezustand zur Bekämpfung der Bandenkriminalität. Dazu kommt die allgemein hohe Kriminalität in Mittelamerika. Und das Thema Drogen ist auch hier präsent, da Honduras auf der Transportroute von Kolumbien in die USA liegt.

Auf Gunaja ist davon glücklicherweise überhaupt nichts zu spüren. Im Schiff muss man sich nachts nicht verbarrikadieren. Auch das Dinghy habe ich nie festgekettet, ohne dass es weggekommen ist.

Guanaja mit seinen gut 5000 Einwohnern besteht aus einer großen Hauptinsel, die nur in den Uferregionen besiedelt ist, vielen teils bewohnten, teils unbewohnten kleinen Inselchen sowie der „Dorf“insel Bonacca. Diese Insel ist komplett bebaut. Hier leben die meisten Bewohner und hier sind fast alle Geschäfte. Jeden Mittwoch kommt das Versorgungsboot vom Festland. So sind am Donnerstag die Regale im Supermarkt wieder voll und die Obst- und Gemüsehändler haben mehr als Kartoffeln und Kochbananen.

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Jan alleine unterwegs

Mittlerweile ist Petra seit knapp zwei Wochen in Deutschland und genießt dort Kälte, Nieselregen und blühenden Flieder.

Nach ihrer Abreise hatte ich noch ein paar schöne Tage auf Providencia, während der Wind für eine Weiterreise nach Guanaja/Honduras noch nicht gepasst hat. Auch hatte ich den markanten Split Hill, eine von drei möglichen Wanderungen auf der Insel noch nicht gemacht, was ich jetzt nachholen konnte.

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Die zwei Seiten von Panama

Die Fahrt von Kolumbien nach Panama verlief zügig, angenehm und ereignislos. Mit Andrin als drittem Crewmitglied an Bord war die nächtliche Wachzeit mit vier Stunden überschaubar. Planmäßig mit dem Morgengrauen kam die panamaische Küste in Sicht. Unser Ziel war Puerto Obaldia ganz im Osten von Panama an der Grenze zu Kolumbien. Hier wollten wir einklarieren, was sich leider als problematisch erwies. Direkt vor Obaldia konnten wir nicht ankern, da eine ziemliche Welle in die Bucht stand, bei der wir nie ohne Blessuren ins Dinghy oder mit dem Dinghy an Land gekommen wären. Also weiter in die nächste Bucht, die ruhig und geschützt sein sollte. Von hier wollten wir uns mit einem Lancha (das sind die typischen Verkehrsmittel in der Gegend – lange offene Boote mit vielen Außenborder-PS) nach Obaldia bringen lassen.

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