Winterpause

Wie im letzten Beitrag berichtet, haben wir deutlich länger in Yarmouth verbracht als geplant. Wir wollten einen sicheren Liegeplatz haben, wenn der Hurricane Erin auf See durchzieht. Und der Platz war sehr sicher, wir haben bis auf einen eindrucksvollen Himmel nichts mitbekommen.

Nach ein paar Tagen haben dann Windvorhersage und Tide gepasst, um Cape Sable zu umrunden. Wie viele Kaps, so kann auch dieses letzte Kap vor der Winterpause recht ungemütlich werden. Es stehen bis zu vier Knoten (sieben km/h) Strom, die man – gemeinsam mit dem Wind – gerne von hinten hat. Leider passten Wind und Wetter nicht ganz zur Vorhersage. Der Wind blieb komplett aus, dafür hatten wir pottendichten Nebel. Aber auch ohne Wind wurden wir wegen des Stroms am Kap in großen, steilen Wellen kräftig durchgeschüttelt.

Das vorletzte Ziel war Lunenburg, eine hübsche kleine Stadt mit bunten Häusern, die unter UNESCO-Welterbe steht. Der Ort wurde 1753 gegründet und hat heute noch die städtebauliche Struktur von damals, und viele alte Gebäude blieben erhalten. Entsprechend ist Lunenburg ein ziemlicher Touristenmagnet, aber sehr schön

Und dann waren wir schon am Zielort, der Werft in der St. Margarets Bay in der Nähe von Halifax, wo die Sutje den Winter über bleiben wird. Ein paar Tage durfte sie noch am Steg im Wasser bleiben, bis es dann in den Kran und an Land ging, wo jetzt die übliche Werkelei stattfindet.

Dass die Werft in Guatemala einen ziemlich guten Job beim Lackieren des Überwasserschiffs gemacht hat, konnten wir täglich sehen. Spannend war aber der Zustand des Unterwasserschiffs. Auch das war in einem tadellosen Zustand. Mit einer Ausnahme – um aus dem Rio Dulce in Guatemala herauszukommen, muss man über eine flache Sandbank. Dazu hatten wir ja zwei Schlepper gebucht – einen der uns zieht und einen anderen, der uns seitlich kippt, um den Tiefgang zu reduzieren. Der hat uns aber leider nicht genug gekippt, so dass der Kiel durch den Sand gezogen wurde. Aber es hat auf zwei Meter Länge nur einen schmalen Streifen Anstrich gekostet.

Und auch das Thema Stopfbuchse/Wellenlager scheint endlich gelöst zu sein. Zwei Werften in Holland, eine Werft auf Grenada und die Werft in Guatemela haben es nicht geschafft, die Schraubenwelle richtig zu zentrieren. Das hat immer wieder zu vorzeitigem Verschleiß bei der Stopfbuchse und dem Wellenlager geführt. Nachdem wir den Mechaniker in Guatemala nicht nochmal ranlassen wollten, blieb nichts anderes übrig, als es selbst zu machen. Und es hat funktioniert, null Verschleiß nach den vielen Stunden Motorfahrt an der US-Küste. Manchmal muss man doch mal Dinge probieren, von denen man eigentlich keine Ahnung hat.

Neben den Arbeiten bleibt aber ab und zu auch mal etwas Zeit für einen Ausflug, z.B. nach Peggy’s Cove, einem kleinen Fischerort, der heute im Wesentlichen vom Tourismus lebt. Hier soll angeblich der am meisten fotografierte Leuchtturm der Welt stehen – sagen zumindest die Kanadier. Aber fotogen ist der Ort. Ich musste gleich noch einmal hinfahren, diesmal frühmorgens zum Sonnenaufgang, um auch Bilder ohne Menschenmengen machen zu können.

So, und damit melden wir uns ab in die Winterpause und bedanken uns für Eurer Interesse und die vielen Kommentare. Mai/Juni 2026 geht es weiter.

Immer noch Mexiko

Lange ist nichts passiert auf dem Blog, denn sooo viel gab es auch nicht zu berichten. Wir sind immer noch auf Isla Mujeres und warten auf brauchbaren Wind, um nach Key West in Florida zu kommen. Der Wind lässt aber leider auf sich warten.

Die Fahrt von Puerto Aventuras nach Isla Mujeres verlief im wesentlichen ereignislos. Spannend war nur kurzzeitig die Querung der Fährroute zwischen der Insel Cozumel und dem Festland. Im Minutentakt sausten die Schnellfähren mit 30 Knoten Speed knapp vor oder hinter uns durch. Aber irgendwie hat es gepasst.

Cancun, das auf dem Festland vor Isla Mujeres liegt, kündigte sich schon lange vorher an. Zehn Kilometer vor dem eigentlichen Ort reiht sich eine Hotelburg an die andere. Schön ist anders. Die ganze Touristenecke hier ist erst Anfang der 70er Jahre entstanden. Vorher war Cancun ein verschlafenes Fischernest mit kaum Anbindung an die Aussenwelt. Ende der 60er hatte der damalige mexikanische Präsident die Idee, die Ecke mithilfe von Investoren zu entwickeln. Der Plan ist aufgegangen. Cancun hat heute fast eine Million Einwohner und etliche Millionen Touristen pro Jahr. Nur irgendeinen Charme mit einzuplanen, hat man leider völlig vergessen.

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Gastbeitrag: Matti in Belize

Vorwort: Matti, der nach seinem Studium gerade mit Rucksack durch Mittelamerika reist, war vor Weihnachten schon ein paar Tage an Bord, um eigentlich mit uns zu segeln. Nach unserem Stopfbuchsenmalheur hatte er die Wartezeit auf das Ersatzteil genutzt, um die Bayinseln von Honduras zu besuchen und dort den Tauchschein zu machen. Kurz vor Silvester reiste er uns hinterher nach Placencia/Belize, wo er wieder angeheuert hat.

Ankunft in Placencia

Von Livingston ging es weiter nach Punta Gorda, wobei ich direkt vom Hostel abgeholt wurde. Das Hostel lag wunderschön am Wasser, und auch die Abwicklung mit der Immigration-Behörde in Guatemala und Belize verlief völlig problemlos. Danach nahm ich den nächsten Bus nach Magrove Creek Inn – endlich wieder in einem der bekannten gelben Schulbusse unterwegs! Sie sind zwar eng (am liebsten würde ich manchmal meine Beine abhacken), aber dafür mit ganz eigenem Charme.

Um von Mangrove Creek nach Placencia zu kommen, musste ich noch mit einem Schnellboot rüber. Alles lief reibungslos, und am Ziel angekommen, funkte ich die „Sutje“ an – Jan holte mich direkt ab. Ich hatte mich schnell auf dem Boot eingelebt, da ich es in Rio Dulce ja schon einmal besucht hatte.

Der erste Abend verlief entspannt: Ich traf mich mit den anderen Seglern, die neugierig waren, wer der neue Passagier auf der „Sutje“ war. Gemeinsam feierten wir ins neue Jahr – das Wetter spielte zum Glück mit!

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Endlich unterwegs

Seit 3 Tagen sind wir nun endlich wieder im Salzwasser und haben den Rio Dulce verlassen. Das ganze Projekt hat sich ziemlich lange hingezogen. Wir mussten zwei Wochen länger auf der Werft bleiben als geplant. Aber zunächst alles von vorne:

Nach unserer ersten Tour durch Guatemala hatten wir ja noch den Besuch der Maya-Pyramidentempel in Tikal auf dem Programm. Von Rio Dulce aus ging es dafür 5 Stunden mit dem vollgepackten Collectivo-Kleinbus Richtung Norden zur Insel Flores. Inklusive Klappsitze war mal wieder alles voll besetzt und so schleppte sich der schwach motorisierte Bus nur langsam über die Hügel. Geduld und Demut ist immer gefragt bei derartigen Überlandreisen.

Flores, eine hübsche kleine Stadt auf einer Insel im See, ist lokales Touristenzentrum und Ausgangspunkt für den Besuch von Tikal. Denn Tikal selbst ist Nationalpark und Weltkulturerbe und dort gibt es keine Unterkünfte. So muss man um dorthin zu kommen, dann am nächsten Tag nochmals 2 Stunden im Collectivo verbringen. Aber es lohnt sich. Beeindruckende Tempelbauten und Ruinen der Mayastadt gibt es mitten im dichten Wald zu besichtigen und zu erkunden. Wir haben eine mehrstündigen Führung über das weitläufige Gelände mitgemacht und viel über Götterkult, Lebensweise, technische Fähigkeiten und Niedergang der Maya- Stadt erfahren. Es gab auch genug Zeit, die Tempel und Ruinen selbst zu erklimmen und zu durchwandern.

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Sutje 2.0

Seit über drei Monaten habe ich gemeinsam mit den Werftarbeitern am Schiff gewerkelt, weswegen es auch nichts spannendes zu berichten gab.

Jeden Morgen ging es mit dem Dinghy über den See zur Werft, abends wieder zurück.

Während die Arbeiter sich außen am Schiff mit viel Handarbeit und beeindruckend großer Sorgfalt beschäftigt haben, war ich unter Deck mit Sanierungs- und Umbaumassnahmen unterwegs.

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Fitzcarraldo am Rio Dulce

Erstmal vielen Dank an Reinhard für Deine Assoziation zu Fitzcarraldo. Wer den Film mit Klaus Kinski nicht kennt, findet hier eine Zusammenfassung.

So spektakulär wie im Film war es glücklicherweise aber nicht, über die Sandbank des Rio Dulce gezogen zu werden. Pünktlich zum Hochwasser kamen die beiden Schlepper, kräftige Boote, die für den Schleppbetrieb passend umgebaut waren. Die Leinenverbindungen waren schnell hergestellt und dann ging es ganz sacht ohne Rucken in den Leinen über die Sandbank. Der seitliche Schlepper hat die Sutje nicht mehr als 20° gekrängt, und wir hatten keine Grundberührung. Wahrscheinlich hätte ich mich auch ohne Hilfe mit eigener Maschine unter Vollgas über die Sandbank schieben können, aber so war es auf jeden Fall sicherer.

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