Innen
Bevor es an Renovierung und Umbau von Sutje gehen konnte, stand zunächst das Thema „Aufräumen“ auf der Tagesordnung. Bei der Übernahme hatte das Schiff eine sehr umfangreiche, aber für uns nicht wirklich brauchbare Ausstattung, bestehend aus Waschmaschine, Trockner, Dunstabzug, Fernseher, Receiver, …, die sich dadurch ausgezeichnet haben, ziemlich wild verkabelt worden zu sein.
Auch sonst ist viel Zeit in die Verkabelung geflossen. Viele Meter tote Kabel wurden entfernt, viel ungeeignete Verkabelung ausgetauscht und viele Kabel aufgeräumt. Auch gibt es keine spärlich isolierten Kabel mehr, die in der Bilge auf Metall rumliegen und keine 220V-Kabel, bei denen sich die Isolierung altersbedingt in Auflösung befand.
Daneben ging es an die Renovierung aller Rohre und Schläuche, also
- Erneuerung aller Stehrohre, Seeventile und Lenzrohre durch eine Werft – das war auch dringend notwendig, denn die Lenzrohre waren auf Wasserniveau fast durchgerostet.
- Austausch aller Schläuche – 30 Jahre alte Trinkwasserleitungen haben schon enorm Schleim angesetzt 😉
- Einbau eines Schwarzwassertanks – interessant, dass ein Schiff in europäischen Gewässern so alt werden kann ohne solch einen Tank.
Informationen zur Pantry haben einen eigenen Bereich bekommen, siehe Die Bordküche.
Werkraum
Die Kajüte, in der wir Waschmaschine und Trockner vorgefunden hatten, war eigentlich mit zwei Kojen übereinander ausgestattet.
Zwar wäre die untere Koje auf der die Maschinen standen eine gute Seekoje gewesen, aber da man auf Langfahrt die wenigste Zeit segelt und vermutlich mehr Zeit mit Reparaturen verbringt, haben wir diesen Raum in einen Werkraum mit viel Stauplatz umbauen lassen. Schön, wenn man nicht immer in irgendwelchen Kisten nach Schrauben oder Werkzeugen graben muss, sondern alles leicht zugänglich ist und man genug Platz zu arbeiten hat.
Elektronik
Neben einer neuen Standard-Marineelektronik habe ich einen alten Industrie-PC, der mit 12V-Bordnetz läuft, als zweiten Navigationsrechner verbaut. Auf dem PC läuft die Open Source Software OpenCPN. Schiffsdaten bekommt er über ein NMEA2000-WiFi-Gateway. Per Bluetooth kommuniziert der PC mit dem Pactor-Modem der SSB-Funkanlage und per WiFi mit dem Satellitentelefon. Damit sollten wir das Wetter bekommen oder auch mal kurze E-Mails.
Lange habe ich überlegt, welcher Art von Monitor ich für den PC verwende. Ein 220V-Gerät kam nicht in Frage, denn dann hätte immer der Inverter laufen müssen. 12V-Displays habe ich nur für Industrie-Anwendungen mit entsprechend hohem Preis gefunden. Schließlich bin ich bei Amazon fündig geworden. Dort gibt es von der Fa. Longwil Displays in verschiedenen Grössen, die ihre Spannung über USB bekommen. Also einfach an die USB-Steckdose angeschlossen und Problem gelöst.
Als Kartenmaterial laufen in OpenCPN die preiswerten Seekarten von o-charts.org.
Gute Dienste hat uns auch unsere WiFi-Antenne von Alfa erwiesen. Mit ihr bringen wir auch weiter entfernte Hafen-WLANs zuverlässig ins Innere unseres sonst gut gegen Strahlen abgeschirmten Stahlschiffs.
Raspberry Pi als Backup
Falls die Schiffselektronik z.B. wegen Blitzeinschlag mal ausfallen sollte, liegt in der Schublade als Backup ein Raspberry Pi. Mit geringem Aufwand lässt sich damit ein schönes System aufbauen. Gebraucht werden:
- Der Raspberry Pi selbst – ich habe dafür den Pi 4 mit 4 GB genommen. Die notwendige Software läuft zwar auch auf einem Pi 3, aber relativ langsam.
- Irgendein Gehäuse – ich habe bei Conrad ein Alugehäuse gefunden, das man einfach an eine Wand schrauben kann.
- Die Software von Openplotter – ein Linux mit OpenCPN und anderen kleinen Helferlein. Obwohl das Openplotter-Paket für den Pi 4 erst kurz vor der Installation freigegeben wurde, lief die Inbetriebnahme absolut problemlos. Einfach am PC auf die richtig formatierte SD-Karte kopieren, in den Pi stecken und läuft.
- Ein USB-GSP-Empfänger mit u-blox-Chipsatz – auch hier ging die Inbetriebnahme absolut problemlos. USB reinstecken, den GPS-Empfänger als serielle Verbindung in OpenCPN auswählen, und schon ist die Position da.
- Kartenmaterial – hier gibt es verschiedene Wahlmöglichkeiten, von freien OpenSeamaps (ohne Tiefenangaben) über o-charts Karten bis hin zu teuren Karten z.B. vom NV-Verlag.
- OpenCPN-Plugins je nach Bedürfnissen, z.B. für Wetterrouting, Logbuchführung etc.
Wenn man dann noch ein Tablet hat, lässt sich die Navigation einfach über VNC auch ins Cockpit bringen.
An Deck
Die erste – auch von der Versicherung geforderte – Maßnahme war der Austausch des stehenden Guts unbekannten Alters.
Die vorhandene Besegelung war kaum mehr brauchbar, weswegen wir uns eine neue Garderobe aus Hydra-Net von der Segelwerkstatt Stade gegönnt haben. Und die stehen gut.
Ausserdem gab es Maststufen, um sich nicht mühsam per Winsch in den Mast hochziehen lassen zu müssen. Auf Petras speziellen Wunsch wurde auch die Seereling aus Draht gegen feste Niro-Handläufe ausgetauscht. Ich war erst etwas skeptisch, ob das sein muss, bin im Nachhinein aber froh über Petras Hartnäckigkeit.
Last but not least hat das Heck der Sutje noch eine Pacific-Windsteueranlage bekommen, damit nicht immer der stromfressende Autopilot laufen muss.