Mexiko statt Kuba

Nachdem Matti wieder abgemustert hatte, haben wir am nächsten Tag in Belize ausklariert. Das verlief entgegen aller Erzählungen relativ reibungslos und so konnten wir uns am nächsten Tag aufmachen Richtung Norden. Mit einem letzten Zwischenstopp für die Nacht und einem letzten Schnorcheln am Außenriff von Belize haben wir uns gemeinsam mit drei anderen Schiffen von diesem Land verabschiedet.

Dann ging es am nächsten Morgen früh los durch den schmalen Cut im Riff ins offene Wasser. Der Cut war schon vorab von Achim von der Jojo mit Echolot vom Dinghy aus vermessen worden und so war trotz schlechter Seekarten klar, dass man da gut durchkommt. Ein bisschen schwierig war nur, dass man die Riffe im Gegenlicht der aufgehenden Sonne natürlich nicht sieht. Wir haben es uns einfach gemacht. Achim fuhr als erster los und wir haben sein AIS Signal einfach getrackt und sind seiner Spur dann gefolgt.

Ein wunderschöner erster Segeltag erwartete uns. Viele Delfine, super Wind von der Seite, so dass wir mit 8 Knoten fast Höchstgeschwindigkeit gesegelt sind. Und das ohne viel Welle und ohne Geschaukel.

Unser Ziel war die Isla Mujeres an der Nordost Ecke von Yukatan. Geplant waren 2 Tage für diesen Trip. In der ersten Nacht frischte es auf und wir mussten reffen, aber bis auf ein gebrochene Leine am Schothorn, was schnell gefixt war, lief alles recht geschmeidig. Von anderen Seglern haben wir später jedoch gehört, dass sie schon diese Nacht als extrem unangenehm empfanden und teils in einer Bucht an der mexikanischen Küste Schutz gesucht haben. Mit unserem gutmütigen Schiff hielt sich das aber alles im Rahmen.

Im folgenden Tagesverlauf flaute der Wind dann mehr und mehr ab, so dass wir ab Nachmittag unter Motor fahren mussten. Der Yukatanstrom hat uns dabei mit 1-2 Knoten geholfen und uns angeschoben. Das war hier zwar noch positiv, sollte sich dann aber in der zweiten Nacht als ausgesprochen unangenehm herausstellen. Statt der angesagten 5 Knoten Wind aus Nord, die nachts aufkommen sollten, bekamen wir 30 Knoten. Das war dann Wind voll gegenan und gegen den Strom. Es gab eine sehr ruppige See mit 4 Meter Welle in kurzer Folge. Aufkreuzen geht da nicht mehr und unter Motor vollführte die Sutje einen wilden Tanz. Aus Sicherheitsgründen haben wir uns dann in der Nacht entschieden umzudrehen und abzulaufen. Schlimmstenfalls hätten wir wieder soweit nach Süden zurück gemusst, wie wir den Tag zuvor nach Norden gesegelt sind. Glücklicherweise hatte aber der Hafen in Puerto Aventuras Platz und hat auch auf unsere Anfrage reagiert. So mussten wir nur 50 Meilen wieder zurück und waren am frühen Nachmittag erschöpft aber wohlauf sicher im Hafen.

Allgemein ist es im Moment schwierig, von Belize oder Guatemala aus Richtung Norden wegzukommen. Man hat nicht nur den normalen Nordost Passat, es kommen auch in kurzer Folge Kaltfronten über den Golf von Mexiko aus den USA. In etwa so wie die Tiefs Richtung Irland. Das macht die Sache hier recht anspruchsvoll. Und hat auch zu unserer Entscheidung beigetragen, nicht direkt nach Kuba, sondern erstmal die mexikanische Küste hochzusegeln. Einen enormen Vorteil hat diese Wetterlage aber: es ist angenehm frisch! Wie Sylt im Sommer.

In Puerto Aventuras haben wir am gleichen Tag noch einklarieren können. Mit einem personellen und finanziellen Aufwand, wie wir ihn noch nicht erlebt haben. Vier Personen (Immigration, Customs, Agriculture, Agent) kamen an Bord und haben es sich im Salon mit Stempeln und jeder Menge Kopien von unseren Unterlagen gemütlich gemacht. Das Schiff wurde durchsucht und eigentlich waren sie auch sehr nett, aber dann haben sie uns das gesamte Gemüse und Obst abgenommen. Ist in Bezug auf Schädlinge völlig sinnlos, denn das kam ja von Nebenan aus Belize, aber so sind die Vorschriften. Man darf nur für den Tagesverbrauch dabeihaben und wir hatten natürlich ein bisschen mehr, wie das so bei Langfahrtseglern ist. Das hat mich schon geschmerzt. Im besten Fall hat der Agriculture Mann das mit nach Hause genommen. Gekostet hat das Einklarieren dann 550 US $. Standard, da war keine Strafe für das Gemüse dabei!

Nachdem wir nun so viel für Mexiko gezahlt haben, wollen wir jetzt auch erstmal hier im Land bleiben. Wir müssen dann zwar nochmal das Schiff temporär versteuern, aber die 67 $ sind dann auch nicht mehr so wild. Dann lohnt sich die ganze Invenstition wenigstens.

Wir sind jetzt eine Woche hier in Puerto Aventuras, haben uns erstmal ein wenig erholt und dann das Schiff ausgiebig entslazen und geputzt. Hier gibt es süsses Brauchwasser am Steg und dann kann man mal so richtig saubermachen an Deck. Nach Wochen wor Anker ist das auch notwendig. Und der neue Antirutsch Lack ist zwar super, aber aufwändig in der Pflege. Also haben wir einen halben Tag geschrubbt und dann haben wir in der Nacht Besuch von Waschbären mit maximal lehmigen Pfoten bekommen, Das ganze Schiff haben die erforscht .

Danach haben schöne Ausflüge gemacht. Die unmittelbare Umgebung ist zwar sehr artifiziell, mit vielen Appartements und Hotels in einer Gated Community, aber von hier aus kommt man gut mit dem Collectivo zu Zielen entlang der Küste von Yukatan. Und hier werden wir gut bewacht, die Eingänge zur Gated Community gleichen einem Grenzübergang.

Viele Tipps haben wir dankenswerterweise von unserem Kollegen Lorenz bekommen, der sich in Mexiko sehr gut auskennt. Wir haben Tulum, eine weitere Maya Ruinenstätte an der Küste besucht. Ganz anders als Tikal in Guatemala haben sie dort keine gigantischen Tempel gebaut, sondern eher eine ganz normale Stadt auf einer Klippe errichtet, die gegen Land durch eine Stadtmauer geschützt ist. Fast ein wenig Europäisch. Die Privilegierten Klassen haben innerhalb der Mauern gewohnt und wurden von außen versorgt. Von der Mayastätte kann man direkt runter zum Strand und ich war begeistert. Endlich mal ein wirklich schöner Strand mit toller, langer Brandung, super weichem Sand und recht wenig Leuten. Tolles Wellenbaden.

Baden waren wir dann auch noch in einer Cenote, das sind ausgewaschene große und tief liegende Becken im Kalkgestein, für die diese Region berühmt ist. Das Wasser ist nur ganz wenig salzig und glasklar. Die Fische stören sich nicht an den vielen Badegästen und man kann super schnorcheln. Das ist schon eine geologische Besonderheit, die sehenswert ist.

Gestern haben wir dann noch Puerto Carmen besucht, eine sehr touristische Stadt mit viel Trubel und einem Strand voller Liegen und Sonnenschirme. Amerikaner und Gäste aus aller Welt tummeln sich in der Fußgängerzone zwischen Pubs, Klamotten- und Souvenirläden und man wird überall und ständig angeworben zu konsumieren.

Wir haben uns, wie man das als Segler so macht aber alle Supermärkte angeschaut auf der Suche nach Roggenmehl und sind am Ende sogar fündig geworden und haben gleich vier Kilo erworben. Solche Orte mit ausgeprägter internationaler Gemeinschaft sind immer gut für sowas. Und der Roggen kommt sogar aus Mexiko und ist nicht mal importiert. Jetzt ist das Überleben meines Sauerteigs erstmal wieder für einige Zeit gesichert.

Morgen wollen wieder los und versuchen, nun endlich nach Isla Mujeres zu kommen. Da werden wir wieder in eine Marina gehen, damit das Boot dann auch sicher liegt und wir das Land bereisen können.